Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
Vom Netzwerk:
nun mal sein. Ich sorge für dich und deshalb werden sie jetzt geschnitten! Keine Widerrede! Wie würdest du denn aussehen, wenn ich das nicht tun würde? Und wenn du einen Bart bekommst!"
    Sie mussten daraufhin beide lachen, bis Ramis Edward packte, da verging ihm das Lachen.

Unter Piraten
     
    Ein paar Tage später erreichten sie gegen Nachmittag die Insel New Providence.
    Ramis konnte die Inselhauptstadt Nassau vom ersten Augenblick an nicht ausstehen. Dabei lebten hier noch immer einige Siedler, die nicht Piraten waren. Aber es war so schmutzig und laut dort! Als sie mit stolz gehisstem Jolly Roger in den 'Hafen' einfuhren, wurden sie sofort von dem Chaos am Strand überwältigt, das dort herrschte. Es lagen bereits mehrere Schiffe vor Anker, offensichtlich alles Piraten. Dies war eine Piratenstadt und sie würde gewiss noch wachsen, das zeigte sich schon jetzt. Die letzten Meter bis zum Strand legten sie mit Ruderbooten zurück, weil es keinen befestigten Hafen gab. In der geräumigen Bucht erstreckte sich über den Strand hinweg die Stadt, die aus einer Anzahl von schmutzigen Zelten und roh zusammengezimmerten Bruchbuden bestand. Sie war im Aufbau begriffen, überall wurde gebaut.
    Eine Menge von Neugierigen und solchen, die Geld verdienen wollten, sammelten sich bereits am Wasser, als die Beiboote anlegten. Auf die Piraten warteten bereits geschäftige Frauen, die ihnen ein Willkommenslächeln schenkten, das mehr als einen schlechten Zahn enthüllte. Sie sahen kaum hygienischer aus als die Piraten.
    Ramis wurde leicht übel von dem Gestank, der sich in der Hitze noch intensivierte. Es roch nach Schmutz, Rum und faulem Wasser. Die Leute trugen fleckige, zerschlissene Kleidung und ihre Gesichter waren von einem Schweiß- und Dreckfilm überzogen. Einst mochte die Insel paradiesisch gewesen sein, nun war sie ein einziger Müllhaufen, urteilte Ramis. Sie hielt sich jedoch mit ihrer Meinung zurück, waren es die anderen nicht müde geworden, diese neue Stätte zu preisen, als Hort der Freiheit und der Freude. Voller Abscheu blickte Ramis weg, als sich die Männer bei den wartenden Frauen einhakten und sich gegenseitig Obszönitäten und schlechte Witze zuwarfen, während sie abzogen. Ramis sah sich nach Edward um, der hinter ihr stand und wütend wirkte. Sie wunderte sich darüber und ahnte nicht, dass die Frauen ihn an seine Mutter erinnerten und er sie deshalb hasste.
    "Ein grässlicher Ort!" , flüsterte sie ihm verstohlen zu.
    Sie fühlte sich müde und elend. Die Nacht über auf dieser Insel verbringen zu müssen, gefiel ihr gar nicht. Sie wollte auf das Schiff zurück. Außerdem wusste sie nicht, wohin sie jetzt gehen sollten. Bess war plötzlich nicht mehr aufzufinden und auch keiner mehr aus der Mannschaft. Die zurückgebliebenen Menschen starrten sie aufdringlich an. Was willst du hier? fragten ihre abweisenden Augen. Du gehörst nicht zu uns. Sie sahen es an ihren zurückhaltenden Augen und ihrer unruhigen Haltung. Alles an ihr verriet sie. Zur Fate zurück konnten sie und Edward nicht mehr. Zu zweit war das Boot nicht zu rudern. Ramis bekam auf einmal Angst um ihr Leben. Die Gesichter waren so feindselig und kamen immer näher.
    "Na, ihr Süßen, was habt ihr hier verloren?" , säuselte eine üppige, schmutzstarrende Frau, die übriggeblieben war. "Du Kleiner würdest sogar einen Rabatt bekommen!", rief sie Edward anzüglich zu.
    Der bleckte die Zähne, wie er es immer tat, wenn er sehr wütend war. Ramis starrte wild um sich. Sie waren in die Enge getrieben worden wie die Beute auf der Jagd. Die Leute gaben beleidigende Bemerkungen von sich und pöbelten sie an. Ramis wurde zunehmend überzeugter, dass das ein böses Ende nehmen würde, als ein Ruf aus den hinteren Reihen ertönte:
    "Aus dem Weg, ihr Pack!" , brüllte eine wohlbekannte Stimme. "Bewegt eure stinkenden Latschen und macht mir Platz!"
    Es dauerte nicht lange, bis Bess sich zu ihnen durchgearbeitet hatte, wobei sie sich mit ihren Ellbogen den nötigen Nachdruck verschaffte.
    "Da seid ihr ja! Fast hätte ich euch vergessen! Auf euch muss man aufpassen wie eine Glucke! Aber es ist ja nichts passiert. Na, dann kommt mal endlich mit."
    Manchmal hätte man Bess fast lieben können. Ramis überkam der Wunsch, ihr um den Hals zu fallen. Sie folgten Bess und hielten sich dicht hinter ihr, als sie sich wieder unwirsch durch die Menge rammte, die ihrem Unmut laut Luft machte.
    "Die se Leute sind Gesetzlose, das solltet ihr nicht vergessen, Menschen

Weitere Kostenlose Bücher