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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Augen, und aus seiner rauen, brüchigen Stimme sprach seine eigene, private Hölle.
    »Sie haben sie vergewaltigt, Bella - alle. Sie hatten niemals vor, die beiden am Leben zu lassen. Als Rick das Beweismaterial übergeben wollte, da haben sie sie umgebracht, vor seinen Augen. Dann haben sie ihn erschossen. Er verblutete, als ich ihn fand. Er hat sich an Shani geklammert, er weinte. Sie …« Seine Stimme brach, doch er fuhr fort. »Sie war schwanger mit ihrem ersten Kind. Ich hätte Taufpate sein sollen.«
    Das Grauen schnürte ihr die Kehle ab, und seine Trauer legte sich eng um ihr Herz. Alec wurde von seinen eigenen Gespenstern heimgesucht, nicht anders als sie. Nur, dass er nicht geflohen war.
    »Jones … sitzt der inzwischen nicht im Gefängnis?«
    »Ja. Ein paar Monate darauf habe ich ihn verhaftet.« Alec sagte das ohne Stolz oder Genugtuung. »Aber er hat immer noch genug Komplizen, die frei herumlaufen und mehr als genug Gründe haben, mich abgrundtief zu hassen.« Seine Augen suchten ihre, eindringlich, flehend. »Bella, hast du eine Vorstellung davon, was das für Menschen sind? Wenn sie rauskriegen würden, dass es jemanden gibt, für den ich etwas empfinde, würden sie keinen Moment zögern - und für Jones wäre es ein besonderes Vergnügen -, diesen Menschen zu vernichten, um mich zu vernichten.«
    Und da lag es ausgebreitet vor ihr - sein tiefstes, innerstes Wesen. Der Mensch hinter dem professionellen, selbstsicheren Detective Chief Inspector. Der Mann, der
bereit war, auf alles zu verzichten, nur um andere nicht zu gefährden.
    Ein brennender Schmerz - seiner, ihrer, sie hätte es nicht entwirren können - zerriss ihr das Herz.
    Sie bebte. Wie konnte man mitten im Sommer nur so frieren?
    Er umklammerte krampfhaft seine Knie, sodass die Adern auf seinen Händen hervortraten. Hände, die sie vor wenigen Minuten noch liebkost hatten, deren Zärtlichkeit ihr Begehren geweckt und deren Forderungen es zu flammender Lust gesteigert hatten. Ihre Haut barg noch die Erinnerung, eine fiebrige Hitze unter dem kalten Schauder des Verlusts.
    »Ich werde nie für dich da sein können, Bella.« Kein Trost lag in seinen stillen Worten. »Deshalb hätte ich dich nicht küssen dürfen.«
    Aber wir haben es getan . Eine Tatsache, eine Erfahrung, ein Wissen , das sich niemals auslöschen oder vergessen ließe. Und wenn sie die Gründe auch rational anerkannte - ihre wie seine -, so rang die Vernunft doch mit dem verzweifelten Widerstreben, diesen Kuss einfach Vergangenheit werden zu lassen, und diese widerstreitenden Gedanken schnürten ihr die Kehle ab.
    Das Brummen eines Motors, das aufdringliche Licht von Scheinwerfern, das durch das Fenster fiel, zerrten sie beide in die Welt jenseits der Küche zurück. Die Verstärkung war da.
    Alec verzog das Gesicht und fluchte unhörbar.
    »Die Pflicht ruft.« Der Widerwille in seinem Ton spiegelte sich in der Langsamkeit, mit der er sich vom Boden hochstemmte. Natürlich würde er seine Pflichten nicht vernachlässigen. Er war in erster Linie Detective.

    »Natürlich.« Ihr Mund war ausgetrocknet, und sie benetzte sich die Lippen. Es gab so viel zu sagen, aber keine Zeit mehr, es zu tun. »Lausiges Timing.«
    »Ist es das nicht immer?«
    Doch er zögerte an der Tür, das Gesicht fahl und erschöpft. Eine Hand reckte sich ihr entgegen, doch bevor sie sie ergreifen konnte, ließ er sie schon wieder sinken.
    »Es tut mir so unendlich leid, Bella.« Keine Entschuldigung diesmal; eine Feststellung voller Schmerz und Endgültigkeit.
    »Mir tut es auch leid«, flüsterte sie.
    Finn folgte ihm zur Tür, setzte sich auf die Schwelle und beobachtete wachsam, wie Alec die Neuankömmlinge begrüßte.
    Auch sie sollte sich jetzt aufraffen. Rausgehen zu den anderen, so tun, als sei nichts geschehen, und Alec bei der Einweisung helfen, als wären sie einfach nur Kollegen. Eine Lüge vorspielen .
    Auf diesen ungeschminkten Vorwurf ihres Gewissens war sie nicht vorbereitet.
    Keine Lüge , haderte sie mit sich selbst. Es gab Gründe - gute Gründe -, hier einen Schlussstrich zu ziehen. Nur schienen diese Gründe in diesem Moment ihre Überzeugungskraft verloren zu haben, und dass sowohl ihr Körper als auch ihre Gefühle gegen ihren Verstand rebellierten, verwirrte sie nur noch mehr.
    Das Einzige, was sie mit Sicherheit wusste: Sie musste jetzt da rausgehen und ihren Job tun.
    Erschöpft ließ sie sich von der Arbeitsplatte gleiten und tätschelte Finn im Vorbeigehen den Kopf. »Na komm

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