Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Holzkante. Er sah auf mich herunter, ein leises Grinsen im Gesicht, das mich zum Schaudern gebracht hätte, hätte die Kälte nicht schon dafür gesorgt.
»Erwartest du noch jemanden?«, fragte er selbstgefällig.
Ich ließ ein kurzes »O Mist « durch meine Gedanken schlüpfen, bevor ich es unter dem Liedtext begrub, laut dem ich zu sexy für mein Shirt war – nicht, dass ich gerade eins getragen hätte. Dass Szilagyi nirgends zu sehen war, hieß nicht, dass er nicht in der Nähe sein und meine Gedanken mithören konnte.
»Eigentlich schon«, sagte ich, und meine Antwort hätte gewandt geklungen, hätten meine Zähne nicht so geklappert. »Wo ist Szilagyi?«
Silberhaar sprang von der Tür herunter und landete natürlich ganz mühelos. Gegen die Kälte trug er eine lange Wildlederjacke über einem cremefarbenen Pullover, und seine schokobraunen Hosen sahen aus wie Cord. Was allerdings meinen Blick auf sich zog, waren seine Handschuhe. Er trug die gleichen übergroßen Industriehandschuhe, die ich benutzt hatte, bevor Vlad mir das normal aussehende Paar geschenkt hatte. Sie waren auch nicht das Einzige, was mir an Silberhaars Händen auffiel. Er hielt außerdem noch einen Holzhammer und ein Messer, das aussah, als wäre es aus Elfenbein.
Mein »O Mist« von eben verwandelte sich in ein »O Scheiiiiße«!
»Du hast Szilagyi gesagt, du hättest deine Meinung geändert und wolltest die Seiten wechseln, aber er ist nicht überzeugt«, antwortete der Vampir munter. »Bis er sich sicher ist, lässt er dich nicht in seine Nähe, für den Fall, dass du Vlad kontaktieren und ihn überfallen lassen willst.«
Ich machte ein furchtloses Gesicht, fühlte mich aber, als wäre mir das Herz in die Hose gerutscht.
»Wie soll ich Vlad kontaktieren, wenn ich nichts habe, durch das ich eine Verbindung zu ihm herstellen kann? Und das Wichtigste überhaupt: Wie kann ich Szilagyi von meiner Aufrichtigkeit überzeugen, wenn er gar nicht da ist?«
Das Grinsen des Vampirs wurde breiter, und er warf seine Waffen in die Höhe, bevor er sie wieder auffing. »Genau da komme ich ins Spiel.«
Diese Antwort hatte ich erwartet – und gefürchtet. Er hatte sogar extra Folterwerkzeuge aus Holz und Knochen statt leitfähigerem Stahl besorgt, und seine Handschuhe würden ihn vor dem Strom schützen, den er dennoch abbekam. Verzweiflung stieg in mir auf. Ich hatte mich Szilagyi ausliefern wollen, um ihn in die Falle zu locken, aber Vlad war dagegen gewesen. Ihm zufolge würde Szilagyi mir nicht glauben und mich foltern, bis ich ihm die Wahrheit sagte. Wie es aussah, hatte er recht gehabt.
»Lass sie bloß in Ruhe!«, hörte ich eine vertraute Stimme rufen.
»Marty?«, fragte ich überrascht.
Ich sah mich um, doch weil die Boxenwände so hoch waren, konnte ich nicht hinübersehen.
»Ja, ich habe ihn hergebracht«, sagte Silberhaar. »Ich glaube ja nicht, dass du ein zäher Brocken bist, aber du hast mich schon einmal überrascht. Selbst wenn du also abkannst, was ich mit dir anstellen werde, wirst du an dem zerbrechen, was ich ihm antue.«
»Warum knipst du nicht deine Augen an und bringst durch Hypnose ans Licht, ob ich eine Doppelagentin bin?«, fuhr ich ihn an, es mit einer anderen Taktik probierend.
Er lachte. »Weil ich von Marty weiß, dass du deines Gesundheitszustandes wegen regelmäßig Vampirblut verabreicht bekommst.« Er tippte sich an den Augenwinkel. »Also bist du gegen die hier immun.«
Das wusste ich, und deshalb hatte ich auch gehofft, ihn mit meinen Antworten austricksen zu können, doch Marty hatte ausgeplaudert, dass ich Vampirblut zu mir nehmen musste, also war mir diese Option verwehrt. Wie es aussah, funktionierten all meine Tricks nicht. Die Kälte ließ mich zittern wie Espenlaub, und mir kam der makabre Gedanke, dass mein Blut dadurch langsamer fließen würde, wenn Silberhaar mich mit dem Messer bearbeitete.
Meine Handschuhe waren fort, meine Handgelenke an zwei separate Holzpfosten gefesselt, aber ich konnte trotzdem meine rechte Hand mit den Fingern berühren. So unauffällig wie möglich fuhr ich mir über die Handfläche. Vlads Essenz sprang mir entgegen wie ein Leuchtfeuer, das unter meinem Daumen flackerte, aber sonst war da nichts. Silberhaar hatte wohl seine Elektrikerhandschuhe angehabt, als er mich transportiert und gefesselt hatte.
Immer mehr schlechte Nachrichten. Ich hatte Vlad versichert, dass ich ihn selbst gefesselt und nackt noch zu mir lotsen könnte, aber darauf gezählt, dass Szilagyi mich
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