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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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hast du gesehen?«
    Dennoch wurden all diese wirbelnden Gedanken von der Tatsache verdrängt, daß sich mit ihrem Sohn der alte Traum der Bene Gesserit endlich erfüllt hatte: er war der Kwisatz Haderach, der Mann, der an vielen Orten zugleich sein konnte. Es war seltsam, daß sie sich darüber nicht freute.
    »Was ist geschehen?« wollte Chani wissen.
    Jessica schüttelte nur apathisch den Kopf.
    Paul sagte: »In jedem von uns existieren Kräfte der Vergangenheit. Sie können sowohl geben als auch nehmen. Es ist nicht schwierig für einen Menschen, sich jenen Kräften zu stellen, die nehmen. Aber es ist fast unmöglich, sich den gebenden Kräften zu stellen, ohne sich dabei in etwas zu verwandeln, das nichts Menschliches mehr an sich hat. Für eine Frau ist die Situation genau umgekehrt.«
    Jessica schaute auf und sah, daß Chani sie anstarrte und Paul dabei zuhörte.
    »Verstehst du, was ich damit sagen will, Mutter?« fragte er.
    Jessica konnte nichts als nicken.
    »Diese Kräfte sind so tief in uns«, fuhr Paul fort, »daß sie beinahe jede Zelle unserer Körper beherrschen. Wir sind von diesen Kräften umgeben. Man kann sich sagen ›Ja, ich kann mir vorstellen, wie eine solche Sache funktioniert‹, aber wenn man in sein Innerstes hineinsieht und der ungezügelten Kraft seines Selbst ungewappnet gegenübersteht, kann man dem dunklen Punkt nicht mehr entkommen. Man versteht, daß es einen überwältigen könnte. Für den Geber ist die nehmende Kraft die größte Gefahr. Und umgekehrt.«
    »Und du, mein Sohn«, fragte Jessica erschöpft, »bist du nun derjenige, der gibt, oder der, der nimmt?«
    »Ich befinde mich auf einem Drehpunkt«, erwiderte Paul. »Ich kann nicht geben, ohne zu nehmen – und nicht nehmen, ohne ...«
    Er verstummte und schaute die Wand zu seiner Rechten an.
    Chani spürte einen leichten Luftzug an der Wange und wandte sich um. Die Vorhänge zum Nebenraum bewegten sich leise.
    »Es war Otheym«, sagte Paul. »Er hat uns zugehört.«
    Seine Worte machten Chani klar, daß er unter seinen hellseherischen Fähigkeiten litt. Otheym würde über das, was er gesehen und gehört hatte, mit den anderen reden, und diese würden eine neue Legende weben, die sich mit der Schnelligkeit eines Steppenbrandes über das Land verbreitete. Paul Muad'dib ist anders als andere Menschen, würden sie sagen. Jetzt gibt es keinen Grund mehr, daran zu zweifeln. Er ist ein Mensch, aber trotzdem sieht er durch das Wasser des Lebens. Wie eine Ehrwürdige Mutter es kann. Er ist wirklich der Lisan al-Gaib.
    »Du hast die Zukunft gesehen, Paul«, bemerkte Jessica. »Willst du uns sagen, was du zu Gesicht bekamst?«
    »Es war nicht die Zukunft«, sagte Paul, »sondern die Gegenwart.« Er versuchte, sich gegen die Liege abzustützen, um eine sitzende Stellung einzunehmen, und wies Chani zurück, als sie Anstalten machte, ihm dabei zu helfen. »Der Raum über Arrakis ist voller Gildenschiffe.«
    Die Absolutheit, mit der er dies sagte, brachte Jessica zum Frösteln.
    »Und der Padischah-Imperator ist ebenfalls dort«, fuhr Paul fort. Er warf einen Blick an die Decke. »Bei ihm ist seine alte Wahrsagerin und fünf Legionen seiner Sardaukar, der alte Baron Harkonnen und Thufir Hawat. Harkonnen hat sieben Schiffsladungen seiner Leute mitgebracht. Jedes der Hohen Häuser hat ein Truppenkontingent geschickt. Sie umkreisen den Planeten und warten.«
    Chani schüttelte, unfähig, den Blick von Paul zu wenden, den Kopf. Die Art, in der er sprach, sein ganzes Benehmen erfüllte sie jetzt mit Schrecken.
    Jessica schluckte, ihre Kehle war wie ausgedörrt. »Auf was warten sie?«
    Paul sah sie an. »Auf die Landeerlaubnis der Gilde. Sie hat angedroht, jedes Schiff auf Arrakis zu vernichten, das vorzeitig zur Landung ansetzt.«
    »Bedeutet das, die Gilde beschützt uns?« fragte Jessica erstaunt.
    »Beschützt uns? Die Gilde ist selbst schuld am derzeitigen Zustand. Weil sie die unglaublichsten Geschichten über uns mitverbreitet hat, blieb ihr nichts anderes übrig, als die Charterkosten für Truppentransporte soweit zu senken, daß nun sogar die ärmsten Häuser an diesem Feldzug teilnehmen können. Sie alle warten darauf, uns auszunehmen.«
    Jessica wunderte sich darüber, daß Pauls Worte nicht die geringste Bitterkeit enthielten. Er sprach sachlich, genauso wie in jener Nacht, als sie über den Pfad geschritten waren, der sie zu den Fremen gebracht hatte.
    Paul atmete tief ein und sagte: »Du mußt eine größere Menge Wasser für uns

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