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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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beim Herausziehen, so wie er es gelernt hatte, dann trat er dem Angreifer mit aller Kraft in die Weichteile, sodass er zusammenbrach.
    Jetzt heulten die beiden Mopeds auf und schossen auf ihn zu. Ein Fahrer holte ungeschickt mit einem Golfschläger aus, Jack duckte sich weg, und das Moped krachte schlitternd in eine Haustür. Jack sprang darüber und rannte, so schnell er konnte, davon. Am Ende der Straße wartete ein Motorrad mit ungeduldig hochdrehendem Motor. Alfie saß darauf, ohne Helm, mit breitem Grinsen.
    »Komm schon, junger Mann, ich kann nicht den ganzen Tag warten.« Jack sprang hinten auf und hielt sich fest. »Ich glaube, sogar ich hätte nicht alle drei auf einmal erledigt«, fügte Alfie hinzu.
    Nur keine falsche Bescheidenheit, dachte Jack. Er empfand weder Hochstimmung noch Reue. Während des ganzen Zwischenfalls hatte sich sein Herzschlag kaum erhöht. Er hatte sich vollkommen unter Kontrolle gehabt. Ganz offensichtlich besaß er, was auch sein Vater besessen hatte, eine Eigenschaft, die seine Mutter stets fassungslos gemacht hatte: die Fähigkeit, einen Akt brutaler Gewalt in aller Ruhe zu genießen. Eine schwere Bürde für einen Jungen auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
    Da fiel ihm etwas ein. »So ein Mist, Alfie.«
    »Was?«, rief Alfie über die Schulter.
    »Ich habe vergessen, Brot zu kaufen.«

9
    Mit müden, verklebten Augen saß Ahmed Seladin hinten in dem British-Gas-Transporter und kaute an seinen Fingernägeln. Wieder eine Nacht ohne Schlaf. Wieder ein Tag, gefangen in einem Albtraum, in unerträglicher Enge, unterwegs über unbekannte Straßen, durch unbekannte Städte. Sein Gegenüber sah ihn kopfschüttelnd an.
    »Sie sind diese Art zu arbeiten nicht gewohnt, was? Da hilft nur Härte gegen sich selbst. Und immer schön wachsam bleiben. Diesmal dürfen keine Fehler passieren.«
    Die Schergen des Chinesen waren einfach nicht kleinzukriegen. Tag und Nacht fuhren diese Kerle durch, ohne jemals Pause zu machen. Ausruhen? Lächerlich. Schlaf? Völlig überbewertet.
    »Ist die Injektion vorbereitet?«, fuhr die Kampfmaschine fort. Geplant war ein schneller Zugriff. Den jungen Mann packen, in den Transporter verfrachten und ihm so schnell wie möglich das Sedativum verpassen. Der Boden war mit Plastikfolie ausgelegt. Alles war bereit für Dr. Seladin und sein Skalpell.
    »Hier«, sagte Ahmed und nahm eine geladene Spritze aus seinem Koffer. »In den Nacken stechen und zudrücken. Er wird sofort bewusstlos sein. Aber passen Sie auf, dass Sie sich nicht aus Versehen selbst pieksen«, fügte er sarkastisch hinzu. Der Mann maß ihn mit einem kalten Blick.
    Zwei weitere Kämpfer saßen stumm dabei. In ihren Zivilklamotten sahen sie aus wie verkleidet. Sie wirkten wie alte Haudegen vor einer Schlacht, wachsam, jedoch entspannt, in einem Stadium erhöhter mentaler Bereitschaft bei gleichzeitig minimalem körperlichem Einsatz.
    »Los! Los! Das Ziel kommt!«, rief der Fahrer, und sofort brach eilige Betriebsamkeit aus. Die Türen schwangen nach außen auf, und Ahmed drückte sich gegen die Seitenwand des Transporters, um den Männern auszuweichen, die an ihm vorbeistürmten und die Straße entlangsprinteten. Er erhaschte einen kurzen Blick auf den jungen Mann, der aus dem Haus trat, auf seine Größe und seinen Körperbau. Für einen kurzen Moment wünschte Ahmed, der Kerl würde den Schlägern ein paar Hiebe verpassen, die sie so schnell nicht vergessen würden.
    Alles passierte so schnell, dass Ed Garner kaum Zeit zum Reagieren hatte. Er sah die Datei mit den Angaben über Amandas Freunde und Verwandte durch, und erst das Geräusch der sich öffnenden Transportertüren, gefolgt von schnellen Schritten, ließ ihn aufblicken. Ihm war sofort klar, was die Männer vorhatten und dass sie nicht mehr aufzuhalten waren.
    Die Blonde stand auf der Treppe, das Ziel hinter ihr. Ed brauchte dringend Verstärkung. Allein, nur mit seiner Dienstpistole bewaffnet, konnte er nichts ausrichten. Wer wusste schon, welche Ausrüstung sie dabeihatten und was sich alles in diesem Transporter verbarg. Er sendete das Notsignal und wechselte dann auf die Kameraeinstellung seines Handys, um Fahrzeug und Nummernschild zu fotografieren.
    »Komm schon, Jack!«, rief Amanda von der Treppe aus. »Das Taxi ist da.«
    Jack entdeckte die drei Gestalten, die im Laufschritt näher kamen, noch ehe er aus der Tür trat. Und seine blitzschnelle Reaktion war seine Rettung, der Sekundenbruchteil, in dem er sich wappnete, sich ausbalancierte

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