Dungirri 01 - Schwarze Dornen
bewunderte
und achtete, ihn nun zurückhielt - sein Pflichtgefühl, seine Sorge um sie, seine Fähigkeit zum Verzicht. Also musste sie nun, da die Welt um sie herum still geworden war und es nur noch sie beide gab, stark genug sein, um ihm zu ermöglichen, was sie jetzt beide brauchten.
»Bleib bei mir.«
Sie ließ Finns Leine auf den Nachttisch fallen und ging einen Schritt auf Alec zu, ermutigte ihn, sich dieses eine Mal zu erlauben, nur er selbst zu sein.
»Es dauert noch Stunden, bis es wieder hell wird, und wir finden wohl beide keinen Schlaf, und … ich will nicht allein sein. Ich will nicht nachdenken. Ich will mich nicht fürchten müssen - wenigstens für eine kurze Zeit.«
Sie reichte ihm die Hand, und nach einem Moment des Zögerns ergriff er sie, schloss seine größere Hand um ihre und drückte sie an seine Brust, wo sie das unregelmäßige Pochen seines Herzens spürte.
Dennoch gab er die Kontrolle nicht auf, und seine innere Anspannung war so deutlich zu spüren wie die Hitze eines Buschfeuers.
»Wir haben beide unsere Gründe, Bella …«
»Gründe für eine andere Zeit, nicht für heute Nacht. Wir sind allein, und … und wir brauchen es. Ich brauche es. Ich will aufhören, gegen alles anzukämpfen, was ich empfinde, wenigstens für eine Weile. Ich brauche …«
Sie hielt inne, suchte nach den Worten, die ihr fehlten. Aber in ihrem tiefsten Inneren wusste sie mit aller Gewissheit, wenn sie ihn nicht erkannte, dann würde sie auch sich selbst niemals erkennen können, niemals den Mut aufbringen, sich dem zu stellen, was nach Anbruch des Tages auf sie warten mochte, nie in der Lage sein,
die Einzelteile wieder zusammenzufügen und Frieden zu finden.
»Es ist schon zu viel verloren gegangen«, sagte sie endlich. »Ich brauche ein Licht im Dunkeln, Alec.«
»Bella.« Seine Stimme bebte, und er zog sie in seine Arme, hüllte sie in seine Wärme, und für einen langen Augenblick hielten sie einander einfach nur fest.
Sie schloss die Augen, sog seine Nähe in sich auf, das Geschenk des Zusammenseins. Spürte mit allen Sinnen die männliche Hitze und Kraft, den Körper, der sich an sie schmiegte, das körperliche Begehren, das mit jedem seiner Atemzüge wuchs, und jeder Herzschlag fand sein Echo in ihr.
Seine Lippen strichen über ihre Stirn, und er rückte gerade weit genug von ihr ab, um ihr Gesicht mit den Händen zu umfangen; seine Finger schoben sich in ihr Haar, seine Daumen streichelten ihre Wangen, ihre Schläfen, und die schlichte Zärtlichkeit ließ ihren Körper und ihr Herz schmelzen.
»Ich will dich mehr, als ich es je für möglich hielt, Bella. Aber wenn das hier vorbei ist, muss ich zurück nach Sydney.« Seine Augen - sie waren aufrichtig, bereit für sie, erlaubten ihr einen Blick in seine Seele - wichen keinen Wimpernschlag von ihr. »Gestern Nacht, als ich dachte, du wärst …« Er schluckte, brachte das Wort nicht über die Lippen. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustößt, Bella.«
Sie wusste, was er damit sagen wollte. Selbst wenn alles gut gehen würde - wenn sie Tanya morgen früh finden, sie zu ihren Eltern bringen und den Täter festnehmen würden - sie würde ihn dennoch verlieren.
Dieses Wissen steigerte ihre Entschlossenheit, das unbedingte
Bedürfnis ihn ganz zu erkennen, bevor es zu spät war, und es schob jeden Rest von Zurückhaltung oder Zweifel beiseite.
»Psst. Ich weiß. Aber … denk einfach nicht drüber nach. Ich will das alles für eine Weile vergessen. Nur du und ich, hier und jetzt.«
»Ich wünschte …«
Kaum in der Lage, den Kummer in seinem Blick zu ertragen, zog sie sein Gesicht zu sich herab und brachte ihn mit einem Kuss zum Verstummen. »Keine Versprechungen, keine Reue«, flüsterte sie an seinen Mund. »Nur das Jetzt zählt.«
Er umfing sie mit seinen Armen und zog sie wieder an sich. »Du zählst. Für mich. Zweifel nie daran.«
Sie schmiegte sich an ihn, legte ihre Lippen auf seine. Sie wollte jede Sekunde auskosten, jedes Schmecken, jede einfache, komplizierte, zögernde, hungrige Berührung, jeden Kuss, jede Liebkosung. Pure, wunderbare Lebendigkeit überwältigte ihr bewusstes Denken und erfüllte alle Sinne. So viele Gefühle, so intensiv auf ihn ausgerichtet, dass sie sich leicht darin verlieren konnte …
Bis ein kleiner Teil ihres Bewusstseins, der nicht völlig in Alec aufgegangen war, ein leises Geräusch bemerkte, das nicht von ihr selbst ausging. Ein Winseln. Das Winseln eines Hundes.
Bebend und
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