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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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bekleideten Etienne so nachgegeben hatte. Meine Reithose zeigte mir sehr deutlich, dass sie bei aller Dehnbarkeit ein wenig eng geworden war. Der lange Wollpullover und die Weste würden das verdecken, aber ich fühlte mich dennoch unwohl, als ich Kylian auf Alhambra näherkommen sah.
    „Hallo. Störe ich dich?“, fragte er kurz bevor er mich erreichte. Giacomo beschnupperte die Stute und ich sah Kylian über die Köpfe der Pferde hinweg an.
    „Nein, wobei solltest du mich stören?“
    Er hob die Schultern. „Keine Ahnung, du wirktest vorhin im Stall schon nicht so, als wolltest du Gesellschaft …“
    „Tut mir leid, ich hatte dich gar nicht wegkomplimentieren wollen. Du bist … ziemlich empfindlich für so was, kann das sein?“
    Er machte eine hilflos aussehende Geste. „Weiß nicht … ich kenne hier außer dir noch niemanden und … na ja, es war vielleicht einfach blöd von mir, zu denken, dass … na ja, dass …“
    „Nein, so blöd war das nicht. Ist vermutlich eher normal …“ Ich lächelte. „Keine Sorge, du nervst nicht.“
    „Wo ist dein Freund? Ich dachte, ihr kommt nach dem Urlaub gemeinsam hierher?“
    Sacrebleu , erst jetzt erkannte ich, wie dämlich meine Lüge diesbezüglich gewesen war. Was blieb mir jetzt? Ich konnte unmöglich die Wahrheit sagen und weiter lügen würde auf Dauer auch nichts bringen.
    „Ich … möchte nicht drüber sprechen, okay? Er ist jedenfalls noch nicht zurück in Tennington und ich weiß nicht, wann er das sein wird.“ Prima, das stimmte und mir konnte egal sein, was er darunter nun verstand.
    „Oh, keine Sorge, ich frage nicht weiter nach. Geht mich ja auch gar nichts an.“
    Erstaunt musterte ich ihn und schwieg. Kylian war extrem vernünftig und erwachsen und er wirkte nun wirklich nicht wie einer der im wahrsten Wortsinne blutrünstigen Delaports. Ich fragte mich, wie er – und vor allem ob er überhaupt – mit der ganzen Sache zu tun haben konnte. Meine Logik warnte mich, dass sich auch hinter dem Harmlosesten ein Monster verbergen konnte. Und auch mein im Grunde positives Gefühl konnte diese Warnung nicht ausblenden.
    „Danke. Sag mal, wie heißt du eigentlich mit vollem Namen?“ Nicht die beste Themenüberblende, aber wohl eine ganz brauchbare, wenn ich ein gewisses Interesse an Fakten zeigen wollte.
    „Kylian Dupries“, sagte er sofort. „Kylian Matthieu Dupries.“
    „Komm, wir reiten weiter und ich frage dich ganz indezent ein wenig aus, okay? Weißt du schon, wer dein Mentor wird?“ Ich trieb Giacomo an und er ritt neben mich.
    „Ist in Ordnung. Und nein, ich weiß es nicht. Dekan Miles sagte, es sei ein jüngerer Schüler, der Name klang schottisch, aber ich habe ihn ehrlich gesagt vergessen.“ Na, da konnte ich ja nur hoffen, dass dieser schottisch klingende Name nicht meiner war! Was dachte sich Stephen eigentlich dabei?
    „Macht doch nichts, du wirst ihn ja treffen. In welchem Quartierhaus bist du gelandet?“
    „In dem in der Mitte, erster Stock. Meine Mitbewohner waren aber vorhin alle noch unterwegs.“
    „Ach, das wird schon. Sind echt alle ganz okay hier.“
    „Ja, ich glaube auch. Hm … magst du mir ein bisschen was über dich erzählen? Wie alt bist du? Was machst du außer Reiten?“
    Ich grinste. „Ich habe neben dem Reiten nur Rugby, Buchclub und Orchester auf dem Plan. Aber ich bin eine Ausnahme.“
    „Oh? Wieso das?“
    „Weil meine Schulnoten gut genug sind.“ Mehr musste ich dazu nicht sagen. Er nickte anerkennend.
    „Irgendwie war klar, dass du ein guter Schüler bist. Du wirkst nicht … na ja, nicht besonders … kindisch, wenn du verstehst.“
    „Wieso sollte ich auch? Ich werde in zwei Wochen siebzehn!“
    „Ah, damit hat sich die Frage auch geklärt. Und wie ist dein Nachname?“
    „MacMillan.“ Indem ich es sagte, wurden seine Augen groß und er starrte mich an.
    „Dann bist du …!“
    „Lass mich raten: dein Mentor.“ Ich seufzte und versprach mir, Stephen nachher mal meine Meinung zu sagen. Ich war Etiennes Mentor, ich konnte nun wirklich keinen zusätzlichen Stress vertragen! Andererseits … vielleicht würde genau diese Nähe dafür sorgen, dass ich das über Kylian erfuhr, was ich wissen wollte?

Kapitel 31
YVES
    Die Tage bis zu meinem Geburtstag, den ich irgendwie nicht feiern wollte – vermutlich, weil ich es nicht mit Etienne konnte – vergingen schleppend langsam.
    Meine Befürchtung hatte sich bewahrheitet, Dekan Miles hatte mich tatsächlich zu Kylians Mentor bestimmt und ich

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