Dungirri 01 - Schwarze Dornen
verwirrt durch die Störung löste sie sich aus dem Kuss, unschlüssig, ob sie lachen oder weinen sollte über Finns seelenvollen, flehentlichen Blick, und mit der Befürchtung, dass Alec wieder von ihr abrücken würde, wie beim letzten Mal. Doch er hielt sie fest umschlossen, und in seinem atemlosen Flüstern schwang eine Spur von Schadenfreude mit. »Armer Finn.«
Ihr war schwindlig vor Erleichterung, doch irgendwo in ihrem wirbelnden Kopf fand sie genug Worte für eine vernünftige Antwort. »Ich binde ihn draußen an. Nicht dass er dir am Ende an die Kehle geht.«
»Gute Idee.« Alec strich mit den Lippen über ihre Stirn. »Aber ich bringe ihn raus«, entschied er, und seine ruhigen Worte waren eine ernüchternde Warnung vor den Gefahren, die noch immer auf sie lauerten.
Sie nickte und sah ihn auf dem dunklen Balkon neben dem Hund in die Knie gehen und die Leine am Geländer festbinden; sie hörte seine tiefe, leise Stimme, als er ruhig mit Finn sprach und ihn streichelte.
Seine einfühlsame Fürsorge für Finn, trotz des zuweilen störenden Beschützerinstinkts des Hundes, rührte sie und verstärkte den Wirbel von Gefühlen, der ihre Sinne überrollte. So viele Männer trugen ihre Stärke als Waffe vor sich her. Nicht Alec. Die Stärke bildete seinen Kern, sein innerstes Wesen, und das machte ihn stark genug, um sanft zu sein. Stark genug, um verletzlich zu sein. Stark genug, um Bedürfnisse einzugestehen; gleichermaßen zu nehmen wie zu geben; die Stärke anderer anzuerkennen und zu achten.
Und plötzlich erkannte sie, dass sie ihn nicht aus Furcht gebeten hatte zu bleiben, sondern aus ihrer eigenen Stärke heraus, denn die Anziehung zwischen ihnen war stark und gut und richtig, und weil es ihm gelungen war - sie versuchte gar nicht erst zu verstehen, wie und warum -, sie wieder heil werden zu lassen.
Und nun konnte sie sich hingeben, konnte sie diesen Moment ausleben und das Geschenk dieses einen Mals ohne Furcht und Zögern annehmen.
Er erhob sich wieder in einer flüssigen, kraftvollen Bewegung,
die ihr den Atem raubte, und sie musste sich darauf konzentrieren, das Pistolenhalfter zu öffnen, die Glock herauszunehmen und auf den Nachttisch zu legen.
Der Türriegel schnappte ein, und als sie sich wieder umdrehte, stand Alec vor ihr, und in seinen Augen loderten Feuer und Begehren.
Wieder verschlug es ihr den Atem.
Er kam die wenigen Schritte auf sie zu, legte seine Pistole neben ihre und seine Brieftasche. Dann streckte er die Hände nach ihr aus und zog sie an der Taille zu sich heran. Hüften und Schenkel berührten sich, und seine unverkennbare Erregung steigerte ihre, sodass sie die Finger in sein Hemd wühlte und ihn noch näher an sich zog.
Seine Augen suchten ihren Blick. »Bist du dir ganz sicher, Bella?«
»Ja.«
Und das war sie. Diese Nacht - jetzt - war alles, was sie hatten. Ein bisschen Zeit, gestohlen von der Realität der Außenwelt, die nur ihnen beiden gehörte.
Unter ihren Fingern pochte sein Herz. Sie öffnete einen Hemdknopf, dann noch einen, stieß auf seine erhitzte Haut und presste die Hände an ihn.
Wie konnte die Berührung einer Frau, ein gemeinsamer Kuss, einen Mann nur so unwiderruflich verändern? Hier im Schein der Lampe, mit Bellas Fingern, die brennende Spuren auf seine Haut malten, ihrem sinnlichen Körper unter seinen Händen und ihren Küssen, die seine Sinne verwirrten, wusste er, dass nichts in seinem Leben ihn darauf hatte vorbereiten können, mit ihr zu schlafen. Technik und Wissen waren bedeutungslos angesichts dieser Frau, die sein Herz so vollkommen in Besitz genommen
hatte, dass er nicht länger wusste, wo sie aufhörte und er anfing.
Er wollte seine Gefühle völlig offenlegen und Bella in sein Innerstes lassen, zu den längst verschütteten Orten, die er selbst kaum kannte. Er wollte - musste - ein ganzes Menschenleben der Intimität und Vertrautheit in diese wenigen, kurzen Stunden der Seligkeit pressen.
Wieder umfasste er ihr Gesicht mit den Händen, küsste ihren Mund, die Wangen, strich mit der Zungenspitze über ihre Lider, und ihr entfuhr ein kurzer, verzweifelter Seufzer der Begierde, als sie seinen Mund auf ihren zog. Sie schob das Hemd von seinen Schultern, und ihre Fingerspitzen entflammten seine Haut.
Ein sinnliches Lächeln umspielte ihre Lippen, und in ihren Augen strahlten Verzückung und weibliche Anerkennung. Obwohl ihre Berührungen ihn beinahe um den Verstand brachten, erfreute er sich an diesem Zug ihres Wesens, an der
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