Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
hatte noch viel zu tun, und er konnte nicht länger warten.
Er hob den Kopf vom Lenkrad, schaute aus dem Fenster und dachte an sie, Vanessa. Für sie war ein schneller Tod viel zu angenehm. Für sie hatte er sich eine ganz besondere Folter ausgedacht.
Als er sich erinnerte, wie er sie gestern Abend angerufen hatte, musste er wieder lachen … schallend lachen. Sie hatte kein Wort gesagt, doch er hatte ihre Angst durch die Leitung gespürt.
Ihre Angst erregte ihn. Ihr Tod würde ihn erlösen.
14
Als Vanessa sich am Freitagabend auf den Weg zu Christians Wohnung machte, duftete es in ihrem Auto nach Schwarzwälder Kirschtorte. Sie hatte Johnny nach der Schule zu Annette und Dan gebracht und war gleich wieder nach Hause gefahren, um die Torte zu machen. Als sie sie mit Kirschen und Sahnecremetupfern verziert hatte, nahm Vanessa ein heißes Bad, um ihre nach den vergangenen Strapazen immer noch verkrampften Muskeln zu lockern.
In den letzten zwei Tagen hatte sie keine unheimlichen Telefonanrufe mehr erhalten, und abgesehen von der eisigen Kälte draußen lief alles bestens. Am Mittwochnachmittag war Christian aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er hatte gleich angerufen, um ihr zu sagen, dass es ihm gutging. Johnny hatte sein Bild fertiggestellt, und Scott hatte es am Morgen beim Wettbewerbskomitee eingereicht.
Und in wenigen Minuten würde sie mit Christian in seiner Wohnung zu Abend essen. Die innere Anspannung, die sie jetzt spürte, fühlte sich gut an; es war die freudige Erwartung, ihn zu sehen, die Neugier auf das, was kommen mochte. Dies war das erste Mal, dass sie ganz allein miteinander sein würden.
Die Sunset-Hills-Wohnanlage befand sich fünfundzwanzig Autominuten von Vanessas Haus entfernt, ein Komplex mit luxuriösen und geschmackvollen Wohnungen.
Sie hielt vor dem Gebäude, in dem Christian wohnte, überprüfte im Rückspiegel ihren Lippenstift, nahm dann die Torte und stieg aus.
Der eisige Wind fuhr ihr unters Kleid, ließ sie frösteln und zerzauste ihr das Haar. Als sie endlich vor Christians Wohnungstür stand, brannten ihre Hände und ihr Gesicht vor Kälte.
Sie hatte den Türklopfer kaum losgelassen, als Christian auch schon öffnete. Mit einem Lächeln, das ihr die Hitze ins Gesicht trieb, zog er sie in die warme Wohnung. Dann nahm er ihr die Schachtel mit der Torte ab. »Bitte geh schon mal rein, ich bringe das hier nur schnell in die Küche.«
Sie trat von der Diele in das großzügige Wohnzimmer. Eine Wand nahm eine Fensterfront ein, an einer anderen befand sich der Kamin, in dem ein Feuer knisterte. Vanessa zog den Mantel aus und legte ihn über die Rückenlehne eines männlich wirkenden schwarzgrauen Sofas. Dann ging sie zum Kamin, um sich zu wärmen.
Während sie die Hände zum Feuer ausstreckte, blickte sie sich um. Die bestimmende Farbe war Schwarz, begleitet von verschiedenen Grautönen. Der Couchtisch und die Beistelltischchen waren aus schwarzem Holz, groß und wuchtig. In einem Hi-Fi-TV-Rack standen ein Flachbildfernseher, eine topmoderne Stereoanlage und einige Bücher über Motorräder und Architektur.
»Irgendwas duftet hier absolut verführerisch«, sagte Vanessa, als Christian ins Wohnzimmer kam. »Viel besser als alles, was ich je in der Mikrowelle hatte«, zog sie ihn auf.
»Ich könnte lügen und so tun, als hätte ich den ganzen Tag in der Küche gestanden, aber in Wirklichkeit sind diese leckeren Düfte Ergebnis der Kochkünste von Crystal’s Catering.« Er musterte Vanessa von Kopf bis Fuß. »Du siehst umwerfend aus.«
»Vielen Dank.« Sie strich mit der Hand über den Rock ihres cranberryfarbenen Kleides. »Du siehst auch ziemlich gut aus.« Christian trug eine dunkelblaue Hose und einen Pullover in derselben Farbe, der seine breiten Schultern und seinen schlanken Oberkörper betonte.
»Magst du jetzt, wo wir das mit den Komplimenten hinter uns gebracht haben, mit in die Küche kommen?«
Die Küche war beeindruckend. Schwarze Granitarbeitsplatten, schwarze Elektrogeräte, und der Tisch in der Essecke war mit schwarzen Tellern und Servietten eingedeckt und einem Strauß wunderschöner roter Chrysanthemen.
Christian zeigte auf einen Barhocker an der Kücheninsel. »Setz dich doch, ich bin gleich so weit.« Er ging zum Kühlschrank und holte eine Flasche Wein heraus. »Wie wär’s vorab mit einem Glas?«
Sie stellte ihre Handtasche auf die Granitplatte und setzte sich. »Nein, danke. Lieber ein Wasser – oder auch eine Cola, falls du
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