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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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und Telarion in einem stummen Gruß die Hand auf die Schulter gelegt. Telarion nickte kurz und wandte sich wieder der Gefangenen zu. Doch der Zauber war verflogen.
    Telarion blinzelte. Nicht ohne ein gewisses Bedauern verschloss er den kostbaren Moment tief in seinem Inneren. Doch er würde sich nicht vom üblen Zauber einer Feuermagierin einlullen lassen. Vorsichtig, sodass sie ihn nicht entdeckte, ging der Heermeister an der Wand entlang noch ein paar Schritte weiter, während Tarind den Raum durchquerte und auf dem geschnitzten Stuhl, der für ihn bereitgestellt war, Platz nahm.
    Telarion hielt noch einmal inne, als er ihr Gesicht besser sehen konnte. Es war nicht eigentlich schön, mit einer entschieden zu breiten Nase und einer zu schmalen, wenn auch schön geschwungenen Oberlippe. Und doch war er von der Ruhe und Gelassenheit in ihren Zügen betroffen. So als habe man sie nicht zu einem Verhör mit einem Mann geholt, dem sie ihren Aufenthalt an diesem furchtbaren Ort verdankte und an dessen Ende sehr wohl ein qualvoller Tod auf sie warten mochte.
    Telarion unterdrückte energisch den Respekt, den ihm ihre Haltung abnötigen wollte.
    Niemand außer ihnen und den beiden Wachen war anwesend.Tarind hatte sie fortgeschickt, und Telarion konnte es nachvollziehen. Was der König mit der Schankdirne vorhatte, ging niemanden etwas an.
    Tarind saß auf seinem nicht sehr bequemen, aber dennoch prachtvollen Stuhl, neben ihm der Tisch mit frisch poliertem Werkzeug, und wies Telarion nun stumm auf einen ähnlichen Stuhl hin, der in einer Nische stand und so demjenigen, der am Feuer in der Mitte des Gewölbes saß, weitgehend verborgen blieb.
    Der Heermeister nickte kurz, nahm in den Schatten Platz und wartete darauf, dass Tarind zu sprechen begann.
    Telarion ertappte sich dabei, dass er neugierig war, ob die kleine Gunst, die sein Bruder ihr gewährt hatte – sie vor eine Wärmequelle zu setzen, wo sie den Aufgang der Roten Sonne genießen konnte   –, die Zunge dieser Frau löste. Doch dann konzentrierte er sich auf das, weshalb er hier war.
    Langsam tauchte er in sich selbst hinein, sodass er die Essenzen der Wesen um sich herum wahrnehmen konnte und nicht nur ihr körperliches Bild.
    Wie zu erwarten gewesen war, traf ihn zuerst der Schmerz derer, die an diesem Ort gestorben waren. Er sog die Luft ein und gestattete den Geistern für einen Augenblick ihre Klagen. Dann schob er den Gedanken an die Einsamkeit und die Trauer, den Hass und die Qual, die dieses Gewölbe durchdrangen und die Mauern seit Jahrhunderten tränkten, beiseite. Sie waren noch da, aber sie berührten ihn nicht mehr. Es kostete Kraft, sie fernzuhalten, aber den Schmerz der Verletzten und Sterbenden nicht zu seinem eigenen zu machen gehörte zu den ersten Dingen, die ein Heiler im Palast der Stürme zu lernen hatte.
    Aber nicht nur die Magie der Toten war hier. Inmitten all der grauen, nebelhaften Schwaden, die die Totengeister waren, waren auch wenige bunte Flecken auszumachen, deren Magie noch lebendig war. Der Fleck zu seiner Rechten war sein Bruder. Eine geisterhafte Form aus Licht, so blau wie die Magie des Wassers, halb durchsichtig und gesprenkelt von goldenen Funken der Magie des Vanar wie Regen. Weiter hinten waren ein dunkelgrüner und ein weiterer blauer Fleck zu sehen; die beiden Wachen.
    Dort, wo das Schankmädchen saß, brannte eine große gelbe Flamme. Telarion sah die junge Frau noch mit seinen körperlichen Sinnen, doch das Bild der Zwischenwelt, in die er eingetaucht war, überlagerte ihre schlanke Gestalt. Der Kern der Flamme war von einem samtigen Braunschwarz, das über ihr in Mustern zerfaserte, wie Tinte, die ihre Essenz mit feinen und komplizierten Schlieren auf goldenem Grund durchzog. Es war so schön anzusehen, dass Telarion ein paar Herzschläge lang seinen Abscheu und Widerwillen gegen die Dunkle Magie vergaß.
    Doch er wusste, viele Gebete und Reinigungszeremonien würden nötig sein, um seine eigene Seele von diesen Schlieren zu reinigen, wenn er sie berührte. Schon jetzt hatte er den Eindruck, seine Fingerspitzen würden in klebrigen, zähen und ekelerregend süßen Sirup eintauchen. Und doch würde er es tun müssen, wollte er dem Wunsch seines Bruders – und nicht zuletzt seinem eigenen   – entsprechen.
    Vorsichtig näherte er sich ihr, so, wie ein Heiler sich der Essenz eines Kranken genähert hätte, den er vom Ungleichgewicht in seiner Seele befreien wollte.
    Die gelbschwarze Flamme zuckte kurz, als sie die

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