Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
zurück nach Lampadas, wo die Liebe und Ehrfurcht, die er für seine Mutter empfunden hatte, sofort auf die Schwesternschaft übergegangen war – wie man es von Anfang an geplant hatte. Er hatte dies erst später, während seiner Ausbildung zum Mentaten, verstanden, ohne daß dies große Veränderungen bewirkt hätte. Wenn es überhaupt etwas bewirkte, dann höchstens eine noch stärkere Bindung an die Bene Gesserit. Dies bestätigte, daß die Schwesternschaft eine seiner Kraftquellen war. Er wußte bereits, daß die Schwesternschaft der Bene Gesserit zu den mächtigsten Kräften in seinem Universum gehörte – sie waren der Raumgilde mindestens ebenbürtig und den Fischrednern, die den Kern des alten Atreides-Imperiums geerbt hatten, überlegen. Überlegen waren sie auch bei weitem der MAFEA, und was die technischen Fertigkeiten von Ix und die Bene Tleilax anging, standen sie ihnen irgendwie gleich. Ein winziger Nachteil der weitreichenden Autorität der Schwesternschaft bestand darin, daß die Tleilaxu mit ihrer tankerzeugten Melange das Gewürzmonopol von Rakis und die ixianischen Navigationsmaschinen das Gildenmonopol auf die Raumfahrt gebrochen hatten.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Miles Teg seine Geschichte bereits bestens gekannt. Die Gildennavigatoren waren nicht mehr die einzigen, die ein Schiff durch die Falten des Warpraums fädeln konnten – in diesem Sektor der Galaxis im einen Augenblick, in einem weit entfernten zwei Herzschläge später.
Die Schulschwestern hatten nur wenig von ihm ferngehalten, und sie hatten ihm erstmals offenbart, daß er von den Atreides abstammte. Diese Eröffnung war notwendig aufgrund der Prüfungen, denen sie ihn unterzogen. Sie testeten offenbar, ob er über hellseherische Fähigkeiten verfügte. War er in der Lage, wie ein Gildennavigator Hemmnisse aufzuspüren, die sich fatal auswirken konnten? Es gelang ihm nicht. Dann versuchten sie es mit Nicht-Kammern und Nicht-Schiffen. Aber was diese Dinge anging, war er so blind wie der Rest der Menschheit. Für diese Prüfung verabreichte man ihm jedoch zunehmende Gewürzdosen, und er spürte das Erwachen seines persönlichen Ichs.
»Der Beginn des Bewußtseins«, nannte es eine Lehrschwester, als er nach einer Erklärung dieses seltsamen Gefühls fragte.
Eine Zeitlang erwies sich das Universum, wenn er es durch sein neues Wahrnehmungsvermögen betrachtete, als magisch. Sein Geist war ein Kreis, dann eine Kugel. Willkürliche Formen wurden vergänglich. Ohne daß man ihn warnte, fiel er in einen Trancezustand, aber dann lehrten ihn die Schwestern, wie man ihn kontrollierte. Sie stopften ihn voll mit den Erklärungen von Heiligen und Mystikern und zwangen ihn, mit jeder Hand einen Kreis in die Luft zu zeichnen und der Linie eines gefaßten Gedankens zu folgen.
Am Ende des Semesters hatte sein Bewußtsein zwar die Verbindung zu konventionellen Klassifizierungen nicht verloren, aber die Erinnerung an das Magische verließ ihn nie. Er fand heraus, daß das Gedächtnis in schwierigen Augenblicken ein Born der Stärke war.
Nachdem er den Auftrag angenommen hatte, als Waffenmeister des Gholas tätig zu werden, stellte er fest, daß die Erinnerung an das Magische in ihm wieder zunahm. Dies war für ihn von besonderer Nützlichkeit während seines ersten Gesprächs mit Schwangyu in der Festung auf Gammu. Sie trafen sich im Arbeitszimmer der Ehrwürdigen Mutter, einem mit glänzenden Metallwänden ausgestatteten Raum, der voller Gerätschaften war, die das Siegel von Ix aufwiesen. Sogar der Stuhl, auf dem sie saß, während hinter ihr die Morgensonne durch das Fenster schien und ihr Gesicht schwer erkennbar machte – selbst er kam aus einer ixianischen Werkstatt. Teg sah sich gezwungen, auf einem Stuhlhund Platz zu nehmen, obwohl er sich darüber im klaren war, daß sie von seiner Abneigung wußte. Er mochte es nicht, daß man Lebewesen dazu erniedrigte, Möbelstücke abzugeben.
»Man hat dich ausgewählt, weil du eine perfekte Großvaterfigur bist«, sagte Schwangyu. Das helle Sonnenlicht formte eine Korona um ihr kapuzenbedecktes Haupt. Wie planmäßig! »Deine Weisheit wird die Liebe und den Respekt des Kindes hervorrufen.«
»Schade, daß ich keine Vaterfigur sein kann.«
»Laut Taraza weist du genau jene Charakteristika auf, derer sie bedarf. Ich weiß von deinen ehrenvollen Narben und dem Wert, den sie für uns haben.«
Dies bestätigte lediglich die Mentatenschlüsse, die er im voraus gezogen hatte: Sie haben dies seit
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