Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
teilhaben«, sagte Waff. Sein Einschwenken schmerzte ihn, aber er hatte keine Alternative. Tarazas Prahlerei über die relativen Fähigkeiten der Bene Gesserit konnten schon deswegen unzutreffend sein, weil sie so nachdrücklich darauf hinwies, aber daß in ihren Worten eine Wahrheit steckte, war unverkennbar. Waff machte sich jedoch keine Illusionen darüber, was passieren würde, wenn die Geehrten Matres erfuhren, was wirklich mit ihren Parlamentären geschehen war. Daß das verschwundene Nicht-Schiff auf das Konto der Tleilaxu ging, war zwar nicht zu beweisen, weil Schiffe tatsächlich hin und wieder verschwanden, aber vorsätzlicher Mord war eine andere Sache. Die Geehrten Matres würden alles tun, um einen solchen Gegenspieler aus dem Weg zu räumen. Und sei es auch nur deswegen, um andere abzuschrecken. Tleilaxu, die aus der Diaspora zurückgekommen waren, hatten daran keinen Zweifel gelassen. Und nachdem Waff die Geehrten Matres kennengelernt hatte, glaubte auch er diese Geschichten.
Taraza sagte: »Mein zweiter Tagungspunkt für dieses Treffen betrifft unseren Ghola.«
Waff krümmte sich in seinem Schlingensessel.
Die kleinen Augen Waffs, sein rundes Gesicht, die Himmelfahrtsnase und auch seine überscharfen Zähne stießen Taraza ab.
»Ihr habt unsere Gholas getötet, um die einzelnen Abläufe eines Projekts zu kontrollieren, an dem ihr nicht mehr Anteil habt als irgendein Zulieferer«, beschuldigte Taraza ihn.
Erneut fragte Waff sich, ob er sie töten sollte. Konnte man vor diesen verdammten Hexen denn gar nichts verbergen? Ihre Anspielung, daß sich im innersten Zirkel der Tleilaxu ein Spitzel der Bene Gesserit befand, war unüberhörbar. Woher sollten sie es sonst wissen?
»Ich versichere Ihnen, Ehrwürdige Mutter Oberin«, sagte er, »daß der Ghola ...«
»Versichern Sie mir nichts! Wir rückversichern uns selbst.« Mit einem traurigen Blick schüttelte Taraza heftig den Kopf. »Und Sie glauben, wir hätten keine Ahnung davon, daß ihr uns beschädigte Götter verkauft.«
Waff sagte schnell: »Er erfüllt alle Anforderungen, die man uns vertraglich abverlangt hat!«
Taraza schüttelte wieder den Kopf. Dieser winzige Tleilaxu-Meister hatte keine Ahnung, was er damit offenbarte. »Ihr habt euren eigenen Plan in seiner Psyche vergraben«, sagte sie. »Ich warne Sie, Ser Waff. Wenn diese Veränderungen unseren Plan behindern, wird es Sie härter treffen, als Sie sich vorstellen können!«
Waff wischte sich mit einer Hand übers Gesicht und spürte den Schweiß auf der Stirn. Verdammte Hexen! Aber sie wußte nicht alles. Die aus der Diaspora heimgekehrten Tleilaxu und die Geehrten Matres, die sie abgrundtief verachtete, hatten sie mit einer sexuell geladenen Waffe versorgt, die sie nicht teilen würden, egal welche Versprechungen man sich hier machte!
Taraza nahm Waffs Reaktion schweigend hin und entschloß sich zu einer faustdicken Lüge. »Als wir Ihr ixianisches Konferenzschiff in die Hände bekamen, sind Ihre neuen Gestaltwandler nicht schnell genug gestorben. Wir haben eine Menge dazugelernt.«
Waff stand kurz vor der Explosion.
Ein Volltreffer! dachte Taraza. Dieser Schuß ins Blaue hatte ihr einen Weg geebnet, der noch mehr enthüllen würde, wenn sie den Ratschlägen ihrer Beraterinnen folgte. Was sie vorausgeplant hatten, war eine Unverschämtheit ersten Ranges, aber so kam sie ihr in diesem Augenblick nicht mehr vor. »Die Tleilaxu streben danach, eine vollendete Prana-Bindu-Mimik zu produzieren«, hatte man ihr klargemacht.
»Eine vollendete?«
Alle Schwestern auf der Konferenz hatten bezüglich dieser Vermutung Erstaunen gezeigt. Dies enthielt eine Form der Geisteskopie, die mehr umfaßte als der Bewußtseinsabdruck, von dem man bereits wußte.
Schwester Hesterion aus dem Archiv, die Beraterin, war mit einer ausgeklügelten Liste von Begleitmaterial angekommen. »Wir wissen schon, daß die Tleilaxu das, was eine ixianische Sonde mechanisch tut, mit Nerven und Körpern erreichen. Der nächste Schritt ist offensichtlich.«
Taraza sah Waffs Reaktion auf diese Lüge. Sie beobachtete ihn genau. Im Moment war er am gefährlichsten.
Ein zorniger Ausdruck legte sich über Waffs Gesicht. Die Dinge, die die Hexen wußten, waren zu gefährlich! Er bezweifelte Tarazas Behauptung nicht im geringsten. Ich muß sie umbringen, ungeachtet der Konsequenzen, die mir damit drohen! Wir müssen sie alle töten. Abscheulichkeiten! Diesen Begriff haben sie selbst geprägt, und er kleidet sie
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