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Duft des Mörders

Duft des Mörders

Titel: Duft des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Heggan
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musste, dass sie an ihm vorbeigehen wollte?
Bis nach unten ist es ein weiter Weg
, hatte er zu ihr gesagt. Warum? Er musste doch wissen, welche Wirkung diese Worte in dieser Situation auf sie hatten.
    Als Adam von seinem Verdacht gegen Faxel erzählte, war es für sie unvorstellbar gewesen, dass sich ein Mann wie J.B. auf einen Betrug einließ – ein Mann, der Woche für Woche im
Wall Street Journal
stand und ein liebevoller Vater und Ehemann war. Dann wurde Adam ermordet, und nichts war mehr wie zuvor.
    J.B.s Besuch hatte ihre Zweifel nicht ausgeräumt. Im Gegenteil. Zugegeben, er hatte sie aufgefangen und festgehalten, als sie beinahe hingefallen wäre. Doch der Ausdruck in seinen Augen hatte alles andere als Hilfsbereitschaft signalisiert; dieser Ausdruck hatte gesagt, dass er sie vom Dach hätte stoßen können, wenn er gewollt hätte.
    Sie stellte das Glas ab und überprüfte noch einmal, ob die Wohnungstür wirklich abgeschlossen war. Es half nichts, darüber zu spekulieren, was alles hätte passieren können. Sie musste sich mit irgendetwas beschäftigen, um sich von den Gedanken zu befreien, die ihr unablässig durch den Kopf gingen.
    Ihr fiel ein, dass sich die Weihnachtsdekoration und das teure Geschirr noch im Dachgarten befanden, also eilte sie die Wendeltreppe wieder nach oben, holte die leeren Kartons aus dem Verschlag und begann, alles einzupacken.
    Als sie den letzten Karton schloss, war die Sonne längst untergegangen, und es wurde gleich um einige Grad kühler. Zurück in ihrer Wohnung wollte sie in der Redaktion anrufen, damit die Kartons abgeholt wurden, da klopfte es energisch an der Tür.
    Jenna sah durch den Spion und erblickte Magdi, die ziemlich entsetzt wirkte.
    „Magdi? Was ist los?“ fragte Jenna, als sie geöffnet hatte.
    Magdi hielt ihr eine schwarze Rose hin. „Die lag vor Ihrer Tür“, erklärte sie mit erstickter Stimme.
    Jenna nahm die Rose und sah sich um. „Vor meiner Tür?“
    Magdi nickte, dann erklärte sie mit unheilvollem Tonfall: „Eine schwarze Rose bedeutet Unglück, Jenna.“
    Jenna hatte genug Zeit in der Nähe von Strafverteidigern und Anwälten verbracht, um zu wissen, dass eine schwarze Rose mehr als nur Unglück bedeutete. Sie war das Symbol für den Tod, eine Warnung an den Empfänger, bloß nichts Unbedachtes zu tun, da es ansonsten zu einer Tragödie kam.
    „Wer sollte Ihnen so etwas vor die Tür legen, Jenna?“ fragte Magdi und legte die Stirn sorgenvoll in Falten.
    „Ach, Magdi, das ist doch nur ein dummer Streich“, erwiderte Jenna und zwang sich zu einem Lachen. „Sie wissen doch, was Kindern alles einfällt, wenn sie Langeweile haben.“ Noch während sie sprach, wanderte ihr Blick zum Aufzug. Als J.B. gegangen war, hatte die Rose noch nicht hier gelegen. Stammte sie von ihm? War er mit einer neuen Drohung zurückgekehrt, von der er erwartete, dass Jenna sie ernster nahm?
    Ihr kam es vor, als würde sich der lange Stil der Blume durch ihre Haut brennen. „Wollten Sie etwas von mir, Magdi?“
    Die ältere Frau konnte den Blick nicht von der unheilverkündenden Rose abwenden. „Ich habe den grünen Tee aufgesetzt, den Sie so gern mögen. Ich dachte, Sie würden vielleicht auf eine Tasse rüberkommen.“
    Jenna war nicht nach einer Teestunde zu Mute. Sie musste raus, sie musste irgendwohin, wo sie sich sicher fühlte und wo sie in Ruhe über ihre nächsten Schritte nachdenken oder entscheiden konnte, ob sie überhaupt einen nächsten Schritt wagen würde. War das nicht die Botschaft, die diese Rose vermitteln sollte? Nämlich nichts mehr zu unternehmen?
    „Das ist nett von Ihnen, Magdi, aber heute Abend habe ich keine Zeit. Vielleicht nächstes Mal?“
    „Einverstanden.“ Wieder sah Magdi auf die schwarze Rose. „Aber geben Sie auf sich Acht, Jenna, bitte.“
    „Das werde ich.“
    Das idyllische Städtchen Katomah, eine Autostunde nördlich von Manhattan gelegen, war ein Musterbeispiel für eine amerikanische Kleinstadt. Mit seinem geschäftigen Stadtkern, den historischen Bauten und der direkten Verbindung nach Manhattan war Katomah als Wohnort ungemein attraktiv.
    In dem großen, im Kolonialstil errichteten Gebäude herrschte seit dem Tod ihrer Mutter eine gewisse Leere, doch Jenna fühlte sich hier nach wie vor wie zu Hause, weshalb sie auch oft herkam.
    Ihr Vater war erfreut, dass sie endlich sein Angebot annehmen wollte, für ein paar Tage zu bleiben. Den Grund für ihre Entscheidung verschwieg sie ihm und behauptete, sie habe eine schwere

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