Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
paßte sehr gut in die Rolle. Er konnte dieses Asylgesuch nicht verweigern. Sie würde sich auf ihre Gehorsamspflicht gegenüber ihrem Vater berufen.
    »Ich werde Harah mitnehmen, Stilgars Frau«, sagte Paul. »Sagen Sie uns, wo wir Ihren Vater antreffen können.«
    »Können Sie Stilgars Frau vertrauen?«
    »Ich weiß es.«
    »Aber ich weiß es nicht.«
    Paul bezwang seine Gereiztheit und Ungeduld. Nach kurzem Überlegen fragte er: »Lebt Ihre Mutter?«
    »Meine leibliche Mutter ist den Weg zu Shai-Hulud gegangen. Meine zweite Mutter lebt noch und sorgt für meinen Vater. Warum, Herr?«
    »Sie ist von Sietch Tabr?«
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich an sie«, sagte Paul. »Sie wird an Chanis Stelle dienen.« Er winkte Bannerjee. »Lassen Sie das Mädchen von Wärtern in ein geeignetes Quartier bringen.«
    Bannerjee nickte. Wärter: dieses Schlüsselwort bedeutete, daß die Frau unter besondere Bewachung gestellt werden mußte. Er nahm ihren Arm. Sie leistete Widerstand.
    »Wie werden Sie zu meinem Vater gehen?« fragte sie.
    »Sie werden den Weg Bannerjee beschreiben«, sagte Paul. »Er ist mein Freund.«
    »Nein! Mein Vater hat es befohlen! Ich kann nicht!«
    »Bannerjee?« fragte Paul. »Können Sie sich vielleicht erinnern?«
    Bannerjee dachte nach. Paul sah, wie der Mann in seinem enzyklopädischen Gedächtnis nachforschte, das ihm geholfen hatte, seine Vertrauensposition zu erreichen. Schließlich sagte Bannerjee: »Ich kenne einen Führer, Herr, der Sie zu Otheym bringen kann.«
    »Dann werde ich allein gehen.«
    »Herr, wenn ...«
    »Otheym will es so«, sagte Paul mit notdürftig versteckter Ironie.
    »Herr, es ist zu gefährlich«, protestierte Bannerjee.
    »Auch ein Herrscher muß gelegentlich ein Risiko auf sich nehmen«, sagte Paul. »Die Entscheidung ist gefallen. Tun Sie, wie ich Ihnen gesagt habe.«
    Widerwillig zog Bannerjee die junge Frau aus dem Raum. Scytale folgte friedfertig.
    Paul betrachtete den leeren Bildschirm an der Wand, ohne ihn zu sehen. Es war ihm zumute, als warte er auf den Einschlag eines Meteoriten, den ein blindes Geschick aus weiter Ferne auf diese Stelle lenkte.
    Sollte er Bannerjee über den wahren Charakter des Botenmädchens aufklären? Er entschied sich dagegen. Ein solches Ereignis war nicht Bestandteil seiner Vision gewesen. Jede Abweichung barg die Gefahr überstürzter Gewalttätigkeit in sich. Ein Moment der Zuflucht mußte gefunden werden, ein Stützpunkt, wo er sich durch Willenskraft aus der Vision herauslösen konnte.
    Wenn ein solcher Moment existierte ...

16
     
Gleichgültig, wie komplex oder exotisch die menschliche Zivilisation wird, gleichgültig, welche Entwicklung die Gesellschaft und ihre Technik nehmen werden: immer wieder wird es zu Zwischenakten einsamer Macht kommen, in denen das Leben der Menschheit und sogar ihre Zukunft von den relativ einfachen, weithin instinktgeleiteten Entscheidungen und Handlungen einzelner Individuen abhängen.
aus dem »Tleilaxu Godbuk«
     
     
    Als er die hohe Fußgängerbrücke von seinem Palast zum Verwaltungsgebäude des Qizarats überquerte, verstellte Paul Muad'dib seinen Gang durch ein zusätzliches Hinken. Es war kurz vor Sonnenuntergang, und er bewegte sich durch tiefe Schatten, die ihn neugierigen Blicken fast entzogen, aber ein scharfäugiger Beobachter mochte noch immer etwas in seiner Haltung ausmachen, das ihn identifizierte. Er trug einen Schild, aber er war nicht aktiviert; seine Berater hatten gefunden, daß die schimmernde Energieaureole Verdacht wecken könnte.
    Paul blickte nach links. Über dem Sonnenuntergang hingen Staubwolken in weit auseinandergezogenen Bänken. Der Wind wehte von der Wüste herein, eine austrocknende Brise, die ihn veranlaßte, seinen Destillanzug zu verschließen.
    Er war nicht wirklich allein hier draußen, aber das Netz der Sicherheitsorgane war nicht mehr so locker um ihn gewesen, seit er aufgehört hatte, bei Nacht allein durch die Straßen zu wandern. Ornithopter mit Nachtsichtgeräten kurvten in anscheinend wahllosen Bewegungen hoch im Himmel, und sie alle waren über einen in seiner Kleidung versteckten Sender mit ihm in Verbindung. Agenten in Zivil waren in die Stadt ausgeschwärmt, nachdem sie den Herrscher in seiner Verkleidung gesehen hatten: Destillanzug und Wüstenstiefel, dunkel getönte Gesichtsfarbe, die Wangen mit eingeschobenen Plastikwölbungen künstlich verdickt.
    Als er das andere Ende der Brücke erreichte, blickte Paul zurück und sah eine Bewegung neben dem

Weitere Kostenlose Bücher