Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
bestätigt.
»Sie glaubten, Sie würden in den Leuten aus der Diaspora bessere Verbündete finden«, sagte Odrade. »Die Geehrten Matres und andere Hetären dieser Sorte. Ich frage Sie: Verbündet sich ein Slig mit dem Müll?«
Waff hatte diese Frage bisher nur gehört, wie sie in der Khel ausgesprochen wurde. Mit bleichem Gesicht atmete er in kurzen, heftigen Stößen. Die Implikationen ihrer Worte! Er zwang sich, die Schmerzen in seinem Arm zu verdrängen. Alliierte hatte sie gesagt. Sie wußte vom Shariat! Woher konnte sie das nur wissen?
»Wie könnte einer von uns die vielen Vorteile, die in einer Allianz zwischen den Bene Tleilax und den Bene Gesserit liegen, unbeachtet lassen?« fragte Odrade.
Ein Bündnis mit den Powindah-Hexen? Ein Chaos breitete sich in Waffs Gehirn aus. Er spürte seine schmerzenden Arme kaum noch. Wie hilflos er sich fühlte! Auf seiner Zunge machte sich ein galliger Geschmack bemerkbar.
»Ahhh«, sagte Odrade. »Hören Sie das? Der Priester Krutansik und seine Leute haben die Tür erreicht. Sie werden anregen, daß einer Ihrer Gestaltwandler das Aussehen des verstorbenen Hedley Tuek annimmt. Jeder andere Ausweg würde zuviel Durcheinander erzeugen. Krutansik ist ein überaus weiser Mann, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hat. Sein Onkel Stiros hat ihn bestens vorbereitet.«
»Was hat die Schwesternschaft von einem Bündnis mit uns?« brachte Waff schließlich heraus.
Odrade lächelte. Jetzt konnte sie die Wahrheit sagen. Die Wahrheit war stets leichter und oftmals das stärkste Argument.
»Unser Überleben angesichts des Sturms, der sich unter den Völkern der Diaspora zusammenbraut«, sagte sie. »Es geht auch um das Überleben der Tleilaxu. Was wir am wenigsten wollen, ist das Ende jener, die den Großen Glauben bewahren.«
Waff duckte sich. Sie sprach es offen aus! Dann verstand er. Was machte es, wenn jemand zuhörte? Niemand konnte das Geheimnis ihrer Worte durchdringen.
»Unsere Zuchtmütter sind bereit«, sagte Odrade. Sie sah ihm in die Augen und machte mit der Hand das Zeichen eines Zensunni-Priesters.
Waff spürte, wie sich das enge Band, das seinen Brustkorb einschnürte, löste. Das Unerwartete, das Undenkbare, das Unglaubliche – entsprach der Wahrheit! Die Bene Gesserit waren keine Powindah! Jetzt würde das ganze Universum den Bene Tleilax in den Wahren Glauben folgen! Gott würde es nicht anders zulassen. Schon gar nicht auf der Welt seiner Propheten!
23
Bürokratie vernichtet Initiative. Bürokraten hassen nichts mehr als Innovationen, und besonders jene Innovationen, die bessere Ergebnisse zeitigen als die alte Routine. Verbesserungen lassen jene, die an der Spitze der Pyramide stehen, immer unfähig erscheinen. Und wer hat es schon gern, wenn er diesen Eindruck erweckt?
Wenn Regierungen etwas ausprobieren
Bene Gesserit-Archiv
Die Berichte, Zusammenfassungen und verstreuten Notizen lagen in Reihen auf dem langen Tisch, an dem Taraza saß. Abgesehen von der Nachtwache und dem wichtigsten Dienstpersonal lag das sie umgebende Domstift in tiefem Schlaf. Nur die altbekannten Geräusche der Wartungsaktivitäten drangen in ihre privaten Räume. Über dem Tisch schwebten zwei Leuchtgloben, die die dunkle Holzplatte und die ridulianischen Papierreihen in gelbes Licht tauchten. Das hinter dem Tisch liegende Fenster wirkte wie ein dunkler Spiegel, der den Raum reflektierte.
Archiv!
Der Holoprojektor ließ über der Tischplatte Szenen ablaufen – Zusatzinformationen, die sie angefordert hatte.
Taraza hatte nicht viel Vertrauen in das Archivpersonal, aber sie wußte ebenso, daß diese Haltung zwiespältig war, denn sie anerkannte durchaus die Notwendigkeit der Datenbeschaffung. Aber man konnte die Aufzeichnungen des Domstifts nur als einen Dschungel von Abkürzungen, Spezialverweisen, codierten Einschüben und Fußnoten ansehen. Material dieser Art verlangte sehr oft einen Mentaten als Übersetzer – oder was noch schlimmer war: in Zeiten extremer Erschöpfung die Vertiefung in ihre Weitergehenden Erinnerungen. Natürlich waren sämtliche Archivare Mentaten, aber für Taraza war dies keinesfalls eine Rückversicherung. Man konnte das Archivmaterial niemals auf einem geraden Weg angehen. Ein Großteil der aus dieser Quelle stammenden Interpretationen ging auf jene Leute zurück, die sie eingaben, und so mußte man sie auch akzeptieren. Es sei denn, man verließ sich auf die mechanische Suche über das Holosystem. Aber dies erforderte wiederum
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