Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
beschloss, das Beste daraus zu machen.
Immer wieder besuchte ich Zachary und fragte nach, ob Etienne mittlerweile im Labor angekommen war, aber es gab keine Neuigkeiten und ich machte mir mehr und mehr Sorgen um ihn.
Von Zachary wusste ich, dass die Anschläge deutlich nachließen und andere Themen die Berichterstattung der Nachrichtenagenturen eroberten.
Ich lag im Geheimversteck auf der Matratze und sah in den Sternenhimmel. Kylian war bis auf die Schulzeiten fast immer mit seinen Wohnpartnern unterwegs, nur im Pferdestall sah ich ihn. Manchmal auch, wenn er dringende Fragen hatte.
Jetzt aber hatte ich Ruhe und Frieden und gönnte mir eine Pause von meinen Grübeleien und ja, auch von meinen aufkommenden Zweifeln. Einmal mehr hatte Zachary recht behalten. Ich reagierte vollkommen unangemessen auf Kylians Nähe und bemerkte irgendwann, als er in der Bibliothek dicht neben mir saß, dass er nicht nur gut aussah und wirklich lieb war, sondern auch noch verdammt gut roch. Er trug kein Parfum und kein Deo. Zumindest roch ich nichts dergleichen, und sein Aftershave war so dezent, dass es kaum einen Geruch zu haben schien.
Wonach er roch, versetzte mich kurzfristig in eine Panik, die ich nicht wollte. Kylian Dupries duftete nach Unschuld .
Ich verschränkte die Arme seufzend hinter dem Kopf und versuchte mir selbst zu erklären, wie das sein konnte.
Natürlich hatte ich die Zachary dargelegten Möglichkeiten nicht vergessen. In den letzten paar Tagen hatte ich sie sogar immer wieder gedanklich erörtert und versucht, die eine oder andere auszuschließen.
Es gelang mir nicht. Noch immer waren alle drei Antworten auf meine grundlegende Frage möglich.
Besonders aber der Umstand, dass er sehr ähnlich roch wie Etienne, machte es mir schwer, klar zu bleiben.
Denn nun bestand die Chance, dass die Verbindung tatsächlich nicht so exklusiv war, wie Etienne dachte, und auch, dass ich nicht nur eine Person schützen musste.
Es wollte mir nicht in den Kopf, aber ich durfte die Fakten nicht ignorieren. Kylian konnte eine weitere reine Seele sein.
Noch ein Seufzen. Diese ganzen Hirnzermarterungsaktionen brachten gar nichts!
Ständig schwankte ich zwischen meinen Wünschen, Etienne endlich wieder bei mir zu haben, und jenen, Kylians Geheimnis zu lüften.
Vielleicht sollte ich doch noch mal seine Gedanken lesen? Vielleicht würde ich dadurch endlich den so heißersehnten Hinweis auf seine Niederträchtigkeit finden? Sacrebleu , was für ein absurder Gedanke! Ich wünschte mir tatsächlich voller Inbrunst, dass Kylian Dreck am Stecken hatte, eine echte Leiche im Keller!
So etwas hatte ich mir bei Etienne nie gewünscht, aber da hatte ich auch keine Zweifel gehegt. Er war der Eine und das würde er bleiben. Ich liebte ihn und vermisste ihn so schmerzhaft, dass ich zwischenzeitlich Schüttelfrost bekam, wenn ich allein hier oben herumlag. Dies hier war unser Versteck, unser Schloss. Hier gehörten wir beide hin und hier durfte ich ihn ohne Hemmungen und Zweifel berühren und spüren.
Ich stöhnte frustriert auf, weil meine Lenden wieder erwachten. Das taten sie gern mal, wenn ich so sehnsüchtig an Etienne dachte. Ich hatte natürlich auch versucht, mir selbst Erleichterung zu verschaffen, aber sobald ich meine Finger um meine Erektion schloss, schrumpfte sie in sich zusammen und ließ mich noch frustrierter zurück.
Das war so bitter! Denn ich merkte mit jedem Tag, der verging, dass ich Zacharys Prophezeiung nicht entkommen konnte. Nicht auf Dauer, nicht, wenn Etienne mir fernblieb!
Ich rollte mich zusammen, schlug mit der Faust auf die Kissen neben mir und erhob mich. Ich musste hier raus. Hier drinnen verstärkten sich meine Gedanken und Sehnsüchte nur. Und wenn ich eines ganz sicher nicht wollte, dann war es, aus lauter Untervögelung mit Kylian zu schlafen!
Wenn er wirklich so nett war, wie ich befürchtete, verdiente er es nicht, so benutzt zu werden. Und wenn er doch ein Ekel war, wollte ich einfach nicht so durch ihn erregt werden!
Ich löschte die Lichter und räumte meine Teetasse weg, dann stiefelte ich durch das Strohlager und überlegte, wohin ich gehen könnte, um meinen Frust loszuwerden.
Meine Füße wussten es offensichtlich besser als ich, denn sie brachten mich in den ersten Stock vom mittleren Quartierhaus.
Auf mein Klopfen an der richtigen Wohngruppe öffnete mir einer von Kylians Mitbewohnern und deutete nach meiner Frage auf die entsprechende Tür, die vom Flur abzweigte.
Ich ging darauf zu
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