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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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die selbst über den kleinsten Aspekt ihres Lebens bestimmte.
    Diese Entdeckung führte zu einem erneuten Wechsel in Duncans Leben. Luran Geasa wurde abberufen und kehrte nicht wieder zurück.
    Sie durfte nicht zulassen, daß ich etwas über Gholas erfuhr.
    Die Wahrheit war etwas komplexer, wie Schwangyu Lucilla auf der Beobachtungsbrustwehr am Tag ihrer Ankunft erklärte.
    »Wir wußten, daß der unausweichliche Augenblick bevorstand und er von den Gholas erfahren und zielgerichtete Fragen stellen würde.«
    »Es war höchste Zeit, daß eine Ehrwürdige Mutter seine Erziehung übernahm. Geasa war möglicherweise ein Fehler.«
    »Du stellst meine Urteilsfähigkeit in Frage?« fragte Schwangyu brüsk.
    »Ist dein Urteilsvermögen so perfekt, daß man es nicht in Frage stellen darf?« Lucillas weiche Altstimme sorgte dafür, daß diese Gegenfrage wie eine Ohrfeige klang.
    Schwangyu schwieg beinahe eine Minute lang. Dann sagte sie: »Geasa hielt den Ghola für ein reizendes Kind. Sie weinte und sagte, sie würde ihn vermissen.«
    »Hat man sie nicht davor gewarnt?«
    »Geasa hatte nicht unsere Ausbildung.«
    »Also hast du sie damals durch Tamalane ersetzt. Ich kenne Tamalane zwar nicht, aber ich nehme an, daß sie sehr alt ist.«
    »Ziemlich.«
    »Wie hat er auf die Abberufung Geasas reagiert?«
    »Er fragte, wohin sie gegangen sei. Wir haben ihm keine Antwort gegeben.«
    »Wie ist Tamalane vorangekommen?«
    »Am dritten Tag ihrer Bekanntschaft hat er ihr ziemlich gelassen gesagt: ›Ich hasse dich. Erwartet man das nicht von mir?‹«
    »So schnell!«
    »In diesem Augenblick beobachtet er dich und denkt: ›Ich hasse Schwangyu. Werde ich auch die Neue hassen?‹ Er glaubt aber auch, daß du anders bist als die anderen alten Hexen. Du bist jung. Er wird wissen, daß das wichtig sein muß.«

4
     
Am besten leben die Menschen, wenn jeder seinen Platz hat, an den er gehört, wenn er weiß, welche Funktion er im Gesamtschema ausfüllt und wie weit er es eventuell bringen kann. Vernichte seine Position und du vernichtest den Menschen.
Lehrsatz der Bene Gesserit
     
     
    Miles Teg hatte den Gammu-Auftrag nicht annehmen wollen. Waffenmeister eines Ghola-Kindes? Nicht einmal, wenn es um ein Ghola-Kind wie dieses hier ging, um das sich historische Mythen rankten. Er hatte die Anfrage als unerwünschtes Eindringen in sein wohlgeordnetes Pensionärsdasein empfunden.
    Aber er hatte sein ganzes Leben als Militär-Mentat unter dem Willen der Bene Gesserit verbracht. Einen Akt des Ungehorsams konnte er sich nicht vorstellen.
    Quis custodiet ipsos custodes?
    Wer soll die Wächter bewachen? Wer soll darauf achten, daß die Wächter keine Angriffe unternehmen?
    Dies war eine Frage, die Teg bei zahlreichen Gelegenheiten überdacht hatte. Sie war ein Teil der grundsätzlichen Doktrin seiner Loyalität gegenüber den Bene Gesserit. Was auch immer man über die Schwesternschaft sagen konnte, sie zeigte eine bewundernswerte Beständigkeit in bezug auf ihre Ziele.
    Rechtschaffene Ziele, nannte Teg sie.
    Die rechtschaffenen Ziele der Bene Gesserit stimmten völlig mit Tegs Prinzipien überein. Daß die Bene Gesserit ihn dazu konditioniert hatten, diese Prinzipien zu haben, spielte keine Rolle. Wer vernünftig überlegte und sich der Vernunft eines Mentaten bediente, konnte zu keinem anderen Urteil gelangen.
    Teg reduzierte die Angelegenheit auf ihren Kern: Wenn nur einer diesen Leitprinzipien folgte, wäre dieses Universum ein besseres. Es war niemals eine Frage der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit erforderte Zuflucht zum Gesetz, und das Gesetz konnte eine wankelmütige Geliebte sein, die stets von den Launen und Vorurteilen jener abhängig war, die Gesetze beschlossen. Nein, es war eine Frage der Fairness, eine Vorstellung, die viel tiefergehend war. Wen die Auswirkungen eines Urteils trafen, der mußte spüren, daß es fair war.
    Behauptungen wie ›Den Buchstaben des Gesetzes muß Genüge getan werden‹ waren nach Tegs Meinung gefährlich für seine Leitprinzipien. Fair zu sein erforderte Übereinstimmung, voraussehbare Beständigkeit und – was am allerwichtigsten war – Loyalität in der Hierarchie, die nach oben und nach unten ging. Eine Führerschaft, die von solchen Prinzipien geleitet wurde, erforderte keine Kontrolle von außerhalb. Man tat seine Pflicht, weil es richtig war. Und man zeigte sich ungehorsam, wenn dies vorhersehbar korrekt war. Man tat dies, weil die Rechtschaffenheit eine Sache dieses Augenblicks war. Vorhersagen und

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