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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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sich in der Enge, endlich aber griffen ihre Finger ein Stück Metall, wanden es heraus, und sie ließ den Deckel wieder zufallen.
    Die Kratzer an den Armen brannten, und sie spürte Blut herunterrinnen, aber sie hielt eine Waffe in der Hand - den Radmutternschlüssel. Jetzt brauchte sie nur noch eine Gelegenheit, um ihn einzusetzen.
    Der Wagen bremste, bog links ab und polterte über eine Piste, die kaum mehr als ein Trampelpfad sein konnte, und während sie sich in eine Position brachte, aus der heraus sie angreifen konnte, wurde sie von jedem Schlagloch durchgeschüttelt.
    Welche Pisten gab es, die nach links von der nördlichen Feuerschneise abgingen? Sie zermarterte sich das Hirn bei dem Versuch, Zeit und Entfernung abzuschätzen und die Karte vor ihrem geistigen Auge zu präzisieren. Die Zufahrt
zu den Überresten des alten Holzfällerlagers? Aber da waren die Leute vom State Emergency Service längst gewesen, es war einer der ersten Plätze, wo sie gesucht hatten. Und die Ruinen lagen nah an der Feuerschneise - sicher waren sie doch schon weiter gefahren?
    Endlich hielt der Wagen an, nach ihrer Schätzung zwei, drei Kilometer über die Stelle hinaus, wo das alte Lager hätte sein müssen. Das bedeutete, dass sie mit der Piste falsch gelegen hatte, denn die führte nicht so tief in den Busch hinein. Vielleicht gab es in der Gegend einen alten Holzfällerpfad, an den sie sich nicht erinnerte - oder einen neuen, den sie nicht kannte.
    Sie hörte die Wagentür zufallen und spannte ihren Körper an, schloss die Hände fest um den Mutternschlüssel, bereit zuzuschlagen, sobald sie Sonnenlicht oder Darren sah.
    Aber seine Schritte entfernten sich.
    Es war zuvor schon heiß gewesen, aber jetzt, da das Auto stand, wurde die Hitze erstickend.
    Oh Gott - er hatte sie in der prallen Sommersonne im Wagen zurückgelassen, und das hieß, wenn sie Glück hatte, blieben ihr vielleicht zehn, fünfzehn Minuten, bevor sie das Bewusstsein verlor und in der Hitze erstickte. Und es würde nur wenige Minuten dauern, bis sie nicht mehr klar denken oder sich rasch bewegen konnte.
    Schon jetzt fühlte sie sich benommen. Sie drückte sich in eine Ecke und tastete verzweifelt den Metallrahmen nach der Abdeckung der Rücklichter ab. Wenn sie eines der Lichter herausdrücken konnte, käme vielleicht genug Luft von außen herein …
    Vergeblich. Wenn es eine Abdeckung gab, so fand sie sie nicht.

    Beinahe von Sinnen vor Angst stemmte sie den Griff des Werkzeugs so fest es nur ging in den winzigen Spalt am Schloss, und sie flehte zu Gott, dass der Platz ausreichte, um es aufzuhebeln. Sie versuchte es immer wieder, aber der Zwischenraum war zu klein und der runde Metallgriff zu klobig, um hineinzupassen.
    Die Anstrengung überstieg ihre Kräfte, hoffnungslos ließ sie den Kopf sinken und sehnte sich nur noch nach einem Lufthauch, denn ihr war klar, noch ein paar Minuten in der erstickenden Hitze des Wagens und sie wäre bewusstlos.
    Kraftlos sog sie die heiße Luft ein und benutzte das scharfkantige Ende des Mutternschlüssels, um eine Karte in den Rahmen zu kratzen. Obwohl sie im Dunklen nicht sah, ob sie damit überhaupt eine sichtbare Spur zuwege brachte, versuchte sie ihren geschätzten Aufenthaltsort so präzise wie möglich darzustellen. Falls Darren vorhatte, sie hier auszusetzen und sich dann aus dem Staub zu machen, würde er den Wagen wahrscheinlich früher oder später irgendwo stehen lassen, und vielleicht fand die Polizei ihn dann und entdeckte ihr Gekratze.
    Falls. Vielleicht. Die Chancen standen alles andere als gut, aber immer noch besser, als einfach hier zu liegen und zu sterben.
    Dann hörte sie ein leises, verängstigtes Schluchzen und dachte für einen Augenblick, sie selbst habe es ausgestoßen. Doch ihr Mund war viel zu trocken, um so einen Laut hervorzubringen. Sie hob den Kopf und versuchte durch die dröhnende Benommenheit hindurch etwas zu hören.
    Wieder dieses leise Schluchzen, ganz in der Nähe.
    Eine Autotür wurde geöffnet, dann das Klacken der Kofferraumverriegelung.

    Sie tastete nach dem Mutternschlüssel, konnte aber kaum noch die Hände darum schließen, geschweige denn, ihn anheben oder gar schwingen.
    Sonnenlicht strömte plötzlich herein, blendete sie.
    Wieder ein Schluchzen und sie öffnete die Augen so weit, dass sie den Umriss eines Kindes erkannte, das in ihr Blickfeld trat.
    Tanya. Sie lebte. Und auch sie selbst war am Leben, und das bedeutete, es bestand womöglich trotz allem noch eine

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