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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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und besonders Feuermagier auf seiner Seite hatte. Es war logisch, sich der Kraft speziell dieser einen Gefangenen zu bedienen, die nicht nur sagenhafte Kräfte in sich trug, sondern es auch verstand, sie auf die Seelen anderer zu übertragen.
    Einen Augenblick lang zog Telarion in Betracht, dass Ireti eifersüchtig sein könnte. Er hatte sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob die Königin von Tarinds Vorliebe wusste, sein Lager mit Dunkelmagierinnen zu teilen und diesen dabei ihre Kraft zu nehmen, um die seine zu stärken. Wenn sie aber davon wusste, wäre es nur verständlich gewesen, dass sie den Kontakt zwischen dem König und der Gefangenen nicht wünschte.
    Doch sosehr Telarion es seinem Bruder gönnte, so geliebt zu werden, es verbesserte Telarions Meinung über seine Schwägerinnicht, dass sie ihre Liebe zum König rücksichtslos über die Bedürfnisse des ganzen Landes stellte.
    Er streckte die Hand aus. Sofort kam Gomaran aus den Schatten und reichte ihm eine brokatene Schärpe, die sich Telarion um die Hüfte und das lose Leinenhemd wand, das er trug.
    Ireti richtete sich auf und sah Telarion herausfordernd an. »Ich bin in Sorge um Euren Bruder. Er hat sich in den Kopf gesetzt, ohne die Kraft dieser Gefangenen, die er für eine Spionin und Vertraute des Zaranthen hält, den Krieg nicht gewinnen und das Heiligtum des Syth nicht erobern zu können. Warum unterstützt Ihr ihn in diesem Wahnsinn?«
    Telarion ließ sich von Gomaran sein wakun geben und steckte den Dolch, der in einer Scheide aus schwarzem goldbeschlagenen Holz steckte, während er sprach, in die Falten der Schärpe. »Nun, auch wenn ich aufgrund meiner Gaben einen anderen Blick auf diese Dinge habe als er, letztendlich bin ich seiner Ansicht.«
    »Wie immer lasst Ihr keine Meinung außer der Euren gelten«, schnaubte Ireti verächtlich. »Und ich kann nur hoffen, dass mein Gemahl – Euer König und Bruder!   – nicht den Schaden zu tragen hat, wenn Euer Hochmut auf ein Wesen trifft, dem Ihr nicht gewachsen seid!«
    »Meint Ihr damit diese Schankdirne?« Telarion spie die Worte förmlich aus. »Würdet Ihr es vorziehen, wenn mein Bruder und ich nicht versuchten, sie und ihre Kräfte auf die Seite des Lebens zu ziehen, sodass sie stattdessen dazu beitragen könnte, die Welt in Chaos und Zerstörung zu stürzen?«
    Ireti sprang auf und ging nervös hin und her. »Natürlich nicht. Aber er ist mein Gemahl, und sie ist eine der stärksten Dunkelmagierinnen, die diese Stadt je gesehen hat! Erst kürzlich verletzte ein magisches Feuer ihn schwer! Und auch da standet Ihr direkt neben ihm. Ihr überzeugtet ihn sogar, diesen Schmied nicht sofort zu töten, sondern sein Können auf die Probe zu stellen. Und nun habt Ihr ihn an den Hof geholt! Was, wenn er und diese Feuerhexe unter einer Decke stecken? Der kleineFinger von Tarinds Schildhand wird auf ewig entstellt bleiben!«
    »Mit Eurer Erlaubnis, Mendari! Ich weiß sicher besser als Ihr, was geschehen ist und warum«, unterbrach Telarion sie kühl.
    Ireti blieb vor ihm stehen. »Und gerade weil Ihr es wisst, verstehe ich Eure Haltung nicht, Fürst! Ihr solltet Euren Bruder schützen und Euch und ihn von dieser Gefangenen fernhalten.«
    »Mein Bruder ist der König. Was soll ich Eurer Meinung nach tun?«, fragte Telarion spöttisch.
    Ireti blieb vor ihm stehen. »Überzeugt ihn, dass sein Heil und das der Welt darin liegt, das Siegel der Ys zu finden, bevor ein Jünger des Syth es tut«, bat sie und sah ihn mit großen Augen an.
    Telarion schwieg einen Moment. Ihre Miene wirkte auf den ersten Blick ehrlich. Wahrscheinlich hatte sie durchaus Angst um Tarind, doch der Zwilling des Königs glaubte nicht, dass wirklich Sorge und Liebe die Ursache dieser Angst war. So, wie er sie einschätzte, fürchtete sie wohl eher um ihre eigene Stellung in Tarinds Reich.
    »Das Siegel ist nichts weiter als eine Legende, an die kaum noch jemand glaubt«, sagte er und schlüpfte in die lange, dunkle Jacke, die Gomaran ihm hinhielt. »Und ich werde als Heermeister und Verwalter des Königs keinen Krieg anzetteln, nur um einem Mythos nachzujagen.«
    Ihre Brauen zogen sich zusammen. »Warum wollt Ihr und der König dann das Heiligtum des Syth in Eure Hand bekommen?«
    »Solife ist das letzte Land, das der Befreiung der Welt von Feuer und Tod noch im Wege steht. Und ich werde keine Möglichkeit außer Acht lassen, diese Hürde aus dem Weg zu räumen.«
    Für Telarion war alles gesagt. Er wandte sich zum Gehen, doch

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