Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
Vom Netzwerk:
eine ungewöhnliche Kraft. Sie biss ihn krampfhaft in die Hand, als er sie mit einiger Anstrengung aufs Bett warf. Einen Augenblick war sie frei und taumelte vom Bett fort. Fast schon bei der Tür, packte er sie wieder. Sie schrie. Fluchend drückte er Ramis auf die harte Liege und ließ sich auf sie fallen. Sein Gewicht nagelte sie fest und plötzlich sah sie alles ganz klar. Sie wusste mit grauenhafter Sicherheit, was er vorhatte. Er zerriss den Schutzschild, der sie vor dem Grauen geschützt hatte. Sie kreischte wild auf und begann blindlings um sich zu schlagen und zu beißen. Sie gebrauchte alle Waffen, die sie hatte. Ihre Nägel zerkratzen sein Gesicht. Das stachelte ihn noch mehr an, er schlug brutal immer wieder zu. Sie kämpfte um ihre Seele, ihre wertvolle Seele, die man ihr wieder stehlen wollte. Wenn sie sich genug wehrte, würde sie sie halten können. Sie fühlte ihre Seele gegen ihre Wände schlagen, sich lockern, die haltenden Stricke reißen. Bei jedem seiner Schläge wurde sie brüchiger und als er dem Mädchen die Kleider herunter riss, fielen die Schutzwälle wie Staub in sich zusammen. Ihre Schreie wurden immer schriller und durchdringender, bis er sie mit seinem Mund erstickte. Er lachte. Das Grauen war nicht abzuhalten, es stieß in ihre innersten Bereiche vor. Brutal drang er in sie ein und mit ihm das Böse. Ihre Seele riss mit einem Ruck und verschwand blutend. Ein hoher Ton entrang sich ihren zerfetzen Lippen und endete in einem Wimmern. Alles war zerbrochen.
    Irgendwann erhob sich Sir Edward zufrieden und zog sich wieder an. Das Blut störte ihn nicht im Mindesten.
    "Das war doch gut, nicht wahr, Semi? Sieh zu, dass du morgen wieder zuhause bist."
    Er drehte sich zur Tür und ging hinaus. Auf dem Bett ließ er ein blutverschmier tes, wimmerndes Geschöpf zurück.
     
    Der Wirt sah den vermummten Mann wieder die Treppe herunterkommen. Er war allein. Ohne zur Seite zu blicken, schritt er zur Tür hinaus. Eine böse Vorahnung überkam den Wirt. Er befahl seinem Gehilfen, ihn hier zu vertreten und schlich die Stufen hinauf. Behutsam öffnete er die Zimmertür. Entsetzt hielt er die Luft an. Das Bild, das sich ihm bot, war ekelerregend. Dicke, verpestete Luft hing im Zimmer. Es roch nach Blut. Das Mädchen lag zusammengerollt da und gab winselnde, hohe Töne von sich. Es war jämmerlich. Leise schloss er die Tür und suchte nach seiner Frau. Die wusste vielleicht, was zu tun war. In seinem Gasthaus hatte sich ein scheußliches Verbrechen zugetragen.
    Die Wirtin, eine dicke, gemütliche Frau, brachte gerade ihr Jüngstes zu Bett, nachdem dieses einen Albtraum gehabt hatte, als die Tür aufgerissen wurde. Ihr Mann stand im Zimmer. Er sah furchtbar aus.
    "Was ist passiert?" , fragte sie erschrocken.
    "Komm mit! Schnell!" , rief er und rang sich nervös die Hände. Sie stellte keine weiteren Fragen, sondern folgte ihm. Unterwegs wurde sie dann aufgeklärt.
    "Oh je, das arme Mädchen!" , murmelte die Wirtin, die eine mütterliche Natur war. Als sie ins Zimmer trat, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen. Sie erfasste die Lage sofort. "Schnell, hol mir frisches Wasser und saubere Tücher!", wies sie ihren Mann an. "Und bring ein Hemd und eine Hose mit."
    Erleichtert, etwas tun zu können, eilte er los. Das ausgerechnet ihm das passieren musste! Es könnte auch dem Ruf des Gasthofes ernsthaft schaden.
    Die Wirtin näherte ich vorsichtig dem Bündel auf dem Bett. Ein Zucken durchlief es, als sie es sanft berührte. Der ganze Körper des Kindes verkrampfte sich. Das änderte sich auch nicht, als die Wirtin es wusch und ihm das riesige Hemd anzog. Sie zog das Mädchen hoch und wunderte sich, wie leicht es war. Dann brachte sie es in ein anderes Zimmer und steckte es ins Bett. Seine Haut war eiskalt und Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Der ganze Körper war mit Schrammen und Prellungen übersät, die sich bereits verfärbten. Jemand musste sie richtiggehend zusammengeschlagen haben. Das alles deutete auf eine so sinnlose Grausamkeit hin, dass es ihr kalt den Rücken herunterlief. Ihr Mann verbrannte unterdessen das zerrissene, befleckte Festkleid. Eine Weile saß die Frau noch an Bett, doch schließlich musste sie nach ihren eigenen Kindern schauen. Sie konnte sowieso nicht mehr tun.
    "Ich komme gleich wieder ", murmelte sie beruhigend. Keine Reaktion. Also verließ sie den Raum.
     
    Ramis sah der Frau abwesend nach. Sie empfand keinen Schmerz mehr. Seit die Frau sie gewaschen hatte, waren

Weitere Kostenlose Bücher