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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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beiden blieben einen Augenblick fröstelnd stehen, als die letzte Wärme des Tages der Kälte der Nacht wich. Ja, es würde heute nacht wieder kalt werden, dachte Teg, aber sie würden nur wenig Gelegenheit haben, darüber nachzudenken.
    Das Unerwartete.
    Schwangyu würde nie erwarten, daß sie zu Fuß unterwegs waren und sich noch so nahe bei der Festung aufhielten.
    Taraza hätte etwas mehr Nachdruck in ihre Warnung vor Schwangyu legen sollen, dachte Teg. Schwangyus frecher und offener Ungehorsam der Mutter Oberin gegenüber mißachtete alle Tradition. Ohne zusätzliches Datenmaterial würde die Mentatenlogik die Lage nicht akzeptieren.
    Er erinnerte sich an einen Spruch aus seiner Schulzeit; an einen jener warnenden Aphorismen, die die Logik eines Mentaten zügeln sollten:
    »Wenn man einem Mentaten Occams Skalpell in die Hand drückt, damit er die Details, die vor ihm ausgebreitet sind, herauspräpariert, kann dies zu einem Desaster führen.«
    Also war bekannt, daß die Logik auch versagen konnte.
    Er dachte an Tarazas Verhalten auf dem Gildenschiff und unmittelbar danach. Sie wollte mich wissen lassen, daß ich ganz auf mich allein gestellt bin. Ich muß das Problem auf meine, nicht auf ihre Weise angehen.
    Also mußte die von Schwangyu ausgehende Bedrohung eine echte Bedrohung sein, die er entdecken und der er sich entgegenwerfen mußte. Und er würde – auf sich allein gestellt – mit ihr fertigwerden.
    Taraza hatte nicht gewußt, was aufgrund all dieser Dinge mit Patrin geschehen würde.
    Es interessiert sie nicht besonders, was mit Patrin geschieht. Oder mit mir. Oder Lucilla.
    Aber was ist mit dem Ghola?
    Um ihn muß sie sich doch kümmern!
    Es war nicht logisch, daß sie ... Teg ließ diesen Gedanken wieder fallen. Taraza wollte nicht, daß er logisch vorging. Sie wollte, daß er genau das tat, was er stets getan hatte, wenn er mit dem Rücken zur Wand stand.
    Das Unerwartete.
    Es war also doch eine Logik in all diesen Dingen – nur warf sie alle Beteiligten aus der Sicherheit eines Nestes ins absolute Chaos.
    Und von dort aus müssen wir unser Vorgehen selbst bestimmen.
    In seinem Geist machte sich Betroffenheit breit. Patrin! Verdammt sollst du sein! Du hast es gewußt, aber nicht ich! Was soll ich ohne dich anfangen?
    Teg konnte die Antwort seines alten Kampfgefährten beinahe hören: jene steife und förmliche Stimme, derer er sich stets dann befleißigte, wenn er seinen Kommandanten auf die Schippe nahm.
    »Sie werden Ihr Bestes tun, Bashar.«
    Die kalte Vernunft sagte Teg, daß er Patrin weder jemals in Person wiedersehen noch je wieder seine Stimme hören würde. Trotzdem ... die Vorstellung seiner Stimme blieb ihm. Und die Person existierte weiterhin in seiner Erinnerung.
    »Sollten wir nicht aufbrechen?«
    Es war Lucilla. Dort, wo er unter dem Baum saß, stand sie; nahe bei ihm. Duncan wartete neben ihr. Sie hatten ihr Gepäck geschultert.
    Während Teg unter dem Baum gesessen und nachgedacht hatte, war die Nacht hereingebrochen. Helles Sternenlicht erzeugte verwischte Schatten auf der Lichtung. Teg stand auf, nahm sein Gepäck, bückte sich wegen der niedrigen Äste und kam aus dem Schatten hervor. Duncan half ihm dabei, seine Last zu schultern.
    »Schwangyu wird möglicherweise die gleiche Idee haben«, sagte Lucilla. »Ihre Suchtrupps werden uns hierher folgen. Das weißt du.«
    »Aber erst dann«, erwiderte Teg, »wenn sie der falschen Fährte bis zum Ende gefolgt sind. Kommt!«
    Er führte sie nach Westen, über einen Weg, der zwischen den Bäumen hindurchführte.
    Drei Nächte lang hatte er sie über einen Weg geführt, den er insgeheim »Patrins Gedächtnispfad« nannte. Und jetzt, während der vierten Nacht, schalt er sich selbst, weil er die logischen Konsequenzen von Patrins Verhalten nicht vorhergesehen hatte.
    Ich habe zwar die Tiefe seiner Loyalität gekannt, aber ich habe nicht vorausberechnet, zu welch offensichtlichem Endergebnis sie führen kann. Wir waren so viele Jahre zusammen, daß ich geglaubt habe, ich würde seine Gedanken ebenso kennen wie meine eigenen. Verdammt noch mal, Patrin! Es gab keinen Grund für dich, zu sterben!
    Aber dann mußte Teg sich eingestehen, daß es doch einen Grund gegeben hatte. Patrin hatte ihn gesehen. Der Mentat jedoch hatte es sich nicht erlaubt, ihn zu sehen. Die Logik konnte sich ebenso blind bewegen wie jede andere Befähigung.
    Wie die Bene Gesserit oft behaupteten und bewiesen.
    Also gehen wir. Das erwartet Schwangyu nicht.
    Teg fühlte

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