Dunkle Gefährtin
»No-More-Nightmares«-Vereinigung. Während sie entsetzt hörte, wie sie Leda behandelt hatten, verschränkte er seine Arme unter dem Kopf, so dass seine Brustmuskeln sich unter Samanthas Wange bewegten.
»Die Frau, die das Ganze leitete, diese Miss Townsend, konnte sehr detailliert schildern, wie man einen Dämon lange genug wehrlos macht, um ihm das Herz herauszuschneiden«, beendete er seine Schilderung.
Samantha stützte sich auf die Ellbogen auf und sah ihn nachdenklich an. »Das ist im Grunde nichts Neues. Solange ich Polizistin bin, beschweren sich die Dämonen- und Vampirgemeinden über solche Bürgervereine. Dauernd verteilt irgendjemand Flugblätter darüber, wie man am besten einen Vampir pfählt. Ab und zu wüten einmal Fanatiker, Menschen werden verletzt, jemand wird angeklagt, und schon sind die Gruppen für eine Weile wieder friedlich.«
Sie strich mit der Fingerspitze über eine Narbe auf Tains harter Brust, während sie sprach. Zwar hasste sie es, für welchen Schmerz dieses Mal stand, doch sie mochte den festen, gleichmäßigen Herzschlag, den sie unter ihren Fingern spürte. »Logan und ich können uns umhören, was die verschiedenen Gruppen in letzter Zeit so treiben. Vielleicht läuft ja eine von ihnen aus dem Ruder.«
»Vielleicht.« Tain klang nicht überzeugt.
»Auf jeden Fall befrage ich Miss Townsend. Sie scheint interessant zu sein.«
Er sah sie an. »
Blutrünstig
wäre eher der Ausdruck meiner Wahl.«
»Eigentlich kann ich den Leuten nicht verübeln, dass sie aufgebracht sind. Das letzte Jahr war furchtbar für sie, und sie fühlten sich auch von der Polizei im Stich gelassen. Meine Mutter wurde entführt, und eine Dämonengang übernahm das ganze Viertel. Der Einzige, der den Menschen überhaupt noch half, war Septimus. Diese Miss Townsend und ihre Anhänger haben schlicht Angst, dass es wieder so weit kommen könnte.«
»Das wird es nicht«, erwiderte Tain vollkommen ruhig. »Ich lasse es nicht zu.«
»Aber du bist nur ein Mann, na ja, ich meine natürlich, ein Unsterblicher.«
»Der vollkommen ausreicht. Ich lasse nicht zu, dass Dämonen Menschen umbringen.«
»Was
ich
dir auch glaube«, sagte Samantha. »Aber wie willst du die anderen paar Millionen in L.A. dazu bringen, dir zu vertrauen?«
»Das muss ich gar nicht. Du wirst sie überzeugen.«
»Welch ungeahnter Optimismus aus deinem Munde!«
»Du besitzt mehr Macht, als du denkst, Samantha. Du hast sogar mir das Leben gerettet.«
»Das war etwas anderes. Das war leicht.«
Er lächelte matt. »Das nennst du
leicht
?«
»Es war leicht, weil ich dich retten wollte.«
»Und warum wolltest du?« Das klang, als wollte er es wirklich wissen, denn er schien sich selbst für nicht der Mühe wert zu halten.
»Du musstest gerettet werden«, antwortete sie und fuhr ein wenig scherzhaft fort: »Du warst der bestaussehende Unsterbliche in der Runde, und ich wollte einen für mich.«
»Zu der Zeit war ich noch tief im Wahn gefangen. Nichts kam mir wirklich vor – nur du.«
Sie erinnerte sich, wie blau seine Augen gewesen waren, als er sie in der Dunkelheit betrachtete, und welcher entsetzliche Kummer in ihnen lag, als er sie später heilte. »Wenn ich so wundervoll war«, begann sie leise, »warum bist du dann ohne Abschied fortgegangen?«
»Weil ich mir in deiner Nähe nicht traute.«
»Jetzt bist du in meiner Nähe.«
»Ich muss hier sein.«
Für wie lange?
, fragte sie sich. Bis sie sich beide mit dem arrangiert hatten, was sie waren? Wenn er sich besser fühlte und es für Dämonen wieder sicherer war, zog er dann weiter?
Das Telefonklingeln riss sie jäh aus ihren Gedanken, und Samantha stöhnte. »Was ist denn jetzt?«
Es war Logan, wie sie auf dem Display sah. »Kann ich nicht einmal
einen
Abend frei haben?«, schimpfte sie ins Telefon.
»Du musst herkommen, Samantha«, sagte er ernster, als sie ihn jemals gehört hatte. »Es gab noch einen Mord.«
Sogleich dachte sie an ihren Dämonenvater und ihre Mutter, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Wer ist das Opfer?«
»Die Matriarchin des Lamiah-Clans. Sie wurde in ihrem Schlafzimmer gefunden. Man hat ihr das Herz herausgeschnitten.«
»Wie zum Teufel konnte das passieren?«, rief Samantha Logan zu, als sie ihn vor der Villa in Beverly Hills traf.
Tain war direkt hinter ihr, als sie ins Haus ging, die Hände auf seinen Schwertern unter dem Staubmantel. Nach dem Anruf hatte er sich kommentarlos angezogen und in ihrem Wagen auf sie gewartet, so dass ihr
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