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Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Titel: Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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die Verwirkung bereits in Kraft getreten.
    Leto beschloss, nicht auf diesen Fauxpas einzugehen, obwohl er offiziell solange Herzog war, bis die Urteilsdokumente von allen Richtern per Daumenabdruck besiegelt waren. Seit Bestehen des Imperiums war das Verwirkungsverfahren erst dreimal beantragt worden; in zwei Fällen hatten die Angeklagten verloren, was die völlige Auflösung ihrer Häuser zur Folge gehabt hatte.
    Leto hoffte, sich trotz der ungünstigen Präzedenzlage durchsetzen zu können. Er durfte nicht zulassen, dass das Haus Atreides nur ein Jahr nach dem Tod seines Vaters zu Staub zerbröckelte. Damit würde er auf ewig als unfähigstes Oberhaupt eines Hauses seit Beginn der geschichtlichen Aufzeichnungen in die Annalen des Landsraads eingehen.
    Leto, der seine schwarz-rote Atreides-Uniform trug, setzte sich an einen Tisch aus Blauplaz. Thufir Hawat, der als Mentat die Funktion seines Rechtsberaters übernommen hatte, nahm umständlich in einem Sessel neben seinem Herzog Platz. Gemeinsam studierten sie den Stapel der juristischen Dokumente. Wie die meisten offiziellen Schriftstücke des Imperiums waren die Beweisanträge und Gerichtsunterlagen auf mikrofeinen Blättern aus ridulianischem Kristall aufgezeichnet und konnten in dieser Form Jahrtausende überdauern.
    Der winzige Text wurde sichtbar, wenn Leto oder Hawat die Blätter berührten. Der alte Mentat setzte seine Fähigkeit ein, sich jede Seite ins Gedächtnis einzuprägen, so dass er später alles noch einmal durchgehen und den Sinn der Worte verinnerlichen konnte. Die Dokumente schrieben exakt vor, wie die Vorbereitungen und der eigentliche Prozess ablaufen sollten. Jede Seite trug die Identitätsmarkierungen verschiedener Gerichtsbeamter, einschließlich Letos Anwälten.
    Wie es das unorthodoxe Verfahren vorsah, war die gesamte Besatzung der Atreides-Fregatte freigelassen worden, damit sie ungehindert nach Caladan zurückkehren konnte. Doch viele treue Anhänger waren auf Kaitain geblieben, um ihren Herzog zumindest durch ihre Anwesenheit zu unterstützen. Jede individuelle oder kollektive Schuld war nun vollständig auf Herzog Atreides als verantwortlichen Befehlshaber übergegangen. Außerdem hatte man garantiert, dass die Vernius-Kinder weiterhin nicht belangt wurden, unabhängig vom künftigen Status des Hauses. Selbst beim schlimmsten Ausgang des Prozesses konnte sich Leto mit diesem kleinen Sieg trösten. Seinen Freunden würde – juristisch – nichts geschehen.
    Nach den Bestimmungen des Verwirkungsverfahren – die selbst seine Mutter aus ihrer Verbannung im Kloster der Einsamen Schwestern nicht widerrufen konnte – übertrug Herzog Leto das gesamte Vermögen seiner Familie (einschließlich der Atomwaffen des Hauses und der Verwaltung des Planeten Caladan) an das Forum des Landsraads, während er sich auf den Prozess vor seinen Peers vorbereitete.
    Einen Prozess, dessen Ausgang zweifellos von außen manipuliert werden sollte.
    Ob er nun gewann oder verlor – Leto hatte in jedem Fall einen Krieg verhindert und Milliarden Menschen das Leben gerettet. Seine Handlungsweise war völlig richtig gewesen, ganz gleich, welche Konsequenzen sich daraus für ihn selbst ergaben. Der alte Herzog Paulus hätte sich in dieser Situation nicht anders entschieden.
    »Ja, Thufir, alles ist korrekt«, sagte Leto und legte die letzte Seite aus schimmerndem ridulianischem Kristall zurück. Er zog seinen herzoglichen Siegelring vom Finger, riss sich das rote Falkenwappen von der Uniform und überreichte beides dem Gerichtsdiener. Es fühlte sich an, als hätte er sich diese Dinge aus dem eigenen Leib gerissen.
    Wenn er sein gefährliches Spiel verlor, würde Caladan im Landsraad meistbietend versteigert, während die Bürger der wasserreichen Welt nur hilflos zuschauen konnten. Jetzt hatte er nichts mehr, und seine Zukunft hing in der Schwebe. Vielleicht wird Caladan den Harkonnens zugeschoben, dachte Leto gequält, aus reiner Boshaftigkeit.
    Der Gerichtsdiener reichte ihm einen Magnetstift. Leto drückte den Zeigefinger an die weiche Seite des kleinen Schreibinstruments und unterzeichnete die kristallenen Dokumente in ausladenden, fließenden Zügen. Auf dem obersten Blatt spürte er das leise Knistern statischer Elektrizität – sofern er es sich in seiner Besorgnis nicht nur einbildete. Der Gerichtsdiener setzte darauf seinen eigenen Daumenabdruck unter die Schriftstücke, um den ordnungsgemäßen Ablauf zu bezeugen. Mit offensichtlichem Widerstreben tat

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