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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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hinterließen rote Abdrücke. Doch es war meine Chance und ich stolperte los. Trotz des Lärms, den ich veranstaltete, hörten sie mich nicht. Das Tor stand offen und ich konnte entkommen.
    Die Dunkelheit lag bereits über der Stadt, als ich mühsam durch die Straßen humpelte. Scharfe Stiche fuhren bei jeder Bewegung in meinen Arm. Durch schlimme Erfahrungen hatte ich jedoch gelernt, mich nicht dem Schmerz zu ergeben. Er durfte mir nicht die Sinne vernebeln.
    Das Schicksal erbarmte sich meiner ein weiteres Mal und Edward fand mich. Ich fiel ihm geradezu in die Arme und er drückte mich einen Moment fest. Er musste mich eher tragen, als dass ich von selbst gehen konnte, bis wir auf einen der Suchtrupps stießen. Erleichterung überrollte mich wie eine Welle. Ich wollte weinen vor Erschöpfung und Schmerz, durfte es aber nicht. Sie brachten mich zum Schiff, sanfter, als ich es je erwartet hätte.
    Meine Wunden schmerzten die ganze Nacht. Doch auch so konnte ich nicht schlafen. Der oberflächliche Schock, der mich bei seinem Anblick getroffen hatte, ist verschwunden, aber der innere Schock sitzt viel zu tief, um so schnell vergessen zu werden. Fayford hat recht gehabt mit seiner Äußerung, ich hätte gewollt, dass er in seinem Boot niemals gefunden worden wäre. Ich wollte, dass er starb und nicht schuld daran sein. Das einzugestehen, wirft kein gutes Licht auf mich. Und doch ist es schwer, diesen kalten und ach so berechnenden Mensch mit dem jungen Mann in Verbindung zu bringen, der auf meinem Schiff gefangen gewesen war. Ich hätte ihn wirklich töten sollen, taktisch betrachtet habe ich einen unverzeihlichen Fehler begangen, indem ich es nicht tat. Die Kälte seiner Augen hat mir eine furchtbare Angst eingejagt, die ich immer noch in mir spüre. Er will mich vernichten. Ich musste einen Feind entdecken, der die Mittel hat, mich überall aufzuspüren. Unter normalen Umständen wäre ich ihm kaum aufgefallen, aber ich habe ihm etwas angetan, das unverzeihlich ist. Ich kann mir ja selbst nicht verzeihen. Oh Gott, könnte ich doch die Zeit zurückdrehen!
     
    Am Tag darauf, Karibisches Meer
    Als ich mich am Morgen regte, waren die Schmerzen nicht besser geworden. Einige der Schnitte schienen sich entzündet zu haben und mein geschienter Arm fühlte sich an, als würde er die Wände der Schiene sprengen, so dick war er. Ich konnte mich kaum bewegen. Ein Fluch entschlüpfte mir. Im Gegensatz zu diesem verwünschten Fayford musste ich viel mehr Schmerzen ertragen. Ich weiß, ich bin nicht gerecht, seelische Verletzungen sind viel schlimmer, aber nach den Schmerzen der Geburt muss ich auch das noch hinnehmen. Wie viel Rache darf man bekommen, ohne dass es wieder Unrecht wird? Mir hatten sie keine Rache an Sir Edward zugestanden. Würden sie es denn wirklich als rechtmäßig bezeichnen, was Fayford mit mir vorhatte? Selbst diese raue Gesellschaft kann ihre Augen vor den schlimmsten Verletzungen der Würde doch nicht verschließen, wenn sie an die Öffentlichkeit dringen. Ich denke, es könnte sogar ihm schaden - seinem Ruf vor allem - wenn man erfahren würde, was seine Rache bedeutet. Nur hätte es eben nie jemand erfahren und vielleicht täusche ich mich auch, wenn ich glaube, die Leute würden sich für das Schicksal einer Piratin interessieren. Mir wird immer noch ganz komisch, wenn ich daran denke.
    Inzwischen war Edward durch meine recht spärliche Aktivität aufgewacht.
    "Geht es dir besser?" , fragte er mich.
    Ich nickte wenig überzeugend. Mir war grässlich zumute.
    "Weißt du was?"
    Munter sprang er aus dem Bett und die Bewegung ließ den Schmerz wieder explodieren. Ich ächzte. Ihm fiel es gar nicht auf, er wühlte irgendwo außerhalb meiner Sichtweite herum.
    "Schau mal!"
    Er fuchtelte mir mit einem Stück Pergament so dicht vor der Nase herum, dass ich gar nichts lesen konnte. Mit der linken Hand nahm ich es ihm ab und las. Fragend sah ich ihn an.
    "Ist das die Schatzkarte?"
    Er nickte heftig.
    "Unsere Gruppe hat den Mann entdeckt. Und er hat mir die Karte sofort gegeben."
    "Wirklich?"
    Nach allem, was ich gehört hatte, schien das nun wirklich zu einfach.
    Edward erzählte mir daraufhin die Geschichte. Sie waren wie die anderen Trupps herumgelaufen und hatten die Kneipen abgeklappert. Erst am späten Nachmittag hatten sie einen komischen Kauz entdeckt - einer unter vielen, doch dieser verhielt sich anders. Er beobachtete die Piraten die ganze Zeit. Deshalb wurden sie erst richtig aufmerksam auf ihn. Er

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