Dunkle Flammen Der Leidenschaft
damit ich Vlad zu ihm führen kann. Er war dagegen.«
Martys Gesichtsausdruck besagte, dass er nicht glauben konnte, dass ich noch die gleiche Person war, die er seit Jahren kannte. Vielleicht war ich das ja auch nicht mehr. Die alte Leila hatte die Angewohnheit, sich vor ihren Problemen zu verstecken und ihre ungewollten Kräfte zu unterdrücken. Die jetzige Leila rannte ihnen entgegen, während sie alles aus ihren Fähigkeiten herausholte.
»Wie lange, denkst du, bleibt uns, bis Szilagyi merkt, dass es ein Problem gibt?«, fragte ich, zum nächsten Thema übergehend.
»Nicht lange. Er steht in ständigem Kontakt zu Fleischer«, murmelte er, während er mich noch immer ansah, als wollte er sagen: ›Wer bist du?‹
Ich erhob mich. »Dann nehme ich mir jetzt besser Fleischers Knochen vor. Wenn Maximus und Shrapnel noch am Leben sind, dann nicht mehr lange, wenn Szilagyi herausfindet, dass Fleischer und die anderen tot sind. Oder er wechselt seinen Standort, und wir müssen wieder von vorn anfangen zu suchen …«
»Ich weiß, wo er ist.«
Ich sperrte so lange den Mund auf, dass meine Zähne aufhörten zu klappern. »Du weißt, wo Szilagyi jetzt gerade ist?«
»Natürlich. Sie haben sich nicht die Mühe gemacht, mir die Augen zu verbinden, als sie mich zu ihm gebracht haben. Sie wollten mich ja nicht am Leben lassen.«
Ich beugte mich vor und umarmte ihn diesmal noch fester, bevor ich ihm voller Freude in die buschigen braunen Koteletten kniff. »Du bist wundervoll, weißt du das? Warte, bis ich eine Verbindung zu Vlad aufgebaut habe und ihm das sage.«
»Du kannst ja auch Fleischers Handy nehmen«, warf er ein.
Mit einem Kopfnicken wies Marty auf die ein Stück entfernt liegende Tasche. Neben mehreren Silbermessern und anderen schaurig aussehenden Instrumenten enthielt sie selbstverständlich auch ein Handy.
»Nimm zum Anrufen seine Handschuhe«, fuhr Marty fort und bleckte die Fänge zu einem wilden Grinsen. »Er braucht sie ja nicht mehr.«
Ich zog Fleischer die Handschuhe von den inzwischen schrumplig gewordenen Händen und wischte das Blut an seinem schicken Wildledermantel ab. Dann schnappte ich mir das Telefon … und hielt inne.
»Kennst du Vlads Nummer?«
Marty nannte sie mir und gab die Ziffern am Ende selbst ein, weil ich mit den dicken Handschuhen nichts zustande brachte. Vlad antwortete beim zweiten Klingelzeichen.
»Wer ist da?« Keine Nettigkeiten, nur eine Frage. Typisch Vlad.
»Ich bin es. Wir sind bei Tolvai angegriffen worden. Ich bin jetzt bei Marty, aber Szilagyi ist natürlich nicht hier, sonst würde ich dich ja jetzt nicht mit dem Handy anrufen. Marty weiß aber, wo er ist, und …«
»Wo bist du , Leila?«, unterbrach mich Vlad in ruppigem Tonfall.
Ich hatte geglaubt, es würde Tage dauern, bis ich das Gefühl hatte, von innen heraus zu tauen, doch dass er erst wissen wollte, wo ich war, bevor er fragte, wo sein Erzfeind steckte, ließ ein warmes Gefühl in mir aufkommen.
»Ich weiß es nicht. Marty, weißt du, wo wir sind?«
Er zuckte mit den Schultern. »Sie haben mich mit dir zusammen im Kofferraum hertransportiert. Aber wenn das Handy GPS hat, kannst du auf ›Karte‹ drücken und dann ›Ort‹, dann weißt du, wo wir sind.«
»Leila.« Vlads Stimme verlor ihre Strenge und nahm den zuckersüßen Tonfall an, den er anschlug, bevor er jemanden verbrannte. »Wenn du aus eigenem Willen handelst, dann nimm jetzt Verbindung zu mir auf.«
»Häh?« Er wollte sich nur auf hellseherische Art mit mir unterhalten.
»Tu es«, wies er mich an, dann brach das Gespräch ab.
Vielleicht fürchtete er, Fleischers Handy würde irgendwie überwacht. Ich nahm den Handschuh meines ehemaligen Peinigers ab und strich mir über die Haut unter dem Daumen. Wie zuvor sprang mir Vlads Energiespur entgegen. Ich verfolgte sie zurück, das Holz und Stroh im Inneren der Stallungen verwandelte sich in einen beige-pfirsich- und sonnenscheinfarbenen Raum, der elegant gewirkt hätte, wären da nicht die eingeschlagenen Fenster, umgestürzten Möbel, Blut- und Brandflecken gewesen. Vlad stand mit flammenbedeckten Armen mitten darin und hielt ein großes schwarzes … Etwas in Händen.
Okay, also wo bist du?, dachte ich an ihn gewandt. Das pastellfarbene Dekor gab es jedenfalls nicht in seinem Haus.
Ich kam selbst darauf, als er zu sprechen begann. Alles war zerstört, ich hatte es nur nicht gleich erkannt.
»Ich bin bei Tolvai.« Vlad schüttelte das verkohlte Etwas, das er in die Höhe hielt. »Er
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