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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Ramis hinaus in den Garten und versteckte sie zwischen den Büschen. Dann fasste sie sie um die Schulter und sagte ernst:
    "Mein Kind, ich weiß nicht, wie wir das machen sollen, aber du musst weg von hier. Es gibt keine andere Möglichkeit mehr."
    "Was?" Ramis blickte sie benommen an. "Aber warum denn?"
    "Ramis, komme endlich zu dir! Du hast einen Menschen ermordet! Und noch einen so einflussreichen dazu! Egal, was wir darüber denken, keiner wird dir Gnade gewähren! Für sie bist du eine Mörderin, die einen der ihren umgebracht hat. Sie werden dich verfolgen und suchen, bis sie dich gefunden haben, dann werden sie dich hinrichten!"
    " Hinrichten? " Ramis zuckte zusammen. Sie dachte an die alte Frau und den Galgen. "Aber wohin soll ich denn? Und was ist mit dir?"
    "Ach Mädchen, du wirst nicht einmal in London bleiben können. Hier ist niemand, der dich schützen und dich bei sich verbergen kann. Bei Emily und mir werden sie zuallererst suchen."
    "Wissen sie denn, dass ich es war?"
    Martha strich sich mutlos über die Stirn.
    "Es ist nur allzu logisch. Francis hat dich zu ihm gebracht."
    "Ich wünschte, er wäre auch tot."
    "Das nützt auch nichts mehr. Wir müssen jetzt handeln, ehe es zu spät ist. Ich werde dir alles Nötige aus dem Haus holen."
    Martha schob sich aus dem Gebüsch, als Ramis sie krampfhaft festhielt. Schreckliche Furcht übermannte sie.
    "Und was ist mit dir? Kommst du denn nicht mit?"
    "Ich flehe dich an zu verstehen, Ramis! Ich kann nicht weg. Was wäre denn dann mit Emily? Sie könnte uns niemals begleiten."
    Ramis sackte in sich zusammen. Sie war schrecklich anzusehen, ganz verhärmt. Ihre Stirn war klatschnass, der Schweiß hatte Furchen durch die Blutspuren gezogen.
    "Ich kann nicht ohne dich gehen. Ich bleibe hier."
    "Nein! Du schaffst das, Ramis! Bitte, tu mir den Gefallen! Ich gebe dir mein ganzes Geld mit und alles, was ich habe."
    "Ist das ein Abschied für immer? Das halte ich nicht aus. Ohne dich falle ich zusammen wie ein Haus, das kein festes Fundament hat. Bitte..."
    Sie streckte die Hände in einer so verzweifelten Geste aus, dass es Martha das Herz brach.
    "Es hilft nichts, mein Kind, du musst weg. Und nun muss ich gehen."
    "Es tut mir leid, dass du deine Stelle durch meine Schuld verlieren wirst. Ich hätte nie kommen sollen."
    Ramis Gegenüber schüttelte wild den Kopf.
    "Niemals! Du warst alles, was mein Leben beglückt hat. Niemals hätte ich dich missen wollen!"
    "Ach Martha, warum kann ich nicht in den Gassen untertauchen?"
    "Weil du dort nicht hingehörst. Es würde dich genauso sicher umbringen, wie wenn du hier bleibst. Als Frau hast du dort keine andere Chance, als deine Körper zu verkaufen."
    Ramis schauderte es. Oh nein, das niemals! Lieber sollte man sie fangen.
    "Ich will nicht, dass du dort landest. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir."
    "Du irrst. Ich bin schon lange tot. Alles, was in mir je gelebt hat, ist verfault. Ohne dich gibt es kein Leben!" Ramis setzte sich auf den moosigen Rand eines alten Springbrunnens und rang hilflos die Hände. "Ich kann nicht glauben, was passiert ist. Die ganze Welt ist so unwirklich. Ist er auch ganz sicher tot?"
    Martha nahm Ramis in den Arm.
    "Ja, Liebes, das ist er. Und deshalb muss ich auch jetzt gehen und deine Sachen holen."
    "Also gut, ich werde gehen ", murmelte Ramis unendlich müde. "Doch werden sie dir nichts tun, Martha?"
    "Nein, Ramis, das werden sie nicht. Warum sollte die fügsame Martha auch ihren Herrn umbringen? So, und jetzt lass uns keine Zeit mehr verlieren."
    Das schien auch angebracht, denn im Haus brach Tumult los. Laute Stimmen und Schreie drangen nach draußen.
    "Jetzt ist es soweit. Bleib hier im Versteck!" Damit rannte Martha schon ins Haus.
    Ramis blieb allein und verängstigt im Garten zurück. Sie lauschte dem Lärm im Haus. Schließlich schlich sie zu dem kleinen Grab, um ein letztes Mal dort ihr Kind zu spüren.
    "Dir bl eibt eine grausame Welt erspart", raunte sie, während es ihr den Hals zuschnürte. "Lebe wohl in deiner friedlichen Welt."
    Mit einem Schluchzen wandte Ramis sich ab. Sie hörte Martha bereits wieder zurückkommen. Ihre Freundin hatte ein Packen bei sich, in das sie Essen, Geld und Kleidung hineingewickelt hatte. Der Zeitpunkt des Abschieds war da.
    "Wo ist Bonny?" , fiel Ramis voller Schreck ein. "Ich muss ihr wenigstens Auf Wiedersehen sagen."
    "Ihr geht es gut. Ich werde für sie sorgen. Sie kann nicht wissen, dass du gehst und wir können unmöglich warten. Außerdem

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