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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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ein hübsches schwarzes Mädchen wie Dutzende andere in South London. Und wie Dutzende andere war sie von ihrem Freund und mehreren seiner Kumpels vergewaltigt worden.
    Vergewaltigungsdelikte, vor allem Gruppenvergewaltigungen durch junge Schwarze, sind im Süden der Stadt zu einem Riesenproblem geworden. Vor Kurzem erst zeigten die Statistiken von Scotland Yard, dass sich die Übergriffe durch Gangs in der ganzen Stadt im Laufe der letzten vier Jahre verdreifacht hatten. Mehr als ein Drittel der gemeldeten Opfer war jünger als sechzehn.
    Wenn es um Vergewaltigung geht, sind die Vorfälle, die angezeigt werden, natürlich nur die Spitze des Eisbergs.
    »Als du in die Wohnung gekommen bist, waren nur die drei da?«, fragte ich, als sie nicht weitererzählte. »Und einer davon war Miles?«
    Sie nickte.
    »Und Miles hatte dich angerufen und gesagt, du sollst vorbeikommen?«
    Wieder nickte sie. »Er hat gesagt, ich soll rüberkommen, und wir schaun uns ’ne DVD an. Ich dachte, es wärn nur wir beide.«
    »Miles ist dein Freund …«
    Sie zuckte die Schultern. »Denk schon«, antwortete sie. »Ich kenn ihn eben.«
    Ein Stückchen links von uns herrschte auf der Millennium Bridge bereits reger Betrieb, zwei stetige Fußgängerströme zogen darauf entlang. Besucher vom Nordufer kamen herüber, um das Globe Theatre zu besichtigen oder ins Tate Modern zu gehen, andere gingen in die Gegenrichtung, zur St. Paul’s Cathedral oder zu den weiter nördlich gelegenen Geschäften und Galerien. Am ersten Tag des Septembers war die Touristensaison in London noch in vollem Gange.
    »Hattest du schon mal Sex mit ihm gehabt?«, fragte ich. »Vor diesem Tag?«
    Sie nickte, ohne den Blick vom Fluss abzuwenden.
    »Was ist passiert, als du dort angekommen bist?«
    »Ich hab die beiden anderen gesehn. Ich kannte sie nich, aber ich hatte sie schon mal gesehn. Wir ham angefangen, uns ’n Film anzugucken, aber es war irgendwie komisch.«
    Ein Passagierdampfer kam auf uns zu, sein Bug schob Wellen über das Wasser. »Wieso komisch?«, erkundigte ich mich.
    »Die ham sich dauernd angeschaut und gar nich auf den Film geachtet«, sagte sie. »Ich fand das echt ätzend, und ich hab gesagt, ich muss gehen. Dass ich mich mit Bethany treffe.«
    »Bist du aufgestanden?«
    Sie nickte. »Miles wollt mich nich lassen«, sagte sie. »Er hat gesagt, ich soll mit ins Schlafzimmer kommen. Ich wollte nich, ich hab gesagt, ich muss los, aber er hat mich da reingeschubst und die Tür zugemacht. Ich hab gesagt, ich hab Bauchweh, aber er hat mich aufs Bett geschubst. Ich dachte, wenn ich ihn lasse, kann ich gehen.«
    Sie blickte wieder zu mir auf. Ihre Augen waren hart, forderten mich heraus zu sagen, es sei ihre eigene Schuld gewesen, sie hätte ihn doch gelassen, sie hätte sich nicht mal gewehrt.
    »Ich verstehe«, meinte ich. »Ihr hattet also Sex?«
    Sie nickte. »Er war grad voll dabei, und ich hab gehört, wie die Tür aufgeht. Dann hab ich die beiden anderen in der Tür stehn sehn.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich hab sie angeschrien, dass sie rausgehen solln. Ich hab Miles gesagt, er soll sie rausschmeißen, aber er hat mir bloß den Mund zugehalten und gesagt, ich soll still sein. Dann is er aufgestanden, und ich wollt auch aufstehn, aber er hat mich wieder runtergedrückt, und dann warn die beiden anderen auf mir drauf.«
    Ronas Hand lag neben mir auf der Bank. Ich tätschelte sie rasch, ließ es jedoch bleiben, als sie mich verblüfft ansah. Der Dampfer legte an einem kleinen Flusskai an. Wir sahen zu, wie die Crew Taue um riesige Klampen wand, und dann begannen die Passagiere, von Bord zu gehen.
    »Haben sie dich bedroht?«, wollte ich wissen, als die meisten Passagiere auf dem Trockenen angelangt waren.
    Sie zuckte ganz leicht die Achseln. »Sie ham bloß immer wieder gesagt, ich soll still sein, dann lassen sie mich gehn«, antwortete sie. »Dass ich still sein soll, dann würd mir nichts passieren.«
    Das Boot nahm jetzt neue Passagiere an Bord. Nichts von dem, was Rona mir bisher erzählt hatte, war überraschend. Ich hatte verschiedene Variationen davon bereits etliche Male von anderen Mädchen gehört. Es war alles grauenhaft vertraut.
    »Was ist als Nächstes passiert, Rona?«
    »Einer von denen hat sich auf meine Schultern gekniet. Er hat mir den BH bis zum Hals hochgezogen und die Hände auf meine …« Sie hielt inne und schaute auf ihren Körper hinunter.
    »Er hat die Hände auf deine Brüste gelegt?«, fragte ich. Sie nickte. »Er hat

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