Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Kapitän.” Dann ging ein schauerliches Ächzen über seine Lippen und er brach auf der Stelle zusammen.
    Besorgt beugte sich der Kapitän über ihn und tastete nach seinem Puls. Seine schlimmste Befürchtung wurde wahr:
    Da war... nichts mehr!
    Aber der Magier hatte doch gerade noch mit ihm gesprochen...? Konnte er sich denn so selber überschätzt haben?
    Oder gab es einen anderen Grund, der ihn alles hatte riskieren lassen, weil es letztlich doch noch eine Chance für ihn gab - auch wenn er jetzt normalerweise für tot hätte erklärt werden müssen? Vielleicht...?
    „Holt mir die Grünschnäbel!”, brüllte Koschna.
    Das ließen sich seine Leute nicht zweimal sagen, denn sie hatten durchaus mitbekommen, was passiert war.
    Dieser verdammte Hexer!, dachte der Kapitän. Ich würde ihn lieber sterben lassen, hier und jetzt, aber wie soll ich anschließend meinen Leuten erklären, dass es jetzt doch keinen Schatz mehr geben kann?
    Ein schlimmer Zwiespalt, in dem er sich befand - und er musste sich für den Magier entscheiden, für dessen Weiterleben.
    Aber konnten die beiden Jugendlichen ihm dabei wirklich helfen?
     
    *
     
    Mit ihren magischen Sinnen, die nur hier auf Dunkelerde wirksam waren, hatten Jule und Pet alles mitbekommen. Es war wirklich schlimm für sie gewesen: Die Kämpfe, die Wassermonster, das Sterben der belebten Schatten, die genauso wie normale Menschen wirkten, mit ihren Todesängsten, ihren Schmerzen... Und dann die Idee von Koschna... Pet spürte, wie sich sein Nacken schmerzhaft zusammen zog: Wie sollten sie das denn überhaupt anstellen? Doch er befürchtete, dass sie nichts anderes tun konnten, als es zumindest zu probieren.
    Und da wurde auch schon die Tür zu ihrem kleinen Gefängnis aufgerissen.
    „Los, mitkommen!”, befahl einer der Barbaren bärbeißig.
    Wortlos folgten sie ihm. Er führte sie schnurstracks zu dem Magier.
    Noch bevor sie dort waren, wussten die beiden: Er war gewissermaßen körperlich tot, aber sein Geist hatte den Körper nicht völlig verlassen.
    „Er ist kein belebter Schatten”, zischelte Pet, nur für Jule hörbar.
    „Genau!”, bestätigte diese. „Er stammt von der Erde, genauso wie wir. Sonst wäre er jetzt wirklich tot - halt wie die anderen: Um als unsichtbarer Schatten davon zu flattern, sozusagen in die Warteposition, damit er als derselbe, wenn auch ohne Gedächtnis, wiedergeboren werden kann.”
    „Wenn wir warten, geschieht es trotzdem noch, allerdings endgültig und ohne Wiedergeburt”, gab Pet zu bedenken.
    „Was willst du tun?”
    „Was werden WIR tun?”
    „Halte mich da raus! Zur Erinnerung: Ich bin nur die Jungfrau, die die Stellung halten muss, während der Held...”
    „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, schon vergessen? Nicht in der Zeit von Magnus und seinen Alchimisten. Das war lange vor der Emanzipation.”
    „Ich pfeife darauf, hier und heute!”, kommentierte Jule seine Worte verbittert. Aber sie beugte sich trotzdem gemeinsam mit ihm über den Regungslosen.
    „Könnt... könnt ihr was tun?”, fragte Koschna bang.
    Er bekam keine Antwort. Pet legte die Hand auf die Brust des verruchten Magiers. Am liebsten hätte er es gehabt, wenn der Magier gestorben wäre. Das musste er sich ehrlich eingestehen. Andererseits war er der Dreh- und Angelpunkt, was die Aufgabe betraf. Pet spürte sehr deutlich in seinem Innern, dass seine Aufgabe keineswegs damit gelöst war, wenn er den Magier sterben ließ und ihm die Schriftrolle weg nahm. Es war mehr als nur so ein Gefühl. Inzwischen wusste Pet, dass es Vorahnungen waren, die erschreckend verlässlich sich zeigten, egal, ob man sie berücksichtigte oder nicht.
    Außerdem: Wie sollen wir ohne diesen Typen zurück nach Hause finden?
    Das war ausschlaggebend. Pet konzentrierte sich auf den leblosen Körper und suchte den Geist des Magiers, der sich ziemlich erfolgreich gegen die Gedankenspionage der beiden Jugendlichen schützte, seit sie ihm bewusst geworden war. Und Pet fand eine winzige Resonanz: Da war er, der Geist! Nur noch Sekunden, dann war er weg - und dann war alles zu spät.
    Erschrocken „griff” Pet danach. Er spürte Jule an seiner Seite, so nah wie noch nie zuvor. Nicht nur körperlich, sondern auch... geistig! Als wären sie zu einer Einheit verschmolzen. Als wären sie als lebende Menschen nur zwei Teile eines einzigen Ganzen und nun, in ihrem gemeinsamen Bemühen, den verruchten Magier zu erwecken, waren sie vollkommen wieder dieses Ganze, wenn auch nur

Weitere Kostenlose Bücher