Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
gemacht hatten. Sie waren vom ixianischen Botschafter im Exil Cammar Pilru vorgeschlagen und von Thufir Hawat gründlich ausgefragt worden.
Die Anwältinnen trugen dunkle Geschäftsanzüge und würden sich an das juristische Prozedere halten, auch wenn der Verlauf dieses ungewöhnlichen Verfahrens in erster Linie von Leto und seiner Persönlichkeit abhing. So musste er ohne konkrete Beweise auskommen, die zu seinen Gunsten sprachen.
Clere Ruitt reichte ihm ein dünnes Blatt aus ridulianischem Kristall, das eine kurze offizielle Erklärung enthielt. »Es tut mir Leid, Mylord. Das wurde uns vor wenigen Augenblicken zugestellt.«
Mit einem unguten Gefühl überflog Leto die Worte. Hawat ließ plötzlich die Schultern hängen, als hätte er längst erraten, worum es ging. Rhombur trat näher und versuchte, die Schriftzeichen auf dem Kristall zu lesen. »Was ist das, Leto? Lass es mich lesen.«
»Das Richtergremium hat bestimmt, dass keine Hellseherinnen der Bene Gesserit zugelassen werden. Ihre Aussagen dürfen nicht einmal vor dem Tribunal vorgebracht werden.«
Rhombur schnaufte entrüstet. »Zinnoberrote Hölle! Ich dachte, in einem Verwirkungsverfahren sei jedes Beweismittel zulässig! So etwas dürfen sie doch gar nicht bestimmen!«
Die zweite Anwältin schüttelte den Kopf, während ihr Gesicht ausdruckslos blieb. »Sie begründen es damit, dass sämtliche Gesetze des Imperiums dem entgegenstehen. Es gibt zahlreiche Bestimmungen und Richtlinien, nach denen die Aussagen von Hellseherinnen ausdrücklich nicht zugelassen werden. Die Regeln der Beweisführung mögen in einem Verwirkungsprozess sehr locker gehandhabt werden, aber die Richter haben entschieden, dass dennoch nicht alles erlaubt sein kann.«
»Also ... keine Hellseherinnen.« Rhombur zog eine finstere Miene. »Dabei war es unsere größte Hoffnung.«
Leto jedoch ließ sich dadurch nicht erschüttern. »Dann werden wir eben ganz allein kämpfen müssen.« Er sah seinen Freund an. »Nun reiß dich zusammen! Seit wann bin ich es, der dir Mut machen muss?«
»Andererseits«, sagte Bruda Viol, »haben die Tleilaxu den Piloten des angegriffenen Schiffs von ihrer Zeugenliste gestrichen. Ohne eine Erklärung dazu abzugeben.«
Leto stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, aber Hawat warnte ihn: »Wir werden trotzdem jede Menge vernichtender Zeugenaussagen zu hören bekommen, Mylord.«
Schweigend begleitete er seine Berater in den überfüllten Gerichtssaal des Landsraads. Am Ende eines langen Gangs nahm er zwischen ihnen am Tisch der Verteidigung Platz, der unter einem hohen Podium stand, von dem die Richter den Fall verfolgen würden. Ruitt flüsterte ihm etwas ins Ohr, aber er konzentrierte sich nicht auf ihre Worte. Stattdessen las er aufmerksam die Namen der ernannten Richter: sieben Herzöge, Barone und Grafen, die zufällig aus den Großen und Kleinen Häusern des Landsraads ausgewählt worden waren.
Diese Männer würden über sein künftiges Schicksal entscheiden.
Da die Tleilaxu keinem Adelshaus angehörten und ihnen selbst nach der Übernahme von Ix die Mitgliedschaft im Landsraad verweigert worden war, waren sie nicht in diesem Gremium vertreten. In den Tagen vor dem Prozess hatten Würdenträger der Bene Tleilax den Palast aufgesucht und auf den Höfen unter wütendem Geschrei Gerechtigkeit gefordert – doch nach dem Attentatsversuch auf Leto waren sie von Sardaukar-Wachen zum Schweigen gebracht worden.
Jetzt betraten die erwählten Richter in ihren Roben und Uniformen in ernster Prozession den Gerichtssaal. Hinter dem langen Pult aus Steinholz nahmen sie Platz. Farbige Banner und Wappen der entsprechenden Häuser hingen jeweils hinter ihrem Stuhl.
Nach der gründlichen Vorbereitung durch seine Anwältinnen und Thufir Hawat erkannte Leto jeden einzelnen. Zwei der Richter, Baron Terkillian Sor von IV Anbus und Graf Bain O'Garee von Hagal, waren starke Handelspartner des Hauses Atreides gewesen. Der schwarzhaarige Herzog Prad Vidal von Ecaz hingegen war ein erklärter Feind des alten Herzogs und ein Verbündeter der Harkonnens. Und Graf Anton Miche stand im Ruf, bestechlich zu sein, was ihn sehr empfänglich für die Interessen der Harkonnens machte, da sich weder Rhombur noch der Mentat früh genug an ihn hatten wenden können.
Zwei gegen zwei, dachte er. Die übrigen drei Richter hatten keine vorgefasste Meinung. Aber Leto nahm den deutlichen Gestank des Verrats wahr; er sah es in den eiskalten Mienen, wie sie es vermieden, ihm in die
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