Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
gesäubert werden musste, bevor ich dort wieder einstreuen würde. Zum Glück gab es zwei Wasserhähne im Stall. Der eine war unten an der Eingangstür beim Waschplatz, der andere bei der Tür, die in die Reithalle führte. Der Wasserhahn bei der Reithalle lag näher.
Ich holte den langen Schlauch aus der Gerätekammer mit dem Hochdruckreiniger. In jeder Box gab es ein leichtes Gefälle und eine Abflussrinne, die mit einem engmaschigen Gitter abgedeckt war. Für die Aktion hob ich das Gitter ab, damit das Wasser möglichst schnell abfließen konnte. Als ich den Hochdruckreiniger anmachte, hörte ich einen Schrei aus der Halle. Erschrocken brach ich ab und rannte zur Halle. Ein Blick reichte mir, um die Situation zu erfassen. Der Rappe stand in der Ecke der Halle, die am weitesten von der Box entfernt lag, an der ich gearbeitet hatte. Melanie saß auf dem Boden und rieb sich den rechten Arm. Ich öffnete die Tür und lief zu Melanie.
„Alles klar mit dir?“
Sie nickte. „Ich glaube schon.“
Meine Hand zitterte, als ich sie berührte und vorsichtig ihren Arm abtastete. Wie kannst du nur so dumm sein, schalt ich mich selbst.
„Es tut mir leid. Ich hatte ganz vergessen, dass du mit dem Pferd in der Halle bist.“
„Macht nichts. Auf so was muss man ja als Reiter immer vorbereitet sein.“ Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
Ich sah sie an, und dann lachten wir beide los. Im Grunde gab es dafür gar keinen Anlass, aber es tat uns gut, und die Anspannung, die mich seit heute Morgen hatte verkrampfen lassen, löste sich.
Melanie sah an mir vorbei. Lachtränen liefen ihr die Wange runter. „Na, Lady, wunderst du dich, was wir beide hier unten machen, hm? Komisch, da hast du nur eine Reiterin auf dem Rücken, und jetzt liegen zwei im Dreck.“ Sie kicherte wieder.
Ich fühlte den warmen Atem des Pferdes in meinen Nacken. Es war ein angenehmes Gefühl, vor dem ich seltsamerweise nicht zurückschreckte. Vorsichtig drehte ich mich um, hielt dem Pferd meine dreckige, nach Mist stinkende Hand hin. Sie schnupperte interessiert dran. Vielleicht ist es ja ihr eigener Mist, dachte ich. Vorsichtig berührte ich ihre warmen, weichen Nüstern. Die Tasthaare von den Nüstern kitzelten auf meiner Hand. Ich streichelte ihre Stirn, woraufhin das Tier den Kopf wegzog und ihn schüttelt. Die Berührung des Pferdes, seine Nähe sendete ein prickelndes Gefühl durch meinen Körper, gleichzeitig hätte ich losheulen können. Das angenehme Gefühl überwog aber.
„Sie mag Sie.“
„Du kannst ruhig du zu mir sagen.“ Damit revidierte ich zwar ein wenig meine Stellung, doch ich spürte auch, dass Melanie und ich eine gemeinsame Basis besaßen, die das Arbeiten angenehm gestalten würde.
„Okay, die Box muss ausgespritzt werden. Ist sie immer so schreckhaft, oder habe ich sie mit dem Geräusch einfach total überrascht?“
„Lady ist schreckhaft und denkt, überall lauern irgendwelche Monster. Manchmal kann ich eine Ecke ohne Probleme mit ihr reiten, dann mache ich das Ganze von der anderen Seite, und, zack, scheut sie.“
„Okay. Dann mach den Sattel und das Zaumzeug ab.“
„Aber wieso?“ Melanie sah mich erstaunt an.
„Weil ich es sage“, antwortete ich schlicht.
Melanie ging zu dem Pferd, löste den Sattel und dann das Zaumzeug. Ich nahm ihr beides ab und trug es zum Ausgang. Lady fing an, in der Halle zu traben, schüttelte sich. Die Nase tief auf dem Boden, mit dem Schweif schlagend, suchte sie sich einen Platz. Als sie ihn gefunden hatte, wälzte sie sich auf dem Boden. Lächelnd sah ich ihr zu. Nachdem sie ihren Körper einmal komplett herumgewälzt hatte, drehte sie sich erneut auf den Rücken und schubbelte in schlangengleichen Bewegungen auf dem Sandboden. Zuletzt stand sie auf und schüttelte sich, mit tiefen, zufriedenen Brummlauten. Auch Pferde haben ihre Art, Anspannungen loszuwerden, dachte ich, nur können sie nicht lachen. Eine tiefe Wärme machte sich in mir breit, jetzt gab es kein Zittern mehr in mir.
„Pass auf, ich mache jetzt den Hochdruckreiniger an, und du lässt sie einfach machen.“ Melanie nickte.
Ich packte das Sattelzeug in die Sattelkammer. An einem Holm, der leer war, stand Lady Star. Während ich die Schutzhülle über das Leder zog, wanderte mein Blick fast automatisch hoch zu dem Holm ganz rechts oben. Meine Bewegung erstarrte. Der Haken war nicht leer. Mein Sattel lag darauf, mit einer Schutzhülle, auf der zentimeterhoch der Staub lag. Flying High stand immer noch
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