Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Strick um mein rechtes Handgelenk fiel ab, als ein knisternder weißer Strang ihn durchschnitt. Fleischer hob den Kopf, als er das Geräusch hörte, und warf mir über die Schulter hinweg einen Blick zu.
Ich zielte mit ganzer Kraft auf ihn, kanalisierte meine Energie zu einem Strahl, durch den meine Hand sich anfühlte, als würde sie explodieren, als er aus ihr hervorschoss. Eine glühende Peitschenschnur fuhr über Fleischers Oberkörper, und das so schnell, dass er noch immer den fragenden Ausdruck im Gesicht hatte, als sie ihn traf.
»Das hat wehgetan«, sagte Fleischer vernehmlich.
Dann kippte alles nördlich seines Schlüsselbeines vornüber ins Heu. Sein restlicher Körper kauerte nach wie vor vor Marty, das Silbermesser noch in der Hand. Über der durchtrennten Stelle, wo Kopf, Hals und Schulter sich hätten befinden sollen, erschien Martys verdutztes Gesicht. Er starrte erst Fleischers Körper an – beide Teile – und dann mich, während er immer wieder stumm den Mund öffnete und schloss, als wäre er es, den man geköpft hatte. Der lange weiße Blitz aus meiner Hand zischte und verschwand dann, wieder Ozongeruch verbreitend.
»D… d… das hat er so was von v… v… verdient«, verkündete ich mit wild klappernden Zähnen. Jubel erfüllte mich, konnte aber nichts gegen meine Wut ausrichten. Ich musste den Drang unterdrücken, einen weiteren Blitz zu erzeugen und Fleischers Überreste zu zerlegen, bis sie aussahen wie das Heu, auf dem sie lagen. Die brodelnde Energie pulsierte in mir, genährt von Schmerz, Zorn und einem halben Liter Vampirblut.
»Er ist nicht allein«, zischte Marty.
Später würde es mir zu denken geben, dass mich diese Neuigkeit freute. Ich durchschnitt den Rest meiner Fesseln rechtzeitig, um nackt, aber befreit dazustehen, als ein mediterran aussehender Mann plötzlich in dem Durchgang zwischen Martys und meiner Box auftauchte.
Meine Hand schnellte vor, die tödliche Energie wollte wieder in einem wilden Schub entladen werden. Eine gleißend weiße Linie brach aus meiner Haut und fuhr dem Mann über den Hals. Genau wie bei Fleischer fiel sein Kopf vor dem Rest seines Körpers zu Boden.
»Noch einer«, flüsterte Marty mit noch immer entsetztem Gesicht.
Ich wollte mir die Klamotten von einem der toten Vampire anziehen – und die Schuhe! –, aber schon erklangen Fußtritte in der engen Stallgasse. Ich schnappte mir die am Boden liegende Pferdedecke und stürmte aus der Box in der Hoffnung, der sich Nähernde hätte die aus Martys Box herausragenden Beine noch nicht gesehen.
So übernatürlich schnell, wie der Blonde sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung verschwand, hatte er das aber. Ich lief ihm nach, die rechte Hand vorgestreckt, bereit, meine restliche Energie auf ihn abzufeuern. Aber meine Kräfte hatten abgenommen, nachdem ich zwei Vampire getötet hatte. Der Peitschenhieb, der den blonden Vampir traf, ließ ihn in die Knie gehen, war aber zu schwach und ging nicht ganz durch ihn hindurch. Ich zögerte. Immerhin war ich unbewaffnet und er untot. Was bedeutete, dass ich keine Chance hatte.
Dann unterdrückte ich den Gedanken mit dem Mut der Verzweiflung. Er durfte nicht entkommen und Szilagyi warnen. Wenn Maximus und Shrapnel noch am Leben waren, hätte das ihren Tod bedeutet. Niedrige Voltzahl oder nicht, ich musste ihn aufhalten.
Der Vampir stemmte sich hoch, und ich war mir nicht ganz sicher, worüber er mehr erstaunt war – über die riesige Wunde, die seinen halben Torso durchtrennt hatte, oder über mich, die ich in eine schmutzige Decke gehüllt auf ihn zustürmte. Dann war es an mir, schockiert zu sein, als er statt anzugreifen stolpernd vor mir davon zulaufen begann.
Ich rannte ihm nach, durch das ganze Vampirblut in meinen Adern und seine noch in der Heilung begriffene Wunde in der Lage, Schritt zu halten. Er lief aus den Stallungen auf ein schneebedecktes Feld. Die Sonne ging gerade unter, doch es war noch so hell, dass ich das Handy sehen konnte, das er aus seiner Hosentasche zog. In Panik ließ ich die Hand in die Richtung schnellen. Ein weißer Blitz zuckte durch die Luft und traf das Handy wie ein Lenkflugkörper. Es zerbarst, und der Vampir warf mir über die Schulter hinweg einen grimmigen Blick zu, bevor er seine Schritte beschleunigte.
Der Abstand zwischen uns wuchs. Trotz meiner getunten Fähigkeiten war ich doch nur ein Mensch und er nicht . In ein paar Sekunden würde er meinen Blicken ganz entschwunden sein. Und selbst wenn
Weitere Kostenlose Bücher