Dunkle Flammen Der Leidenschaft
nicht, würde ich mich wärmen müssen, sonst war ich dem Tod geweiht. Der Schnee unter meinen bloßen Füßen fühlte sich an wie Rasierklingen, und trotz der Decke zitterte ich so heftig, dass ich zu stolpern begann. In einem letzten verzweifelten Versuch zielte ich mit der rechten Hand auf seinen Kopf und schoss all meine schwindende Energie auf ihn ab.
Rot explodierte, als hätte ich ihn mit einer Gotcha-Waffe getroffen. Der Vampir taumelte und drehte sich in meine Richtung. Da sah ich, dass sein Hinterkopf fehlte. Trotz allem, was ich über die Jahre hinweg zu sehen bekommen, geschweige denn heute erlebt hatte, musste ich würgen, wurde aber nicht langsamer. Der Vampir kippte um, dickliche dunkle Klumpen befleckten den Schnee, doch er war noch nicht tot. Mit den Händen schlug er unkoordiniert nach seinem Kopf, als würde ein letzter Funke Bewusstsein ihn dazu bringen, sich das Gehirn zurück in den zerschmetterten Schädel zu stopfen.
In der nächsten Minute war ich bei ihm. Er wirkte noch immer betäubt, doch sein Schädel hatte bereits begonnen zu heilen. Bald würde er wieder ganz der Alte sein – und stinkwütend . Ich ging neben ihm zu Boden, seinen wild um sich schlagenden Armen so gut es ging ausweichend, und begann ihn zu durchsuchen. Meine Zähne klapperten, bis ich Blut schmeckte, und meine Hand zitterte so heftig, dass es ein paar Anläufe brauchte, bis ich in seinen Mantel fassen konnte. Seine Augen waren geöffnet, aber ins Leere gerichtet, die Laute, die er von sich gab, schreckliche animalische Grunzer. Selbst als er ein paar Treffer landete, hörte ich nicht auf, an seinen Klamotten zu zerren. Mit zwei Händen wäre es besser gegangen, aber ich konnte es mir nicht leisten, Zeit mit dem Durchleben seiner Sünden zu verlieren.
In der Innentasche seines Mantels piekte mich etwas. Im gleichen Augenblick richteten sich seine rauchig braunen Augen mit erschreckender Klarheit auf mich. Ohne auch nur nachzusehen, aus welchem Metall die Waffe bestand, zerrte ich sie hervor, stieß sie ihm ins Herz und drehte mit aller Kraft.
40
In viel zu großen Klamotten und Schuhen tappte ich in die Stallungen. Selbst das Hemd des Vampirs hatte ich mir übergezogen, obwohl ein blutiger Riss in der Brust klaffte. Es war zu kalt, um zimperlich zu sein.
Marty hatte mich offenbar kommen hören, doch bevor ich in der Tür seiner Box auftauchte, hatte er sich wohl nicht gestattet, an meine Unversehrtheit zu glauben. Er starrte mich an, als ich mich vor ihn hinkniete. Zwei dicke rote Tränen kullerten ihm über die Wangen.
»Du hast es geschafft, Kind.«
Mit noch zitternden Händen begann ich, ihm die Messer aus dem Körper zu reißen, während mir selbst die Tränen über die Wangen liefen. Ihre flüchtige Wärme war mir willkommen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich jemals die Kälte würde abschütteln können, die meine Knochen in Eiszapfen verwandelt zu haben schien.
»Du hast es auch geschafft«, sagte ich heiser.
Die Wahrheit in diesen Worten trieb mir noch mehr Tränen in die Augen, die mir die Sicht raubten, als ich die letzten Messer aus Martys Körper entfernte. Als Marty frei war, umarmte er mich so fest, dass es schmerzhaft gewesen wäre, wäre ich nicht so glücklich darüber gewesen.
Dann schob er mich von sich. »Wir müssen uns beeilen, Kind. Jetzt, wo Szilagyi und Vlad hinter uns her sind, müssen wir verschwinden.«
Ich stutzte und dachte, dass die Unterkühlung wohl meinen Verstand geschwächt hatte. »Was meinst du mit verschwinden?«
Er seufzte. »Ich habe gehört, wie du zu Fleischer gesagt hast, du wolltest Vlad an Szilagyi verraten, also wird er dich erbittert verfolgen. Mit etwas Glück halten sie sich gegenseitig so lange in Schach, dass wir Europa verlassen können …«
»Ich habe ihn nicht verraten, Marty«, fiel ich ihm ins Wort »Fleischer hatte recht. Ich habe Szilagyi angelogen. Ich muss mir jetzt nur noch Fleischers Knochen vornehmen, um herauszufinden, wo Szilagyi ist, und es dann Vlad mitteilen.«
»Vlad hat zugelassen, dass du ihnen in die Hände fällst?« Marty schüttelte angewidert den Kopf. »Ich habe dir ja gesagt, dass er skrupellos ist. Vlad ist egal, was mit dir geschieht, solange er bekommt, was er will.«
»Das stimmt nicht«, erwiderte ich streng. »Wir haben das Haus eines Vampirs durchsucht, als Maximus, Shrapnel und ich in einen Hinterhalt geraten sind, aber in einem Punkt hast du recht. Ich habe ihm angeboten, mich von Szilagyi gefangen nehmen zu lassen,
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