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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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gemacht.
    "Ihr müsstet sie keinesweg s mitten in einer Stadt abladen", setzte Ramis erneut an. "Ihr könntet sie in verlassenem Gebiet absetzten. Welche Gefahr sollte schon von ihnen ausgehen? Sie können Euch nicht mehr Schwierigkeiten bereiten, als Ihr ohnehin schon habt. Und der Tod dieser Leute hat keinen Wert für Euch. Es wäre pure, sinnlose Grausamkeit..."
    Bess schien sich die Sache wirklich durch den Kopf gehen zu lassen, überraschend genug, denn sie unterbrach Ramis nicht und schwieg kurz.
    "Sind Piraten denn nicht grausa m? Die Gefangenen haben keinen Nutzen, so wie ihr Tod auch... Aber alle Welt muss uns fürchten, verstehst du?"
    "Vielleicht, Kapitän, wird Euch eines Tages einer dieser Menschen gegenüber stehen, wenn Ihr in Schwierigkeiten seid und vielleicht erinnert er sich an seine Schuld und hilft Euch aus der Patsche. Vielleicht macht es Eure Schuld auch geringer, wenn Ihr am Ende Eures Lebens steht."
    Bess zuckte mit den Achseln. Ramis wundert sich über ihre Nachdenklichkeit. Sie hätte nicht erwartet, irgendein Gehör zu finden.
    "Wenn dir so viel daran liegt, Kleine. "
    Ramis konnte nicht anders, als zu lächeln.
     
    Ramis hatte das Gefühl, auf festem Boden zu stehen, schon fast vergessen, als endlich wieder Land in Sicht kam. Alle waren erleichtert, die Fahrt ohne Stürme und Wetterproblemen überstanden zu haben. Man hatte fürs Erste ausreichend Beute gemacht und war nun eine Zeitlang versorgt. Und Bess zufolge lag der gefährlichste Teil hinter ihnen, bis sie in den Hafen mussten. Ramis erkundigte sich, welches Land vor ihnen lag, denn sie hatte auf See jegliche Orientierung verloren. Es war Nordamerika, ein riesiges Land, von dem sie nur gehört hatte. Es hieß, dort gäbe es Platz bis zur Unendlichkeit und manche sagten sogar, dort fände man noch die Freiheit. Ramis und Edward standen an der Reling und starrten die fremde Küste an, die nur einen schmalen Strich am Horizont bildete. Ramis fühlte sich beklommen, unwirklich, als wäre sie nicht wirklich da. Plötzlich kam in ihr der Wunsch auf, wieder in England zu sein, als wäre es all die Jahre ihre geliebte Heimat gewesen.
    Edward neben ihr war wieder ganz aufgeregt. In seiner Fantasie musste das alles großartig sein. Sie waren auf einem Piratenschiff um die halbe Erde gesegelt, hatten einen riesigen Ozean überquert und standen jetzt vor einer unbekannten Küste, auf einer Reise, wie sie nur wenige machten. Was Martha wohl gedacht hätte, wenn sie dabei gewesen wäre, überlegte Ramis mit einem abrupten Schmerz. Sie hielt sich die Hand über die Augen, um die Küste besser erkennen zu können, denn die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht. Komisch, irgendwann einmal hatte Ramis gedacht, die Sonne versänke tatsächlich im Atlantik. Doch es ging hinter dem Ozean noch weiter und dahinter noch weiter.
    "Das ist Neufundland ", sagte eine Stimme hinter ihr.
    Ramis brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sie Bess gehörte. Trotzdem wandte sie sich ihr zu.
    "Wo liegt dieses... Neu-irgendwas?"
    "Neufundland. Es ist eine große Insel ganz im Norden von Amerika. Verdammt kalt im Winter und im Frühling und im Herbst. Ein unwirtliches Plätzchen, die Leute leben vom Fischen und sind bettelarm."
    Ramis kniff die Augen zusammen, wegen des Lichtes. "Gehen wir dort an Land?"
    "Ja, aber nur kurz, um Proviant aufzunehmen. Wie gesagt, es gibt dort nichts zu holen. Nicht einmal genug zum Essen..." Bess hob die Schultern.
    Ramis überlegte, ob die Menschen und Tiere dort anders aussahen. Sie hatte von ganz merkwürdigen Gestalten gehört, die es auf der Erde gab. Wie sah in diesem fremden Land die Landschaft aus? Ramis wagte nicht, ihre Fragen zu stellen, sie wollte ja nicht rückständig und dumm wirken. Sie musste irgendwie eine sehr zweifelnde Miene aufgesetzt haben, denn Bess schien etwas daraus abzulesen.
    "Warum w ir dann hier an Land gehen? Nun", meinte Bess gedehnt und Ramis bemerkte jetzt, dass sie in Wirklichkeit Edward ansprach. Offensichtlich hatte er die Frage gestellt. "Es gibt hier keine Wache und keine Piratenjäger, ganz einfach."
    Bess streckte grinsend die Hand aus, um Edwards Wange zu tätscheln, obwohl sie genau wusste, dass es ihn ärgern würde. Der Junge zischte und wich zurück. Seine Augen sprühten Funken. Ramis fiel bei der Gelegenheit auf, dass er schon wieder ungepflegt und struppig war. Sie würde ihm die Haare schneiden müssen.
    Bess betrachtete die beiden unterdessen neugierig. Oft hatte sie den

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