Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
Augenblicke den gesamten Campus. Es zwitscherte und kicherte überall – und das keineswegs nur aus weiblichen Mündern. Yves verdrehte die Augen, als die Ersten unsere Bank ansteuerten und er sein Buch seufzend zuklappte. „Wenn du nicht den Rest des Abends damit verbringen willst, Mädchenporträts zu zeichnen, solltest du den Block verschwinden lassen“, warnte er mich, als ich aus dem Augenwinkel etwas Buntes auf uns zukommen sah.
Ich folgte seinem Rat und stöhnte. Nun würde ich das Bild vom lesenden Yves nicht mehr fertigbekommen. Sehr ärgerlich!
„Lassen wir den Ladies die Bank und bringen unser Zeug rauf. Wir müssen eh rüber, um beim Büffet zu helfen.“
Ich nickte und wir grüßten die Mädchen freundlich, bevor wir uns auf den Weg machten.
Im Hof herrschte geschäftiges Treiben. Aus dem Bauch eines Busses förderten die Helfer des Komitees riesige Schüsseln mit Salaten und Körbe mit Brot hervor. Alles wurde zu einem Sammelplatz im Durchgang zum See getragen und ich sah, dass Dekan Miles mit der Direktorin vom Winchurch genau beobachtete, was geschah. Wir grüßten und gingen in unser Quartierhaus, kehrten aber sofort zurück, nachdem wir unsere Sachen abgelegt hatten.
Die Sonne würde erst in ein oder zwei Stunden untergehen, noch malte sie rote und gelbe Streifen auf die lockere Wolkendecke. Wir waren eingeteilt, um die Lagerfeuer vorzubereiten. Das dafür benötigte Holz hatten wir heute Vormittag schon bei den Feuerstellen auf der großen Wiese am See gestapelt, nun mussten wir die ersten Scheite anfeuern, damit später niemand fror.
Für dreihundert Tenningtonschüler und noch einmal ähnlich viele Winchurchmädchen mussten es einige Feuer sein und wir hatten Unterstützung von einer ganzen Garde unserer Mitschüler.
Wir waren die sogenannten ‚Feuerwarte‘. Immer zwei von uns waren den gesamten Abend für eines der Lagerfeuer zuständig, mussten Holz nachlegen und aufpassen, dass niemand zu großen Unsinn trieb.
Yves und ich durften diese Aufgabe zusammen übernehmen, weil er in seiner Eigenschaft als mein Mentor noch immer für mich verantwortlich war. Irgendwie seltsam, dass er ständig Verantwortung für mich übernahm, aber es tat mir gut und ich wusste, er fühlte sich von mir ebenso beschützt. Das hatte er mir gesagt.
Ich lächelte ihn über das schwelende Holz hinweg an und freute mich schon sehr darauf, heute Nacht im schützenden Dunkel diese romantische Stimmung mit ihm gemeinsam erleben zu dürfen.
Der riesige Schwenkgrill, auf dem das Fleisch gegart werden sollte, wurde von den Verbindungslehrern betrieben, die allesamt Schürzen mit echt idiotischen Texten darauf trugen.
Mister Engers, der Physiklehrer, versteckte seine stolzgeschwellte Brust hinter dem Slogan ‚ Teacher by day – Gamer by night ‘ – wir alle kannten sein Laster; nach Unterrichtsschluss fand man ihn in seiner Wohnung auf dem Campus vor einer Videoleinwand, auf die ein Beamer irgendein Beat em up projizierte. Mister Grapp, der Lateinlehrer, kam gänzlich Lateinisch daher und wer von ihm im Laufe des Abends ein Stück Grillgut ergattern wollte, musste ihm seinen Spruch übersetzen. Klar, dass sich die Lösung ‚ Ist das Fleisch nicht willig, war der Geist zu schwach ‘ schnell herumsprach wie eine Parole. Wir hatten eben jede Menge Spaß! Dekan Miles bekam auch eine Schürze, allerdings war auf seiner kein Spruch, sondern der kopflose Körper eines Bodybuilders aufgedruckt. Er lachte, posierte für zahlreiche Kameras und einmal mehr wusste ich, wieso Zachary gewollt hatte, dass ich hierher ging, um meine Schule zu beenden. In dieser Mischung aus Strenge und Spaß konnte man sich einfach nur wohl fühlen.
Die Salate und das frische Brot schmeckten herrlich, ebenso das gegrillte Fleisch. An jedem der Lagerfeuer saßen in buntgemischten Runden satte und zufriedene Schüler. Ich hockte neben Yves und staunte nicht schlecht, als ich meinen ‚Onkel‘ irgendwann am Grill entdeckte. Er stand neben Dekan Miles und sie unterhielten sich. Ich stupste Yves an und nickte zu Zachary. „Guck mal, ob die über mich reden?“
„Finden wir es doch heraus!“, entschied Yves und stand so nahtlos auf, dass ich blinzelte. Er streckte mir seine Hand hin und zog mich hoch, dann warfen wir einen Blick in unsere Feuerrunde und entschieden, dass wir uns sorglos für ein paar Minuten entfernen konnten. Außerdem saß Jeremy bei uns am Feuer, der ein echter Feuerfreak, aber aufgrund seiner Aufgabe als Komitee-Chef
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