Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
kein leuchtendes Beispiel für eine Frau, die den Anweisungen der Schwesternschaft Folge leistet.« Ohne Jessicas Reaktion abzuwarten, wandte Stokiah sich wieder Tessia zu. »Nach Begutachtung der Blutlinien in unserem Zuchtarchiv benötigen wir verschiedene Rekombinationen deiner Gene. Hiermit wirst du nach Wallach IX zurückbeordert, damit du bestimmte Kinder zur Welt bringst.«
Jessica bemerkte, wie gut Stokiah die Ruhe bewahrte. Doch Tessia errötete. »Meine Gebärmutter ist kein Werkzeug, das Sie nach Ihrem Belieben benutzen können. Ich liebe Rhombur. Er ist mein Ehemann, und ich werde Ihnen nicht als Zuchtstute dienen.«
Die andere Ehrwürdige Mutter im Gefolge, die kleinste der drei Frauen, versuchte einen besänftigenden Tonfall anzuschlagen. »Von Ihnen wird keine enge Bindung verlangt. Es geht nur um drei Töchter, die von verschiedenen Vätern gezeugt werden sollen.« Sie klang so vernünftig, als würde sie Tessia um nicht mehr bitten, als ein anderes Gewand anzulegen. »Rhombur wusste, dass Sie eine Bene Gesserit sind, als er Sie als seine Konkubine erwählte. Er wird dafür Verständnis haben, und wir haben Sie bisher um sehr wenig gebeten.«
Jessica spürte die Verpflichtung, ihrer Freundin zu Hilfe zu kommen. Sie zitierte das Bene-Gesserit-Motto mit tonlosem Sarkasmus: »Wir leben, um zu dienen.«
Tessia erhob sich. »Ich muss mich jetzt um andere Pflichten kümmern. Ich bin außerdem Ehefrau und Mutter, und all das werde ich nicht im Stich lassen. Wenn Sie das nicht verstehen, sind Ihre Informationen über die menschliche Natur lückenhaft. Ich werde keinen anderen Liebhaber dulden als Rhombur. Dieser Punkt ist nicht verhandelbar.«
Für eine Frau, die ihre Emotionen eigentlich perfekt unter Kontrolle haben sollte, ließ Stokiah ein erstaunlich großes Maß an Verärgerung erkennen. Die anderen beiden Schwestern schienen eher verwirrt über Tessias Reaktion zu sein und wurden blass wie Kalkstein. » Schwester Tessia«, betonte Stokiah die Anrede, »wie es scheint, hast du sehr viel vergessen. Und du riskierst sehr viel, wenn du dich den Bene Gesserit verweigerst.«
»Trotzdem weigere ich mich. Sie haben meine Antwort verstanden. Jetzt gehen Sie bitte.«
Plötzlich zuckten alle zusammen, als Rhombur an der Tür auftauchte. Sein mächtiger Cyborg-Körper wirkte einsatzbereit wie eine geladene Waffe. »Bei der zinnoberroten Hölle, Sie haben meine Frau erzürnt! Das heißt, dass Sie auf Ix nicht länger willkommen sind. Wenn der nächste Heighliner keine freien Kabinen hat, finden wir bestimmt einen Frachtcontainer, in dem genug Platz für Sie drei ist.«
Stokiah nahm Kampfhaltung an, und die anderen beiden Frauen standen ihr zur Seite. Dann vollführte sie überraschenderweise eine knappe Verbeugung. »Wie Sie wünschen. Hier gibt es für uns nichts weiter zu besprechen.«
»Völlig richtig.«
Stokiah und ihre Begleiterinnen entfernten sich wie Schatten, die vor dem Licht flüchteten. Jessica empfand Wut und Besorgnis. »Es tut mir leid, dass du das über dich ergehen lassen musstest.«
»Die Schwesternschaft hat uns zumindest gelehrt, stark zu sein.« Tessia drückte sich gegen ihren Gatten und sagte mit heiserer Stimme: »Ich liebe dich so sehr, Rhombur.«
Er schloss sie in seine mächtigen Cyborg-Arme. »Ach, daran habe ich keinen Augenblick lang gezweifelt.«
Als Suk-Arzt hatte Dr. Wellington Yueh gelernt, seine Gefühle zu beherrschen. Er war sachlich, logisch und ehrlich, aber nicht verletzlich. Seine Persönlichkeit machte ihn zum perfekten Partner seiner Bene-Gesserit-Frau Wanna, die genauso gut darin war, ihre Gedanken und Emotionen zu deckeln, zumindest in der Öffentlichkeit.
Doch als er die Ankunft der drei Schwestern am Großen Palais beobachtete – und eine von ihnen als Wanna erkannte, die er nach sehr langer Trennung zum ersten Mal wiedersah –, machte sein Herz einen Satz. Fast wären seine Barrieren zusammengebrochen. Aber nur fast. Während seines fleißigen Dienstes als Rhomburs Leibarzt versuchte er oft zu vergessen, wie sehr sie ihm fehlte, und redete sich ein, dass ihre Beziehung ein stabiles Fundament hatte, ganz gleich, wie lange sie getrennt waren.
Und nun war sie auf Ix eingetroffen. Dass sie der Bene-Gesserit-Delegation angehörte, die hier und jetzt zugegen war, konnte kein Zufall sein. Doch er setzte Graf Rhombur nicht davon in Kenntnis, nicht bevor er erfahren hatte, warum sie hier war. Er wünschte sich, dass sie gekommen war, um ihn zu sehen ...
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