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Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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hergekommen war. Die Mäntel der Reiter, die auf seinem Rücken verteilt waren, flatterten im Fahrtwind. Ihre Stimmen wehten zu Paul herüber und wurden leiser, als sie hinter dem Felsvorsprung verschwanden. »Hyah! Hyah! Hyah! Hyah! ...«
    Paul wartete an die Dünenseite gedrückt, bis ihre Stimmen mit den Geräuschen der Wüstennacht verschmolzen und nicht mehr zu hören waren. Nie zuvor hatte er solch tiefe Einsamkeit verspürt. Der Trupp von wilden Fremen hatte den letzten Rest menschlicher Zivilisation mit sich genommen. Nur die Wüste war geblieben.
    Erstaunt stellte er fest, dass es ihm gar nicht mehr wichtig war, wo im Universum er sich befand. Er hatte das Gefühl, dass er eine ihm zugewiesene Rolle bis zu ihrem Ende gespielt hatte und dass nun das Publikum fehlte. Jemand sollte applaudieren, dachte er, doch es gab kein Publikum. Ihm wohlbekannte Sterne standen an ihrem Platz am Himmel, aber sie wiesen ihm keine Richtung mehr, und er sah sie auch nicht mehr als Wegmarken. Um ihn herum war lediglich Raum, vor einem gewaltigen Panorama der Zeit. Die Sterne schauten an ihm vorbei und durch ihn hindurch wie die leeren Blicke seiner Untertanen. Es waren die verschlossenen Augen der Unwissenheit, die ständig versuchten, ihrem verantwortungsvollen Status als menschliche Sinne zu entkommen. Es waren die Augen, denen nichts entging.
    Ein paar Minuten lang horchte er auf die Geräusche der Nacht um sich herum und identifizierte sie. Die Wüste wimmelte von Leben, das sich an sie angepasst hatte. Er hatte sich nicht angepasst. Sein Körper bestand größtenteils aus Wasser. Das Wasser war ein Gift, das einen Wurm krank machen konnte. Wenn ein Wurm zu viele Menschen verschlang, starb er.
    Schließlich stieß er sich mit den Armen vom Dünensand ab, kletterte ins Tal und folgte der Spur des Wurms. Er wusste, warum er sich für diese Richtung entschieden hatte, und innerlich lachte er sich dafür aus. Hier war das Leben vorbeigekommen. Hier waren Menschen vorbeigekommen. Außerhalb dieser Spur lag schreckliche Einsamkeit, in der eines jeden Menschen Weg dem Vergessen anheimfiel.
    Irgendwann im Laufe der Nacht gelangte er zu der Erkenntnis, dass Chani der Mond aus seiner Vorahnung gewesen war. Sie war diejenige, die, begleitet von diesem schrecklichen Verlustgefühl, vom Himmel gestürzt war. Er blieb stehen, noch immer unfähig zu weinen. Er spürte nur den Schmerz der Tränen, ohne ihre Erleichterung. Er holte eine Wassergabe aus seinen Auffangtaschen und goss das Wasser als Opfer für Chani und den Mond in den Sand.
    Die Geste half, und er folgte weiter der Wurmspur, ohne sich dabei die Mühe zu machen, seine Spur durch unregelmäßige Schritte zu verbergen. Irgendwann während der schleppenden Morgenstunden wurde ihm klar, dass er das Fremkit verloren hatte. Es spielte keine Rolle mehr. Paul-Muad'dib war ein Atreides, ein Mann von Ehre und Prinzipien. Er durfte nicht zu dem Ungeheuer-der-Möglichkeiten werden, das ihm seine Zukunftsvision gezeigt hatte. Das durfte er nicht zulassen.
    Langsam beschlich ihn die Erschöpfung, während er der Wurmspur ins Niemandsland folgte. Seine Prana-Bindu-Ausbildung hielt seine Beine in Bewegung, lange, nachdem jeder andere zu Boden gestürzt wäre. Selbst als die Morgendämmerung hereinbrach, marschierte er weiter. Den ganzen Tag marschierte er und bis in die darauffolgende Nacht.
    Am zweiten Tag gab es niemanden mehr, der marschierte.
    Nur der Wind blies Sand über das kahle Felsfundament. Sandrinnsale umspülten die kleinsten Ausläufer, wanden sich, wandelten sich ... wandelten sich unablässig.

 
     
     
     
     
KURZGESCHICHTEN

Einleitung
     
     
    In Anbetracht der gewaltigen Ausmaße des Dune -Universums haben wir oft Schwierigkeiten, die Romane nicht zu dick werden zu lassen. Es gibt so viele mögliche Geschichten und faszinierende Ideen zu erforschen. Aus diesem Materialreichtum entwickeln sich zahlreiche Nebengeschichten, die sich erzählen ließen, Horsd'œuvres zum exotischen Hauptgang.
    Als wir im Jahre 1999 »Das Flüstern der Meere Caladans« veröffentlichten, handelte es sich um die erste neue Dune -Geschichte seit Frank Herberts Tod dreizehn Jahre zuvor. Sie erschien im Magazin Amazing Stories, und die entsprechende Ausgabe war in Kürze ausverkauft und ist auch nicht mehr nachbestellbar. Die Handlung der Geschichte findet zeitgleich mit dem Harkonnen-Angriff auf die Wüstenstadt Arrakeen in Franks Originalroman Der Wüstenplanet statt. Anschließend schrieben wir

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