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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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prägten sich ihr ein, während sie den Rest nicht richtig mitbekam. Sie sah einen Fingerabdruck auf dem Metall und eine Falte in Sir Edwards Hemd. Trotzdem holte sie ganz bewusst weit aus und stieß mit aller Kraft zu. Sie beobachtete, wie leicht das Messer in die Haut eindrang, leichter als in das Fleisch, das in der Küche geschnitten wurde. Wie in Butter.
    Das Ganze ereignete sich innerhalb weniger Sekunden und Sir Edward drehte sich gerade noch um, als er die blanke Klinge auf sich zusausen sah. Seine Augen weiteten sich, als sich der Dolch bis zum Heft in seine Seite bohrte. Ramis stand ganz dicht bei ihm und seine Hand krallte sich in ihre Schulter. Er blickte erstaunt auf den Knauf, der aus seiner Brust ragte und blickte anschließend in Ramis Gesicht, das der Wahnsinn auf seine seltsame Art entstellt hatte. Er wollte etwas sagen, doch kein Wort kam über seine Lippen, er bekam keine Luft mehr. Sie standen so nahe beieinander, dass es einer grotesken Umarmung glich. Die Zeit stand still. Ramis flüsterte etwas, an das sie sich später nicht mehr erinnerte. Inmitten dieser Ewigkeit lockerte sich Sir Edwards Griff und er rutschte langsam an ihr herunter. Als er zu ihren Füßen lag und sich nicht mehr regte, fingen ihre Hände an zu zittern und kurz darauf schlotterte sie am ganzen Körper. Sie sackte in sich zusammen, fiel neben ihn. Sie starrte in seine gebrochenen Augen, die etwas zu sehen schienen, was sie nicht erkennen konnte. Aus ihrem Mund kamen stammelnde Sätze, während sie ihre Finger in das Blut am Boden tauchte, das den Teppich durchtränkte. Überall war sein Blut. Schließlich stand sie auf und taumelte ziellos durchs Zimmer. An der Wand war eine leere Vorrichtung für eine Waffe, wo der Dolch gehangen hatte. Ramis wusste nicht, was sie tun sollte. Sie befestigte den Dolch wieder an der Wand.
    Marthas Entsetzensschrei von der Tür drang wie eine Explosion in diese in Bewegungslosigkeit erstarrte Welt ein. Martha war gekommen, um ihr Kind zu retten, doch sie war zu spät.
    " Was hast du getan! ", schrie Martha außer sich.
    Unendlich lahm drehte Ramis den Kopf, und Martha fürchtete schon, das Mädchen würde auch sie angreifen. Ramis wirkte so fremd. Dann plötzlich schien sie aus ihrem Wahn zu erwachen. Ihre verhangenen Augen klärten sich und die Anspannung brach ihren Bann.
    "Ich habe ihn getötet!" , gellte Ramis. "Siehst du nicht, was er getan hat? Er will mich in die Hölle zerren! Halt mich fest, bevor er mich mitnimmt!"
    Ramis stürzte zu Martha und packte ihren Ärmel, ehe diese sich versah und rüttelte wild daran. "Er ist doch tot, oder?" , drängte sie, die Stimme schrill vor Entsetzen.
    Martha versuchte, sie zu beruhigen.
    "Ja, Ramis, ja er ist tot."
    "Wirklich?"
    Martha nickte. Daraufhin atmete Ramis tief durch. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass er nie wieder aufstehen würde. Genauer gesagt konnte sie es sich gar nicht vorstellen. Martha seufzte schon auf, weil das Mädchen sich wieder beruhigt zu haben schien, als es zu singen anfing. Schaudernd vernahm Martha die zitternde Stimme, die in einer fremden Sprache ein Lied anstimmte, das sich wie ein altertümliches Klagelied anhörte. Es drückte einen solchen Schmerz aus, dass Martha es nicht wagte, es zu unterbrechen. Ergriffen lauschte sie dem fremden Geist, der aus Ramis sprach. Schließlich jedoch hielt Martha es nicht mehr aus und fasste Ramis am Arm. Die se verstummte und wandte ihr das Gesicht zu. Es war tränenverschmiert.
    "Wir müssen hier weg!" Martha überkam Panik. "Bald werden die anderen kommen. Sie dürfen uns auf keinen Fall hier finden."
    Ramis begriff anscheinend nicht, dass sie soeben einen Mord begangen hatte und man sie dafür hinrichten würde, gleichwohl, welche Gründe sie anführte. Widerstrebend ließ sie sich aus dem Zimmer ziehen. Wie gebannt verharrte ihr Blick auf der Gestalt Sir Edwards, der leblos auf dem Boden lag.
    "Er ist tot. Er ist tot ", murmelte sie beschwörend vor sich hin, weil sie fürchtete, er könne sonst wieder aufstehen und über sie herfallen. Man sagte, der Teufel sei unsterblich.
    Martha schob Ramis hastig hinaus und verschloss die Tür. Das Mädchen hatte keinen Sinn für die Realität. In ihrer Welt galten andere Prioritäten. Nur nicht an die Frage denken, was nun folgen sollte. Erst einmal weg von hier. Martha drapierte ihre Jacke über Ramis blutbefleckten Kittel. Ganz kalt fühlte sich ihre Haut an. Offensichtlich stand ihre Kleine wirklich unter Schock. Martha brachte

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