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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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bekam. Ich bekomme kein Feuer zustande. Ein weiteres Tier habe ich nicht gefangen, außer eines dieser rattenähnlichen Fellbündel, und das musste ich gleich wieder erbrechen. Einen Fisch habe ich bisher auch nicht erwischt. Ich bastelte mir einen Speer, mit dem ich seitdem versuche zu jagen. Ich übe noch.
    Ansonsten, wenn ich nicht gerade das Dach ausbessere, erkunde ich die Insel. Ich kenne sie allmählich immer besser. Es gibt noch ein paar Bäche, viele Tümpel. Außer dem Dorf oben auf dem Berg gibt es unten eine noch ältere Siedlung, die schon viel länger verlassen ist. Ich konnte keine weiteren Hinweise auf die Eingeborenen finden, weder in der Höhle noch im Dorf. In der Höhle gibt es übrigens ähnliche Einmeißelungen wie auf den beiden Steinen. Sie muss wirklich eine Kultstätte gewesen sein und ich meide sie mit ihren Knochen. Trotz dieser Unkenntnis ist da eine Art Verbundenheit mit den Unbekannten, weil ich in ihren Hütten lebe und ihre Lebensweise nachahme. Wären nicht die Angst und der Hunger gewesen, hätte ich die Tage hier fast genießen können. Ich brauche keine Angst haben, gestört zu werden, kann in der paradiesischen Bucht baden und habe keine Verpflichtungen. Aber es ist nicht schön. Entgegen aller Vernunft stehe ich jeden Tag eine Weile auf dem Felsplateau und halte Ausschau nach der Fate . Diese dumme Hoffnung lässt sich nicht enttäuschen. Erst wenn ich im Sterben liege, werde ich sie begraben müssen. Wie es scheint, werde ich diese Zeit noch ein wenig hinauszögern können. Vorher werde ich verrückt, ich spüre ihn , den Wahnsinn. Wann wird es soweit sein und ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst?
     
    -
    Ich kann nicht mehr schreiben, meine Schrift wird immer fahriger. Ich versuche, die Worte zu erhalten, aber sie verschwinden...
     
    Sicher einige Wochen später
    Das Wunder ist geschehen! Als meine Hoffnung schon längst erschöpft war, sah ich es. Aus reiner Gewohnheit stellte ich mich auf das Plateau und starrte hinunter aufs Meer. Es war wieder Morgen und ich stand in der sanften Sonne, spürte nur die Wärme. Meine menschlichen Gedanken schienen sich gleichzeitig mit der Hoffnung immer mehr erschöpft zu haben. Und während ich so versunken verweilte, entdeckte ich weit draußen auf dem Ozean einen Punkt. Ich schürzte die Hand vor Augen, um besser sehen zu können. Es war kein Irrtum, da segelte ein Schiff. Es schien auf die Insel zuzuhalten. Doch nicht nur eine gewaltige Aufregung brachte mein Herz zum Rasen, nein, da war noch Angst. Plötzlich überkam mich das Bedürfnis, zu fliehen und mich in den Wäldern zu verkriechen, bis sie wieder fort waren. Ich fürchtete mich davor, wieder zu den Menschen zurückzukehren. Und doch musste ich dorthin, um nachzuschauen. Das Tier, das ich geworden war, rannte geschmeidig durchs Unterholz, unauffällig. Der Weg zur Bucht machte mich nicht mehr müde, ich war ihn viele Male gegangen seitdem. Dann erreichte ich den Strand und versteckte mich in den Büschen. Ich versuchte, mir Worte zurechtzulegen und obgleich ich noch nicht so lange auf der Insel war, hatte die Einsamkeit ihr Übriges getan. So wenig war also nötig, um das Menschsein zu vergessen und hinter sich zu lassen. Und ich bereute es nicht mehr. Ich wollte nur meine Ruhe.
    Aber als das Schiff in der Bucht auftauchte, schluchzte das Tier auf und umschlang sich mit seinen Armen. Es war die Fate , meine Fate . Sie waren zurückgekommen, um mich zu holen. Ich sah sie mit ihren Beibooten an den Strand rudern und konnte mich nicht rühren. Unter ihnen war Edward. Ich versuchte seinen Namen zu flüstern, meine Stimme krächzte nur, sie war lange nicht benutzt worden. Doch als ich es herausbrachte, kehrte der Mensch in mir zurück. Ich erhob mich und verließ mein Versteck. Wäre ich ein Mann gewesen, hätte ich einen langen Bart gehabt, so hatte ich mich äußerlich nicht so sehr verändert, meine Kleidung sah mitgenommener aus - ich dachte tatsächlich, wenn sie kaputt ist, mache ich keine neue mehr - und ich war ungekämmt. Wenn ich mich jetzt jedoch im Spiegel betrachte, sehe ich die Veränderung noch in meinen Augen, eine Fremdheit, die bald verschwinden wird. Bald werde ich wieder Ramis sein.
    Jedenfalls hob Edward den Kopf, als könnte er mich spüren. Eine Weile starrten wir uns an. Er bewegte sich zuerst und stürmte auf mich zu. Als er mich erreicht hatte, drückte er mich fest an sich.
    "Tante! ", schrie er ungestüm. "Ich bin so froh!"
    Ich auch, sagte ich

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