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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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meine Reaktion wieder einmal zu hysterisch war... Unabhängig davon ist Lord Fayford heute Morgen nach London abgereist und ich bin sehr erleichtert darüber. Keine Ahnung, wann er zurückkommt. Hoffentlich bleibt er ganz lange dort.
    Den ganzen heutigen Tag habe ich mich voller Konzentration den Pflichten der Hausherrin gewidmet. Ich ordnete einen Großputz an. Mit gemischten Gefühlen erinnerte ich mich an das entsprechende Ereignis in Maple House, das alle zwei Jahre stattgefunden hat. Aber dieses Mal war ich diejenige, die den Befehl dazu gab. Die Vorstellung, dass weder die Köchin noch Francis Macht über mich hatten, versetzte mich für ein paar Stunden in Euphorie, denn mir war wieder bewusst geworden, was mir inzwischen fast selbstverständlich geworden ist, was damals allerdings keiner auch nur in Erwägung gezogen hatte: Dass ich vom allerniedrigsten Dienstmädchen zur Herrin aufsteigen würde, welcher der König versicherte, er würde ihr die Welt zu Füßen legen... Was für ein Aufstieg! Und alles wegen ein paar Lügen und der Ritterlichkeit eines jungen Adligen. Manchmal gelingt es eben doch jemandem, durch die abgedichtete Trennung zwischen den Schichten zu schlüpfen. Dass gerade ich dieser jemand sein sollte, ist das Verblüffendste an der Sache. Ich hatte nicht einmal eine Zukunft gehabt und war ein unscheinbares Geschöpf, das so grau war wie der Raum, in dem es lebte. Tja, nun bin ich hier, durch die unabwägbaren Wirren des Schicksals hergeschleudert.
    Weit hast du es gebracht mit deiner so widerwilligen Heirat.
    Ich schritt in mein Zimmer, schloss ab und riss mir den Schleier vom Gesicht, um mein Gesicht in dem hohen Spiegel, der in meinem Ankleidezimmer stand, sehen zu können. Vorsichtig fuhr ich darüber, von der Stirn bis zum Kinn. Meine Finger verschmierten die rote Schminke darauf. Weiterhin löste ich meine Haare und fuhr durch die warmen Wellen, die so weich waren, wie es mir nie bewusst gewesen war. Ich berührte mich, als würde ich alles zum ersten Mal sehen und müsste mit meinem Händen beweisen, dass ich wirklich da war. Ein unwiderstehlicher Impuls überkam mich und ich begann, meinen Körper hin und her zu wiegen, zu tanzen. Zuerst sehr unbeholfen, doch ich besann mich, was Talamara mir geraten hatte: Lass alles raus. Tanz einfach, wie du dich fühlst. Dann wird es für jeden wunderschön aussehen. Ich tanzte nur für mich allein, aber ich spürte die pulsierende Wirkung auf mich selbst. Ja, ich ließ alles raus, verausgabte mich. Um mich besser bewegen zu können, zog ich mir das Kleid aus und nach einigem Zögern auch das Hemd. Halbnackt hüpfte und stampfte ich herum, mich nach einer unhörbaren Musik schüttelnd. Das muss ein Anblick gewesen sein! Zum Glück gibt es keine Zeugen dieses verrückten Tanzes. Als ich mich im Spiegel erblickte, mit wippenden Haaren und Brüsten, blieb ich stehen. Ich blieb an dieser weißen Haut hängen, unter der jetzt erhitztes Blut raste. Wie wenig ich diesen meinen Körper doch kannte... Selten hatte ich gewagt, ihn zu betrachten, wegen der Schändlichkeit dieses geheimen Tuns und den Erinnerungen... Für mich war der Körper immer etwas Verbotenes, Obszönes gewesen. Dabei sah die blasse Haut eher ungewohnt denn gefährlich aus. Und sie faszinierte mich.
    Seltsam ist nur, warum man den Körper zugleich schamhaft versteckt und ihn trotzdem auch zur Schau stellt. Ich habe in meinem Leben oft beobachtet, dass das Verborgene den Menschen viel mehr reizt als das Offensichtliche. Es regt die Fantasie an, sich vorzustellen, wie etwas aussieht und ist viel interessanter als die nüchterne Betrachtung. Wenn alle nackt herumlaufen würden, würde der Körper nichts Besonderes mehr sein. Vielleicht ist das der Grund für diese Zwiespältigkeit oder aber die Zeit hat uns mit merkwürdigen Ideen, was richtig oder falsch ist, umhüllt, die aus der Notwendigkeit entstanden, sich gegen die Kälte zu schützen und sich nach und nach in immer neue Dimensionen geschwungen haben, die bis ins Unvernünftige gehen - wie man zum Beispiel am Korsett nachvollziehen kann. Aber ich glaube, da ist noch mehr, etwas, das ich nicht erklären kann. Ein Zauber eventuell, eine Aura, die einen unsichtbar umstrahlt. Ich legte auch den letzten Rest meiner Kleidung ab - und erblickte mich so entblößt wie nie. Ich bekam eine Gänsehaut wegen des ungewohnten Luftzuges und schlang meine Arme um den Oberkörper. Plötzlich war es mir peinlich, was ich dort tat. Ich musste mich der

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