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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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geflicktes T-Shirt. Zur Krönung des Ganzen stand struppiges, graues Haar in allen Himmelsrichtungen von ihrem Gesicht ab, das auch früher sicher nicht schön gewesen war, mit dem vierschrötigen Kinn, den buschigen Brauen und der wettergegerbten Haut. Ihre feinen Gesichtszüge hatte Isabelle offenbar nicht von den O’Connells geerbt.
    In den kühlen, grauen Augen aber, die ihn anblickten, lag eine sehr vertraute Wachsamkeit.
    »Wer ist der da?«, fragte sie Isabelle geradeheraus und ohne den Hauch einer Begrüßung.
    »Alec Goddard«, erwiderte Isabelle, die mit den unkonventionellen Umgangsformen ihrer Tante vertraut
war. Ihm fiel auf, dass sie, anders als bei den Wilsons, seinen Dienstgrad unerwähnt ließ. Zweifellos, weil der hier nicht besonders gut ankommen würde.
    Delphi taxierte ihn ungeniert von oben bis unten und fixierte ihn dann mit einem herausfordernden Blick, den er sonst nur von den schweren Jungs aus den Hinterhöfen kannte. Er hielt ihrem Blick stand und ließ ihr alle Zeit, die sie brauchte.
    »Dein Freund?«
    Die Frage war nicht an ihn gerichtet. Sie stellte ihn auf die Probe, wollte ihn reizen.
    »Ein Kollege«, erwiderte Isabelle hastig, und er meinte einen zarten, rosigen Schimmer auf ihren Wangen bemerkt zu haben. »Wir sind dienstlich hier.«
    Ein Ausdruck der Überraschung huschte über Delphis Gesicht. »Was ist passiert, dass sie dich hier brauchen? Ich dachte, du schmeißt den Kram hin.«
    »Tu ich auch. Ich bin hier, weil gestern Nachmittag die kleine Tanya Wilson verschwunden ist.«
    Entweder war Delphi eine vielfach oscarwürdige Schauspielerin, was Alec eher bezweifelte, oder aber sie hörte von der Entführung tatsächlich zum ersten Mal. Sie runzelte die Stirn, rieb sich mit der Hand die Schläfe und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wilson? Aus dem Haus, in dem ihr früher gewohnt habt?«
    »Ja.« Isabelle berichtete ihr das Wenige, was bislang bekannt war. »Du warst doch gestern im Ort - ist dir unterwegs irgendwas Verdächtiges aufgefallen, irgendjemand?«
    »Wenn du mich fragst, ist das ganze verdammte Kaff verdächtig«, grummelte Delphi. »Würde keinem von denen über den Weg trauen.«

    »Ist dir gestern jemand aufgefallen?«
    »Bin im Laden von Joe Ward gewesen, Maschendraht besorgen. Hat mich wieder übern Tisch ziehen wollen, wie üblich. Im Truck Stop habe ich Sprit und Brot geholt und bin dann gleich nach Hause.«
    Alec ließ Isabelle die Fragen stellen. Was hätte es für einen Sinn gehabt, Delphi zu verärgern, indem er ihr zu dicht auf den Pelz rückte, schließlich hatte Isabelle sie bestens im Griff.
    Leider konnte Delphi ihnen nichts Neues berichten. Die Fahrzeuge, die sie gesehen hatte, entsprachen exakt den Angaben der Viehtreiber. Auch die Uhrzeiten, an die sie sich erinnerte, stimmten mit dem überein, was sie bereits wussten und gaben ihr ein belastbares Alibi - was sie Alecs Einschätzung nach allerdings nicht dringend nötig hatte. Wenn Delphi O’Connell auch nicht allzu gut auf die Welt im Allgemeinen zu sprechen war, mit Tanyas Verschwinden hatte sie nichts zu tun, davon war er überzeugt.
    Es erstaunte ihn ein wenig, dass Delphi sie über die Weide zurückbegleitete, ihre festen, maskulinen Schritte im deutlichen Kontrast zu Isabelles federnder Anmut.
    »Dein Hund braucht Wasser«, tadelte Delphi, als sie bei Finn ankamen, der brav im Schatten eines Baumes gewartet hatte, wie Isabelle es ihm befohlen hatte. »Am Haus steht ein Napf.«
    Auf Alec machte Finn keinen besonders durstigen Eindruck - er hechelte kaum -, und er vermutete, dass Delphi nur Isabelle elegant außer Hörweite schaffen wollte. Ein Verdacht, der sich bestätigte, als Isabelle sich mit Finn auf den Weg zu dem alten Farmhaus machte und Delphi ihren durchdringenden Blick auf ihn richtete.

    »Du bist so ein hohes Polizeitier, das sie aus Sydney geschickt haben?«
    Nicht ganz, wie er sich selbst bezeichnet hätte, aber er nickte.
    »Dann will ich hoffen, dass du den Teufel findest, der dahintersteckt.«
    »Das ist meine Absicht.«
    »Schön. Und pass auf Bella auf. Letztes Jahr hat sie sich verkrochen wie ein angeschossenes Tier. Hat sich wegen dem Mord an der Kleinen Vorwürfe gemacht, aber das allein war es nicht. Was diese Penner ihr angetan haben … Sie zeigt es vielleicht nicht, aber sie hat Angst.«
    Er sah zu Isabelle hinüber, die für Finn Wasser aus einem Hahn laufen ließ und neben dem trinkenden Hund stehen blieb. Den ganzen Tag über hatte sie sich mit einer Kraft und

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