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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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wandte sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich vor. Er sah sie von oben herab an.
    Taraza sah sich gezwungen, den Sessel herumzuschwingen, um ihn anzusehen. Verdammt noch mal! Teg hatte offenbar nicht vor, es leichter für sie zu machen. Sämtliche Examinatoren der Ehrwürdigen Mütter hatten darauf hingewiesen, daß es schwierig war, Teg während eines Gesprächs zum Sitzen zu bewegen. Er zog es vor zu stehen, hielt seine Schultern mit militärischer Steifheit, und sein Blick zielte nach unten. Nur wenige Ehrwürdige Mütter konnten es mit ihm an Größe aufnehmen. Er maß über zwei Meter. Diese Eigentümlichkeit, meinten die Analytikerinnen übereinstimmend, war Tegs (möglicherweise unbewußte) Methode, der Autorität, die die Schwesternschaft über ihn hatte, Protest entgegenzusetzen. Jedoch zeigte sich davon nichts in seinem regulären Verhalten. Teg war stets der verläßlichste Militärkommandeur gewesen, den die Schwesternschaft je beschäftigt hatte.
    In einem Multigesellschaftsuniversum, dessen Hauptverbundskräfte trotz der Einfachheit der Klassifikation auf vielgestaltige Weise miteinander verkehrten, waren verläßliche Militärkommandeure mehrfach ihr Gewicht in Melange wert. Religionen und die gemeinsamen Erinnerungen imperialer Tyrannei spielten in den Verhandlungen zwar stets eine Rolle, aber es waren die wirtschaftlichen Kräfte, die schließlich den Sieg errangen, und die militärische Münze konnte in jedermanns Rechenmaschine ihren Platz finden. Sie war Bestandteil jeder Verhandlung, und sie würde es auch bleiben, solange eine Notwendigkeit das System des Handels steuerte – der Bedarf an bestimmten Dingen (etwa Gewürz oder den Technoprodukten von Ix), der Bedarf an Spezialisten (etwa Mentaten oder Suk-Ärzten). Und das gleiche galt für alle anderen weltlichen Bedürfnisse, für die es einen Markt gab: Arbeitskräfte, Architekten, Designer, Bequemlichkeiten des Lebens, Künstler, exotische Genüsse ...
    Kein rechtmäßiges System konnte eine derartige Komplexität zu einem Ganzen verbinden, und diese Tatsache führte wiederum zu einer anderen Notwendigkeit: ein gleichbleibendes Bedürfnis nach ehrlichen Unparteiischen. Die Ehrwürdigen Mütter waren innerhalb dieses ökonomischen Netzes auf natürliche Weise in diese Rolle gedrängt worden, und Miles wußte es. Ebenso wußte er, daß man ihn erneut als Zahlungsmittel in diesen Handel einbringen wollte. Ob er an dieser Rolle seinen Spaß fand, hatte auf die Verhandlungen keinen Einfluß.
    »Es ist doch nicht so, als hättest du eine Familie, die dich hier festhalten würde«, sagte Taraza.
    Teg mußte ihr dies stumm eingestehen. Ja, seine Frau war nun seit achtunddreißig Jahren tot. Seine Kinder waren ausnahmslos erwachsen – ausgenommen eine Tochter, die das Nest aber verlassen hatte. Er hatte zwar viele persönliche Interessen, aber keinerlei familiäre Verpflichtungen. Das stimmte.
    Dann erinnerte Taraza ihn an seine langen und treuen Dienstjahre für die Schwesternschaft und wies auf verschiedene erinnerungswürdige Großtaten hin. Zwar wußte sie, daß Lobpreisungen nur wenig bei ihm bewirkten, aber sie erleichterten es ihr, auf das zu sprechen zu kommen, was irgendwann folgen mußte.
    »Man hat dich von deiner familiären Ähnlichkeit in Kenntnis gesetzt«, sagte sie.
    Teg beugte den Kopf um nur einen Millimeter.
    »Deine Ähnlichkeit mit dem ersten Leto Atreides, dem Großvater des Tyrannen, ist wirklich bemerkenswert«, fuhr sie fort.
    Teg ließ nicht erkennen, ob er sie verstanden hatte oder mit ihr übereinstimmte. Dies war nicht mehr als Gegebenheit, etwas, das bereits in seinem weitläufigen Gedächtnis gespeichert war. Er wußte, daß er ein Träger der Atreides-Gene war. Er hatte die Ähnlichkeit mit Leto II. im Domstift bemerkt. Es war ein seltsames Gefühl gewesen – als hätte er in einen Spiegel geschaut.
    »Du bist etwas größer«, sagte Taraza.
    Teg sah schweigend auf sie herab.
    »Verdammt noch mal, Bashar«, sagte Taraza, »kannst du nicht wenigstens versuchen, mir zu helfen?«
    »Ist das ein Befehl, Mutter Oberin?«
    »Nein, es ist kein Befehl!«
    Teg lächelte verhalten. Die Tatsache, daß Taraza sich in seinem Beisein einen solchen Ausbruch erlaubte, sagte ihm allerhand. Leuten gegenüber, die sie nicht für vertrauenswürdig hielt, hätte sie dies niemals getan. Und gewiß hätte sie sich eine derartige Zurschaustellung ihrer Gefühle niemals in Gegenwart eines Menschen erlaubt, den sie

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