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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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würde, die auf Stundenbasis arbeiteten.

31
    General Nbotous Camp, Demokratische Republik Kongo
    Clement wickelte sich ein Pflaster um den Daumen. Die Wunde war tief und der Blutfluss schwer zu stoppen. Das Mädchen war wild, sie hatte gekämpft wie ein Löwe und gebissen, obwohl Uko versucht hatte, sie mit Drogen ruhigzustellen. Jetzt war sie ans Bett gefesselt, und die hässlichen Striemen, die sein Gürtel auf ihren Armen und Beinen hinterlassen hatte, leuchteten dunkellila auf ihrer braunen Haut. Clement schloss die Tür nicht ab. Er war noch nicht fertig mit ihr.
    »Kommen Sie, Sir, das Essen ist fertig«, rief Uko vom Fuß der Treppe, ein Lächeln auf den Lippen und eine offene Flasche Bier in der Hand.
    Clement nickte und ging langsam zu ihm hinunter. In einem Halfter an seiner Seite steckte eine Pistole, die er selten benutzte. Er bevorzugte die Machete, die in einer Scheide lässig über seiner Schulter baumelte. Sie war wesentlich besser für die brutale Justiz geeignet, mit der er seine Soldaten in Schach hielt. Er nahm Uko das Bier ab und trat nach draußen. Einen kleinen Schluck schüttete er auf den Boden, für die Ahnen, den Rest der Flasche leerte er in zwei Zügen.
    Uko reichte ihm eine zweite Flasche und sagte: »Der Koch hat Hühnchen à la Moambe gemacht. So wie Sie es am liebsten haben, schön scharf und mit Maniok. Und ein paar von den Kindern haben Buschfleisch für Sie geräuchert.«
    Ein Junge tauchte neben Clement auf, ein Kind von höchstens sechs Jahren, in einem zerrissenen Fußballshirt mit dem Logo von Manchester United, das ihm bis zu den Knien reichte. Mit feierlichem Ernst in seinen großen Augen hielt er ihm einen Teller voll Rauchfleisch hin. Clement wedelte die Fliegen von den rosa Fetzen und schob sich eine Handvoll in den Mund. Geräucherter Affe. Er erkannte die charakteristische, aromatische Süße, die feste Struktur des mageren Muskelfleisches. Ein Wunder, dass es überhaupt noch Affen gab, so wie die Soldaten hinter ihnen her waren.
    Er kniete sich neben den Jungen, legte ihm seine große Hand unters Kinn und hob seinen Kopf an, um ihm tief in die Augen zu sehen. »Habt ihr das Fleisch geschossen?«, fragte er.
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, mit Draht gefangen. Wir haben eine Schlinge gemacht. Willst du sehen?«
    Clements Augen bohrten sich in die des Kindes. Er glaubte dem Kleinen durchaus, aber er wusste, dass die Jungs in seiner Abwesenheit gern aufs Geratewohl Tiere abschossen, um einmal etwas anderes zu essen zu bekommen als immer nur Maniok. Um die Tiere ging es ihm nicht, er wollte nur nicht, dass Munition vergeudet wurde.
    »Hier, nimm dir auch was von dem Fleisch«, sagte er und ließ das Kind los. »Und ein Bier bekommst du auch. Uko, hol dem jungen Soldaten hier ein Bier.« Er tätschelte dem Jungen den Kopf und ging dann die Stufen der Veranda hinunter, um einen Rundgang durch das Camp zu machen.

32
    Centurion-Learjet, 10 000 Meter über Afrika
    Jack bewegte mühsam die Füße. Der Schmerz in seiner Seite, der durch die gekrümmte Haltung ohnehin stark war, nahm dadurch noch mehr zu, aber er wollte unbedingt versuchen die Blutzirkulation in Gang zu halten. Nicht dass seine Gliedmaßen taub waren, wenn man ihm die Fesseln abnahm, und er sich dann nicht wehren konnte …
    Es war still an Bord des Flugzeugs. Die Lampen waren heruntergedimmt, und seine Entführer fühlten sich offenbar so sicher vor ihrem festgezurrten Mitreisenden, dass sie eingeschlafen waren. Jack hatte die Zeit genutzt, um nachzudenken, und ein paar Beschlüsse gefasst. Es wäre dumm, sich auf Sir Clive zu verlassen, so viel stand fest. Jack war nichts weiter als eine Marionette für ihn. Man konnte ihm nicht trauen. Jack hatte die Situation immer wieder in Gedanken durchgespielt und war zu dem Schluss gekommen, dass es für ihn nur eine realistische Überlebenschance gab: Er würde Monsieur Blanc verraten, was er wusste – dass die ganze Sache ein Bluff war, dass die Module zu nichts nütze waren, dass sie nichts anderes waren als eine Art Trojanisches Pferd, mit dessen Hilfe der MI 6 herausfinden wollte, wer möglicherweise Interesse an einer Cyberattacke auf Großbritannien hatte. Er würde dem Chinesen klarmachen, dass er, wenn er die Module verkaufte, sich selbst in Gefahr bringen würde, da er nicht beweisen konnte, dass er mit dem Coup nichts zu tun hatte, zumal er finanziell davon profitierte.
    Der Plan war gut. Aber wie sollte er an den Fettwanst herankommen? Würden

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