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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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kann die Wahrheit sagen, und sie dient trotzdem meinem Gott!
    »Ich will dir zeigen, was ich in diesen Büchern gefunden habe«, sagte Siona. Sie deutete auf ein paar auf dem Tisch liegende Blätter, die aussahen, als seien sie aus gewöhnlichem Papier. »Das war zwischen den Seiten versteckt.«
    Nayla umrundete den Tisch und begutachtete den Fund.
    »Zunächst einmal dies.« Siona hielt etwas hoch, das Nayla noch gar nicht bemerkt hatte. Eine dünne Strähne ... und etwas, das aussah wie ...
    »Eine Blume?« fragte Nayla.
    »Dies befand sich zwischen zwei Papierblättern. Auf dem Papier selbst stand das.«
    Siona beugte sich über die Tischplatte und las vor: »Eine Strähne aus Ghanimas Haar und eine Sternblumenblüte, die sie mir einst gebracht hat.«
    Siona sah zu Nayla auf und sagte: »Damit hat sich unser Gott-Kaiser als Gefühlsmensch zu erkennen gegeben. Das ist eine Schwäche, die ich gar nicht erwartet hätte.«
    »Ghanima?« fragte Nayla.
    »Seine Schwester! Erinnere dich an unsere mündlich überlieferte Geschichte.«
    »Oh ... oh, ja.« Das Gebet an Ghanima.
    »Und jetzt hör dir das an!« Siona nahm ein anderes Blatt an sich und las vor:
     
»Der Sandstrand so grau wie die Wange eines Toten,
Die grünen Gezeiten reflektieren das Wolkengewirr,
Ich stehe am dunkelfeuchten Gestade.
Kalter Schaum wäscht meine Zehen.
Ich rieche Treibholzrauch.«
     
    Wieder schaute Siona zu Nayla auf. »Dies wurde identifiziert als ›Worte, die ich schrieb, als ich von Ghanimas Tod erfuhr‹. Was hältst du davon?«
    »Er ... er hat seine Schwester geliebt.«
    »Ja. Er ist also zur Liebe fähig. Oh, ja! Und damit haben wir ihn.«

4
     
Manchmal gestatte ich mir Expeditionen in Bereiche, in die kein anderer vordringen kann. An der Achse meiner Erinnerungen lasse ich mich in mich selbst hinab. Wie ein Schulkind, das einen Ferienausflug beschreiben muß, wähle ich mir ein Thema. Nehmen wir zum Beispiel – weibliche Intellektuelle! Ich versenke mich in das Meer meiner Ahnen. Ich bin ein großer, schwingenbewehrter Fisch, der die Tiefen durchstreift. Mein Bewußtseinsschlund klafft auf ... Ich wühle im vollen! Manchmal ... manchmal jage ich hinter speziellen Persönlichkeiten der Geschichte her. Welch herrlicher Spaß es doch ist, das Leben einer solchen Person nachzuleben, während ich den akademischen Dünkel, der angeblich einer Biografie wert war, verspotte.
Die gestohlenen Journale
     
     
    Von trauriger Resignation erfüllt, stieg Moneo in die Krypta hinab. Er konnte sich dem, was nun von ihm verlangt wurde, nicht widersetzen. Der Gott-Kaiser verlangte nach einer kleinen Zerstreuung, um über den Verlust des letzten Duncans hinwegzukommen. Aber das Leben ging weiter ... und weiter ... und weiter ...
    Lautlos glitt der auf ixianischer Baukunst basierende Lift nach unten. Einmal, nur einmal hatte der Gott-Kaiser seinem Majordomus zugerufen: »Moneo! Manchmal glaube ich, daß du ein Produkt der Ixianer bist!«
    Moneo spürte, daß der Aufzug anhielt. Die Tür öffnete sich, und er blickte durch die Krypta auf den schattenhaften Rumpf des kaiserlichen Wagens. Nichts deutete darauf hin, daß Leto seine Gegenwart registriert hatte. Moneo stieß einen Seufzer aus und machte sich auf den langen Weg durch die Echos werfende Halle. In der Nähe des Wagens lag ein Leichnam auf dem Boden. Kein Grund für ein déjà vu. Der Anblick war ihm nur allzu bekannt.
    Einmal – Moneo war erst kurz in den Diensten Letos gewesen – hatte der Gott-Kaiser gesagt: »Diese Umgebung behagt dir nicht, Moneo. Das sehe ich deutlich.«
    »Nein, Herr.«
    Moneo brauchte sich kaum anzustrengen, um seine Stimme aus der Vergangenheit noch heute zu hören. Ebenso wie die Antwort des Gott-Kaisers:
    »Du hältst ein Mausoleum wohl nicht für sonderlich komfortabel, Moneo. Für mich ist es eine Quelle unendlicher Kraft.«
    Moneo erinnerte sich daran, daß ihm damals viel daran gelegen hatte, das Thema zu wechseln.
    »Ja, Herr.«
    Aber Leto war nicht davon abzubringen gewesen. »Nur wenige meiner Vorfahren halten sich hier auf. Das Wasser Muad'dibs ist hier. Ghani und Harq al-Ada sind natürlich auch hier, aber sie sind nicht meine Vorfahren. Nein, wenn es überhaupt eine Krypta gibt, in der sich meine Ahnen befinden, dann ist sie in mir. Hier liegen hauptsächlich die Duncans und die Ergebnisse meines Zuchtprogramms. Auch du wirst eines Tages hier liegen.«
    Moneo stellte fest, daß die Erinnerungen sein Tempo verlangsamt hatten. Er seufzte und ging ein

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