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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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hatte werden wollen: einer der Menschen, die sich in ihrer kleinen Welt einmotteten und alles aus ihren Gedanken verbannten, was ihren Alltag stören könnte. Das waren die rechtschaffenen Bürger, die nie eine böse Tat begingen. Ihr ganzes Leben erfüllte sie mit Bitterkeit. Angefangen beim Tod ihrer Mutter, als ihr Vater sich danach abmühte, seine Kinder zu versorgen und sie zu guten Menschen zu erziehen. Er wäre enttäuscht von ihr gewesen und das schmerzte sie besonders. Nach seinem Tod ging die Verantwortung auf sie über, denn Emily war unheilbar erkrankt. Martha fand keinen Mann, der ihr genug bedeutete hätte und der sie so akzeptiert hätte, wie sie war. Dennoch war auch sie einst schwanger geworden, ledig und mittellos. Sie hatte das Kind gleich nach der Geburt weggegeben. Nicht einmal, ob es ein Mädchen oder ein Junge gewesen war, hatte sie je erfahren. Martha hatte Ramis nie davon erzählt, noch heute hatte sie Schuldgefühle, weil sie das Baby so bereitwillig im Stich gelassen hatte und sie schämte sich für ihr Lotterleben. Damals hatte Martha um jeden Penny kämpfen müssen, weil sie keiner geregelten Arbeit nachging. Die Stelle der Näherin in Maple House gab ihr zwar endlich ein festes Gehalt, aber sie konnte sich nicht mit ihrem Leben zufrieden geben. Sie wollte mehr, sie wollte mit ihrer Bildung Gipfel erstürmen. Es war ihr nicht gelungen, irgendwann hatte sie sich in dieses Leben eingefügt, es als unabwendbar betrachtet und es bald sogar nicht mehr anders gewollt. Die Tage, in denen sie Emily innerlich verfluchte, waren vorüber. Nun schien ihr Lebensweg vorgezeichnet zu sein. Als Francis Ramis mit sich brachte, lag ein Hauch von Veränderung in der Luft. Gleich einem Sonnenstrahl, der sich allmählich durch die Wolken schob, war Ramis in ihr Leben getreten. Es war, als hätte man ihr noch einmal die Chance gegeben, ihr Kind zurückzuhaben. Jetzt war alles zerstört.
    Unfreundlich klopfte sie an Sir Edwards Tür. Ein Teil von ihr war wieder die rebellische junge Frau, die die Welt verbessern wollte und deren Ideale man erstickt hatte, wie sie es nie gewollt hatte. Doch keiner öffnete. Die Tür war sogar verschlossen.
    "Suchst du etwas?"
    Wie immer, wenn sie Francis begegnete, erfasste sie ein unangenehmes Gefühl. Sie fühlte sich immer daran erinnert, was früher zwischen ihnen vorgefallen war, als sie noch jung und heißblütig gewesen waren. Er hatte ihr auch die Stelle hier verschafft. Das hätte sie Ramis ebenfalls nicht sagen können. Wie hätte sie ihr klarmachen können, dass sie und Francis eine Affäre gehabt hatten, bis es einen großen Streit gegeben hatte? Seitdem hasste er sie und sie fragte sich, ob nicht das der Grund war, weshalb er Ramis so schikanierte. An seinem Ausdruck erkannte sie, dass er ebenfalls an die Geschehnisse dachte.
    "Ja, ich suche Sir Edward. Ich muss mit ihm reden", antwortete sie mit einiger Verspätung.
    "Er ist nicht hier ", meinte Francis knapp.
    "Was heißt das, nicht hier?" Martha konnte eine gewisse Gereiztheit nicht unterdrücken.
    "Er ist verreist. Was willst du von ihm? Ich kann es ihm ausrichten."
    "Es ist nicht so wichtig."
    Martha drehte sich um.
    "Geht es um die Göre?"
    Sie antwortete nicht und ließ ihn stehen. Im Inneren war sie sehr erleichtert, zu ihrer Schande auch, weil ihr dann die Konfrontation vorerst erspart blieb. Sir Edward verreist! Das gab den Problemen einen Aufschub. Zufrieden setzte sie sich an Ramis Bett.
    "Du wirst für die nächste Zeit sic her sein, mein Kind. Er ist weg", murmelte sie leise. Ramis Augenlider schienen kurz zu flattern, nur einen Moment, so dass man es für Einbildung halten konnte. Doch ihr Körper schien sich zu entspannen.

Am Ende
     
    "Martha, hilf mir doch mal!"
    "Ich komme gleich!" Martha stellte den Wäschekorb auf dem gewaltigen Tisch aus dunklem Holz. Sie betrachtete die schwerfällige Gestalt, die auf einem Hocker stand und sich abmühte, Lady Harriets teure Sammlung aus chinesischem Porzellan abzustauben, die diese mit in die Ehe gebracht hatte. Ärgerlicherweise standen diese auf einem hohen Regal und Ramis dicker Bauch behinderte sie.
    Die beiden Frauen befanden sich in einem der prächtigen Zimmer des Hauses, das keinen anderen Zweck als den der Präsentation zu haben schien. Es war angefüllt mit exotischen Dingen aus aller Welt. Ein Tigerfell hing an der Wand und eine afrikanische Maske, die schauerlich aussah, stand an einen Schrank gelehnt. Ramis interessierte sich sehr für diese

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