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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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nicht unerlaubt entfernen!“ Damit war wohl eher seine Erlaubnis als die des Königs gemeint. „Mach so etwas ja nicht noch einmal! Verstehen wir uns in dieser Sache?“
    „ Ja, Sir.“ Sie verabscheute sich selbst für ihre ewige Ja-Sagerei.
    „ Wir gehen jetzt besser, da du dich so schlecht fühlst, Semi.“
    Er schien wieder besänftigt zu sein, doch Ramis traute dem Frieden gewiss nicht. Freundlich reichte er ihr sogar die Hand, damit sie aufstehen konnte. Müde und steif trottete Ramis hinter dem eleganten Adligen her. Anscheinend hatte er sich schon vom König verabschiedet, denn er kehrte nicht in den Saal zurück, sondern schlug den Weg nach draußen ein. Die Kutsche stand bereits reisefertig im Hof und der Lakai öffnete die Tür. Erleichtert ließ sich Ramis auf der Bank nieder. Sie wollte nur noch zurück nach Maple House und in ihr Bett. Ihre Beine waren so zittrig und schwach. Vor lauter Müdigkeit nahm sie ihren Mitfahrer gar nicht richtig wahr. Sie döste ein, bis sie Sir Edwards Stimme wie der aus ihrem Halbschlaf riss.
    „ Schlaf doch noch nicht ein, kleine Semi. Jetzt haben wir endlich einmal Zeit füreinander und du willst schlafen?“
    Sie war plötzlich hellwach und starrte ihn alarmiert an. Etwas s timmte nicht, überhaupt nicht.
    „ Komm und setz dich neben mich.“ Herrisch streckte er die Hand aus.
    Ramis gehorchte nicht und rückte nur noch weiter von ihm ab. Kalte An gst schnürte ihr den Magen zu.
    „ Komm her!“ Das war eindeutig ein Befehl.
    Dennoch weigerte Ramis sich. Ihr Instinkt warnte sie. Schließlich verlor Sir Edward die Geduld und lehnte sich nach vorn, um blitzschnell ihren Arm zu packen. Sie versuchte, sitzen zu bleiben, aber er war stärker. Er zerrte sie zu sich heran und drückte sie auf die Bank neben sich. Schwer legte er einen Arm um sie. Und dann waren seine Hände plötzlich überall an ihrem Körper. Sein Mund saugte sich an ihrem Hals fest. Sie konnte sich nicht gegen ihn wehren, ihre Kraft reichte nicht aus. Er hielt kurz inne und beugte sich aus dem Fenster, hielt sie aber immer noch wie ein Schraubstock fest. Sie konnte nicht verstehen, was er dem Kutscher zurief, in ihren Ohren rauschte das Blut. Er zog seinen Kopf zurück und wandte sich wieder ihr zu. Er berührte die Stellen ihres Leibes, die sie wild vor ihm zu schützen versuchte. Panik durchströmte sie wie eine Flutwelle. Ohne es merken, zerbiss sie ihre Lippen, bis diese bluteten. Tränen der Verzweiflung schossen ihr in die Augen. Die Kutsche hielt. Grob zerrte Sir Edward sie heraus, so dass sie stürzte und sich Handflächen und Knie aufschürfte. Ihr gehetzter Blick streifte den Lakai und den Kutscher. Die beiden sahen verlegen weg und taten, als wäre nichts. Ramis sträubte sich nach Leibeskräften und klammerte sich an ein Wagenrad.
    „ Führ‘ dich nicht so auf!“, knurrte ihr Peiniger und bog ihr brutal die Finger auf. „Sei jetzt ruhig, sonst wirst du es bitter bereuen!“
    Sie schrie, gellend wie eine Gefolterte. Er schlug kräftig zu. Entsetzte, aufgerissene Augen starrten ihn an, in ihnen war kaum noch etwas Menschliches, aber sie hörte auf zu toben. Nur das unkontrollierte Zittern ihrer Glieder verriet das Grauen in ihr. Sir Edward zog sich einen Umhang über, er wollte schließlich keinen Anlass zu Gerüchten geben. Eilig schritt er auf das Haus zu und schaffte sie durch die knarrende Tür. Sie betraten einen sehr vollen Schankraum, es roch nach Essen und Bier. Ramis drehte sich der Magen um, die Enge um sie, die vielen Menschen machten alles noch schlimmer. Auch Sir Edward fühlte seine Nase beleidigt, dennoch bahnte er sich herrisch einen Weg zum Tresen.
    "Ein freies Zimmer! ", forderte er den Wirt mit befehlsgewohnter Stimme auf und warf schon im Voraus das Geld hin. „Den Rest kann er behalten.“
    Der Wirt machte sich auf, ihm das Zimmer zu zeigen. Ein komischer Kerl, dachte er bei sich. Redet wie ein Adliger, aber Manieren hat der wie ein Folterknecht. Das arme Mädchen. Er konnte sich denken, was das Schwein vorhatte. Dabei war sie noch so blutjung. Er musste an seine eigenen Kinder denken. Doch er hatte nicht das Recht, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen.
    Der beschimpfte Adlige stieß Ramis voran ins Zimmer. Das Mädchen wich fluchtartig zurück und kroch unters Bett, ehe er es festhalten konnte. Erstaunlich schnell setzte er hinterher und erwischte Ramis Fuß. Sie zappelte verzweifelt und klammerte sich fest. Mühsam zog er sie hervor. Die Kleine entwickelte

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