Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Landekontrollturms und dachte über Einsamkeit nach. Der erste Mond des Abends hob sich über den Zackenkamm der Berge am Horizont. Er betrachtete ihn durch den Sicherheitsschild und den Staubschleier, der aus der Wüstenwildnis von Süden herantrieb. Der Mond schien hell, und die wogenden Dünen vor den Klippen glänzten wie trockenes Eis.
Gurney und seine Leute waren bereits zu den alten kaiserlichen Stationen geflogen, um das wertvolle Lebendgummi auszuschlachten. William English ließ die Abschirmung von seinen Technikern auf den Erntemaschinen installieren und brachte sie damit wieder auf alte Leistungsstärke. Jesse benötigte immer noch eine Menge Ausrüstung, aber wenigstens sollten die Maschinen, die er hatte, anschließend besser funktionieren.
Außerdem hatte sich sein Angebot herumgesprochen, jedem Freien die Reise zu einem anderen Planeten zu bezahlen, falls das Haus Linkam den Wettbewerb gewann. Viele der Sandarbeiter waren völlig begeistert von dieser Aussicht, und sogar die Strafarbeiter sahen in Jesses Zusage ein Zeichen der Hoffnung. Ein paar Skeptiker – heimliche Hoskanner-Sympathisanten – murrten, dass es sich um einen Trick handelte, dass der verschlagene Edelmann alles erzählen würde, um seine Wette zu gewinnen, aber die Mehrheit glaubte ihm. Sie wollte ihm glauben ...
Er hatte darauf gehofft, für sich allein zu sein, doch jetzt hörte er leise Schritte, eine leichte Bewegung wie Wind in den Bäumen ... doch auf der Dünenwelt gab es keine Bäume. Er drehte sich um und sah Dorothy, die ihn mit sorgenvoller Miene ansah. Er hatte niemandem gesagt, dass er zum Hauptraumhafen gegangen war, doch sie schien immer zu wissen, wo sie ihn finden konnte.
»Es ist spät, Jesse. Warum kommst du nicht zu Bett?« Wie immer lag eine unausgesprochene Einladung in ihrer Stimme, doch sie überließ ihm die Entscheidung, ob sie sich lieben würden. Von dem Druck der ungewissen Gefahren ihrer jüngsten Unternehmung geplagt, verbrachte er oft eine ganze Stunde damit, sie einfach nur festzuhalten, bis er schließlich einschlief.
»Meine Arbeit für heute ist noch nicht beendet.« Er blickte durch die Lamellen der Panzertür. Der helle Mond schien ihn heranzuwinken.
Sie trat leise näher und berührte ihn am Arm. »Dein Tagewerk wird niemals beendet sein, Jesse. Und das morgige auch nicht. Stell dir deine Arbeit nicht als einmalige Aufgabe vor, die es zu erledigen gilt. Jeder Tag hier ist ein Teil des Kampfes, eines Marathonlaufs, den wir gewinnen müssen.«
»Aber wenn wir Erfolg haben, wird es auch nicht aufhören.«
Die Möglichkeit des Sieges kam ihm wie ein abstruses Trugbild vor, ausgelöst durch den Verzehr von zu viel Melange. Die Hoskanners hatten achtzehn Jahre damit zugebracht, ihre Anlagen und Fördermethoden zu entwickeln, und ihnen hatte keine Zeitbegrenzung und kein Wettstreit im Nacken gesessen. Jesse hatte die Wahl zwischen Tod, Bankrott ... oder Sieg. Er steckte bis über beide Ohren in dieser Sache drin, genau wie der unglückselige Arbeiter, der in einem Sandstrudel verschwunden war, wie Tuek und Gurney beobachtet hatten.
Dorothy legte ihm den Arm um die Hüfte. Sie war schon immer mehr als nur seine Geliebte gewesen. Sie war ein Lackmustest, eine enge Vertraute, auf deren Worte und Urteilskraft er sich immer verlassen konnte. »Würdest du lieber hier bleiben und reden?«
Jesse konnte seine Gedanken nicht in Worte fassen. Wenn er sie artikulierte, hätte er seine Sorgen dadurch noch brennender gemacht. Also wechselte er das Thema. »Es gibt so viel, was wir über diese Welt herausfinden müssen. Ich werde eine Expedition zu einem Forschungsaußenposten mitten in der Wüste machen, wo seit Jahren ein kaiserlicher Planetenökologe arbeitet. Vielleicht erfahre ich dort, was ich wissen muss.«
»Wie weit ist das weg?«
Hier im Aussichtsturm blieb sein Gesicht im Schatten. »Fast eintausendsechshundert Kilometer südwärts, in der Nähe des Äquators. Es handelt sich um eine Forschungsstation und Testoase. Dort arbeiten die meisten Mannschaften, die tiefer in der Wüste operieren.«
»So weit weg. Das klingt gefährlich.«
Jesse seufzte. »Seit ich mich auf den Wettstreit eingelassen habe, ist nichts, was ich tue, ungefährlich. Ich kann nur versuchen, auf unser Ziel hinzuarbeiten.«
»Gesprochen wie ein wahrer Edelmann«, sagte Dorothy mit einem traurigen Lächeln.
»Und ... ich nehme Barri mit. Ich möchte, dass er die Arbeitsabläufe sieht. Er muss unser Familiengeschäft
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