Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
irgendwo ein zerstörerischer Brecher darauf vor, sie unter sich zu begraben.
Als sie in der Sortenkammer des MG-Nestes Süd waren, sagte Duncan: »Wir sollten alle bewaffnet sein.«
»Wir werden es gleich sein«, versicherte Teg. »Und ich hoffe, du bist darauf vorbereitet, jeden umzubringen, der den Versuch unternimmt, uns aufzuhalten.«
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Folgendes ist bedeutsam: Man hat noch nie ein weibliches Mitglied der Bene Tleilax außerhalb des Schutzes ihrer Kernwelten gesehen. (Die unfruchtbaren Gestaltwandler, die Frauen imitieren, zählen in dieser Analyse nicht: Sie können keinen Nachwuchs in die Welt setzen.) Die Tleilaxu sondern ihre Frauen ab, damit sie uns nicht in die Hände fallen. Dies ist unsere Primärfolgerung. Die wesentlichen Geheimnisse der Tleilaxu-Meister müssen in den Ovarien verborgen liegen.
Bene Gesserit-Analyse
Archiv XOXTM 99 ... 041
»Endlich treffen wir uns«, sagte Taraza.
Über die zwei Meter freien Raums hinweg, der ihre Sessel voneinander trennte, sah sie Tylwyth Waff an. Ihre Analytiker hatten ihr versichert, daß dieser Mann der Meister aller Tleilaxu-Meister war. Wie klein doch diese elfenhafte Gestalt war, die über soviel Macht gebot. Aber sie durfte sich, was seine Erscheinung anbetraf, nicht von Vorurteilen verleiten lassen, ermahnte sie sich.
»Manche würden es kaum für möglich halten«, sagte Waff.
Er hatte eine beinahe flötende Stimme, registrierte Taraza; man mußte sie nach anderen Standards messen.
Sie befanden sich in der Neutralität eines Nicht-Schiffes der Gilde, auf dessen Hülle sich Beobachter der Bene Gesserit und der Tleilaxu niedergelassen hatten wie Raubvögel auf einem Kadaver. (Die Gilde hatte sich feige und ängstlich bemüht, die Bene Gesserit zu besänftigen. »Dafür werdet ihr bezahlen.« Die Gilde wußte es. Sie hatte schon mehr als einmal zahlen müssen). Der kleine, ovale Raum, in dem sie sich trafen, war auf konventionelle Weise mit Kupferwänden versehen und ›abhörsicher‹. Taraza glaubte nicht eine Sekunde lang daran. Und ebenso ging sie davon aus, daß das von der Melange geschmiedete Band zwischen der Gilde und den Tleilaxu weiterhin in voller Stärke existierte.
Waff machte keinen Versuch, sich in bezug auf Taraza etwas vorzumachen. Diese Frau war weitaus gefährlicher als jede Geehrte Mater. Wenn er Taraza umbrachte, würde man sie auf der Stelle durch jemanden ersetzen, der ebenso gefährlich war. Mit einer Frau, die alle wesentlichen Informationen besaß, über die auch die gegenwärtige Mutter Oberin verfügte.
»Wir finden Ihre neuen Gestaltwandler sehr interessant«, sagte Taraza.
Waff verzog unbeabsichtigt das Gesicht. Ja, viel gefährlicher als die Geehrten Matres, die den Tleilaxu nicht einmal Vorwürfe wegen des Verlustes eines kompletten Nicht-Schiffes gemacht hatten.
Taraza warf einen Blick auf die kleine, zwei Zeitanzeigen aufweisende Digitaluhr auf dem niedrigen Tischchen zu ihrer Rechten. Sie diente dazu, daß jeder von seiner Position aus sehen konnte, was die Stunde geschlagen hatte. Die ihrem Besucher zugewandte Zeitanzeige war auf Waffs innere Uhr abgestimmt. Sie bemerkte, daß die Innenzeit-Anzeigen um zehn Sekunden asynchron verliefen. Die Uhr zeigte eine willkürliche Nachmittagsstunde an. Es war eine der Nettigkeiten dieser Konfrontation, in der man sogar die Stellung der Sitzgelegenheiten zueinander und den zwischen ihnen befindlichen Raum festgelegt hatte.
Die beiden waren allein in diesem Raum, der sechs Meter lang und etwa halb so breit war. Sie saßen in identischen Schlingensesseln aus gedübeltem Holz, die mit orangefarbenem Stoff bezogen waren. Die Sessel enthielten nicht die geringste Kleinigkeit von Metall oder künstlichem Material. Das einzige andere Möbelstück, das es in diesem Raum gab, war das Beistelltischchen mit der Uhr. Es wies eine dünne, schwarze Oberfläche aus Plaz auf und stand auf drei spindeldürren Beinen. Man hatte beide Teilnehmer dieses Treffens mit äußerster Sorgfalt untersucht. Jeder von ihnen hatte drei Wachen mitgebracht, die vor dem einzigen Raumausgang standen. Taraza glaubte jedoch nicht daran, daß die Tleilaxu es wagen würden, sie gegen einen Gestaltwandler auszutauschen, nicht unter den gegenwärtigen Umständen.
»Dafür werdet ihr bezahlen.«
Die Tleilaxu waren sich ihrer Verletzlichkeit bewußt – besonders jetzt, wo sie sich klar darüber waren, daß eine Ehrwürdige Mutter über ihre neuen Gestaltwandler informiert war.
Waff räusperte sich.
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