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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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womöglich konnte er Beth so wenigstens diese qualvollen Stunden der Ungewissheit ersparen.
    »Aber wo ist sie dann?«, weinte sie an seiner Brust.
    »Ich …« Die Worte erstarben in seiner Kehle, und seine Kraft verließ ihn. Ich weiß es nicht. Ich weiß weder wo die eine ist noch die andere .
    »Was ist? Sagen Sie es mir!«
    »Darren hat auch Bella entführt«, antwortete Kris an seiner Stelle.

    Er drückte Beth in Kris’ Arme und taumelte blind aus dem Haus zu den Bäumen am Bach und rang bebend nach Luft. Es musste am Qualm liegen, dass seine Augen so tränten und seine Kehle und Lunge so schmerzten, er war schließlich DCI und weinte nicht, er hatte nicht mehr geweint, seit vor so langer Zeit sein Vater gestorben war.
    Er wirbelte herum und rammte die Faust an einen Baum. Der körperliche Schmerz war nur ein fahler Schatten der Qualen, die sein Denken und seine Seele zerrissen, ihn Stück für Stück vernichteten.
    Er fiel gegen den Baum, ließ den Kopf sinken und brauchte seine ganze achtzehnjährige Erfahrung als Cop und all seine Selbstbeherrschung, um das krampfhafte Zucken in seiner Kehle zu unterdrücken.
    Von fern hörte er Schreien und das Krachen, als Oldhams Haus in sich zusammenfiel.
    Schritte knirschten durch das trockene Laub neben ihm.
    »Ist alles okay?«, fragte Adam vorsichtig.
    »Nein«, erwiderte er. Nein, nichts war okay. Es würde vielleicht nie wieder okay sein.
    Er richtete sich auf und sah den jungen Polizisten an, der sein Engagement - und seine Bereitwilligkeit zur Freundschaft - in den vergangenen Tagen immer wieder unter Beweis gestellt hatte. »Aber ich komme schon zurecht.«
    Adam nickte, und in seinen dunklen Augen stand Sorge, doch nicht die Spur eines Vorwurfs. »Gut. Wir brauchen Sie. Sie braucht Sie.« Beide wussten, wer mit »Sie« gemeint war. »Oldham hat sie in den Kofferraum gesteckt. So weit kann ich ihre Fußspuren verfolgen. In einer Ecke haben wir ihre Weste und den Pistolengürtel gefunden. Ohne die Handschellen.«

    Die Vorstellung, dass sie gefesselt und ohne Verteidigungswaffen in dem kleinen Kofferraum gefangen lag, war nur aus einem einzigen Grund erträglich.
    »Sie lebt. Ihre Entführung ist die nächste Stufe des Spiels.«
    »Das sehe ich genauso.« Adam deutete auf Alecs Schulter. »Ihr Arm ist verletzt. Kommen Sie rein, damit sich jemand darum kümmern kann.«
    In der ganzen Aufregung hatte er die Wunde an seinem Arm und das Blut an seinem Ärmel bisher gar nicht bemerkt, nun aber regte sich der körperliche Schmerz.

    Im Gemeindesaal blickte er in einige Dutzend bleiche, fassungslose Gesichter. Nicht nur Polizisten, auch Einwohner, die gekommen waren, um beim Löschen zu helfen, hatten nun die Neuigkeiten erfahren. Und Finn, der unter Steves Streicheleinheiten nur schwach den Kopf hob.
    Unter Aufbietung all seiner inneren Kraft begann Alec unverzüglich, Aufgaben zu verteilen und Anweisungen zu geben, um das lähmende Entsetzen der Versammelten - und auch sein eigenes - durch sinnvolle Tätigkeiten zu verdrängen. Steve und Adam sollten dafür sorgen, dass auf sämtlichen Landstraßen im Distrikt Straßensperren errichtet wurden; Jeanie würde Beth nach Hause bringen und mit ihr und Ryan dort ausharren; Kris sollte jeden Kriminalpsychologen, den sie finden konnte, nach Oldhams möglichen nächsten Zügen befragen.
    In einem wahren Kieselschauer kam Delphis Pick-up vor dem Gemeindesaal zum Stehen, und sie machte ihm vor allen Leuten heftige Vorwürfe, weil er Bella verloren hatte; er stimmte ihr ruhig in allem zu und schlug
dann vor, sie solle Finn nach Birraga zum Tierarzt bringen. Als Mark Strelitz eintraf, bat er den Politiker, eine Versammlung aller Ortsansässigen einzuberufen - jeder sollte kommen, der Oldham kannte oder etwas über seinen Hintergrund wusste und sich vorstellen konnte, wohin er jetzt gefahren war.
    Er machte einfach immer weiter, dirigierte und koordinierte, ohne sich einen einzigen Moment Ruhe zu gönnen, denn er wusste, er würde zusammenbrechen, sobald er das täte. Er hörte nicht einmal auf, als der Sanitäter seinen Arm untersuchte, sondern telefonierte mit Sydney, um eine Luftfahndung in die Wege zu leiten, während die Wunde gereinigt und verbunden wurde.
    Wenn er innehielte, würde er Tanya und Bella niemals finden.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis er zum ersten Mal in die Nähe seines Schreibtisches kam. Er griff über die Tastatur nach einem Stift, als ihm ein großer Umschlag ins Auge stach, der am Monitor lehnte. Ein

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