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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Vergünstigungen für ihre Dienste."
    Die andere kicherte aufgeregt. Da packte Ramis die kalte Wut. Sie warf ihren Korb zu Boden und stürzte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit auf das Lästermaul. Unter Ramis heftigen Ansturm trat das Waschmädchen erschrocken einen Schritt zurück, entging dadurch aber nicht dem Schlag, der sie taumeln ließ. Sie stolperte und stürzte nach hinten. Zu ihrem Unglück stand dort ein Waschtrog voll mit Wäsche, in dem sie mit einem Platsch landete. Ramis hatte immer noch nicht genug und packte ihr Opfer an den Haaren und tunkte dessen Kopf unter Wasser. Die anderen kreischten und starrten entsetzt die Schwangere an, die wie verwandelt war. Keiner wollte sich ihr nähern. Eine bösartige Brutalität verzerrte ihre Züge, wie man sie noch nie an ihr gesehen hatte. Das Waschmädchen zappelte verzweifelt, aber Ramis war trotz ihrer Magerkeit ein kräftiges Mädchen. Sie machte keine Anstalten, die andere wieder hoch zulassen.
    Erst als sie eine starke Hand zurückriss, lockerte sie ihren Griff. Vor sich sah Ramis das zornesrote Gesicht der Köchin, die sie ohrenbetäubend anbrüllte.
    "Was fällt dir ein? Du bist wohl des Wahnsinns, du kleine Hexe!"
    Die Köchin stemmte jetzt die Hände in die Hüften und glich mit ihrem vor Empörung bebenden Körper so sehr dem Bild des typischen Hausdrachens, dass Ramis Zorn einer hysterischen Fröhlichkeit Platz machte. Und der Anblick ihrer triefnassen Gegnerin, die nach Luft schnappend im Waschtrog hockte, war einfach zu viel für Ramis. Sie begann schrill zu lachen. Eine schmerzhafte Kopfnuss ließ die verstummen. Blitzende Augen, in denen kurz eine fast mörderische Wut stand, starrten die Köchin an. Die dicke Frau glaubte einen Augenblick, das Mädchen werde auch über sie herfallen, doch dann beherrschte Ramis sich wieder.
    Dieses Kind ist vom Teufel besessen, dachte die Köchin böse, führt sich immer auf wie eine Wahnsinnige. Entweder sie hockt wie ein Eisklotz herum und spricht kein Wort oder sie kreischt und schlägt um sich, als wäre sie irre. Und jetzt ertränkt sie fast das Waschmädchen! Die Köchin tobte und schimpfte noch eine Weile, dann hatte sie sich eine Strafe ersonnen. Am liebsten hätte sie das Biest rausgeworfen, doch das wollte Sir Edward nicht. Er musste ebenfalls verrückt sein, der Herr, doch so etwas dachte man am besten nicht einmal!
    Ramis musste letztendlich zusätzlich zu ihrer eigenen Arbeit noch eine ganze Menge anderer Dinge erledigen. Damit hatte sie ordentlich zu tun, doch sie bereute es nicht, sich verteidigt zu haben. Außerdem war sie froh, dass die Köchin die Strafe bestimmt hatte und nicht Francis. Er hätte sich eine viel teuflischere Sache einfallen lassen.
     
    "Ramis, du weißt doch selbst, dass du nicht auf das Geschwätz hören sollst. Es ist so dumm, dass man nur darüber lachen kann. Eigentlich müsstest du es besser wissen."
    Ra mis seufzte und setzte sich auf einen Stuhl. Ihre Füße waren in letzter Zeit immer so geschwollen und schmerzten. Sie hatte keine Ahnung, wie sie noch länger auf den Knien herumrutschen sollte, um Böden zu schrubben. Mit ihrem Bauch wurde es einfach unmöglich. Außerdem tat ihr Rücken ständig weh. Ächzend streckte sie sich und fragte sich, wann das Kind kommen würde. Sie empfand eine fast närrische Vorfreude. Martha hatte ihr das Leben mit dem Baby in so bunten Tönen ausgemalt, dass sie ganz gespannt war. Ramis nahm sich vor, dass ihr Kind niemals das erleiden sollte, was ihr widerfahren war. Sie würde es beschützen... Nie würde es nachts Albträume haben und mit der Grausamkeit dieser Welt in Berührung kommen. Liebevoll legte sie ihre Hände auf den Bauch. Manchmal spürte sie die Bewegungen des kleinen Wesens und dann überkam sie der heftige Wunsch, dass ihm nie irgendein Leid geschehen würde. Es war ein Teil von ihr, erwachsen aus ihrem Blut, genährt durch ihren Körper. Am liebsten würde sie es in sich behalten, dort wäre es sicher aufgehoben und Sir Edward würde sie nie wieder anfassen.
    Erstaunt hatte Ramis bemerkt, dass er ihr tatsächlich aus dem Weg ging! Seltsamerweise schien ihn ihr dicker Bauch abzuschrecken. Ein unbestimmbarer Ausdruck zeigte sich dann in seinen Augen, fast eine Art Abscheu. Sie ahnte, warum er Lettice wirklich aus dem Haus geworfen hatte. Nicht nur, weil er sie satt hatte, das wäre für ihn kein Problem gewesen, sondern wegen des Kindes, des dicken Bauches. Warum tat er es nicht auch bei ihr? Sir Edwards Unbehagen gab

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