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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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ein paar hundert Meter gegangen, bereute sie diese Dummheit bitterlich.
    "Ich bin eine unverbesserliche Närrin!" , schimpfte sie sich insgeheim "Wer geht schon nachts mitten durch eine Stadt wie Paris? Hast du immer noch nichts gelernt?"
    Die dunklen Gestalten in den Seitengassen und an den Hauswänden bestätigten ihre Befürchtungen. Sie hüllte sich enger in ihren Mantel. Hoffentlich erkannten sie nicht den Wert ihres Kleides und ihres Schmuckes. Und hoffentlich entging ihnen, dass sie eine Frau war. Schon am helllichten Tage wurde eine Frau ohne Begleitung für wenig ehrbar und deshalb für Freiwild gehalten. Es wäre Glück für sie, wenn sie überhaupt lebend nach Hause käme, geschweige denn unversehrt. Bereits seit einiger Zeit huschten vor ihr und hinter ihr Schatten herum. Wann würden sie zuschlagen? Ramis tastete nach dem Messer, das sie an ihr Bein gegürtet hatte. Es war ein langes, scharfes Matrosenmesser, das sie auf dem Markt erstanden hatte. Aber es würde ihr kaum etwas nützen. Das laute Klappern von Pferdehufen auf dem Pflaster ließ sie aufhorchen. Eine Kutsche, von vier Rappen gezogen, schoss um eine Ecke. Das Gesindel um sie herum verschwand in der Dunkelheit. Ramis holte erleichtert Luft. Sie raffte ihren Schleier, der verrutscht war. Allerdings währte die Sicherheit nicht lange. Sobald die Kutsche vorbei wäre, würden sie zurückkommen. Ihre einzige Chance bestünde darin, das Gefährt anzuhalten und zu fragen, ob sie mitfahren könne. Wagemutig blieb sie auf der Straße stehen, eine vermummte Frau, unter deren Kapuze Edelsteine hervor blitzten. Erst schien es so, als würde man sie stehen lassen, doch kurz vor ihr verlangsamten die Pferde ihren Schritt und hielten neben ihr an. Sie trat an den Verschlag und streckte sich nach oben, um durchs Fenster sehen zu können. Und wenn nun ein böswilliger Schuft darin saß, die es auch unter den Reichen zur Genüge gab? Erschrocken wich sie zurück, als der Insasse sich herausbeugte.
    "Wollt Ihr mitfahren, Madame de Sourges?" Es war ein Schuft, gewiss, ein schlimmerer als erwartet, weil sie mit dem nicht so leicht fertig werden würde.
    "Lord Fayford?" , rutschte es ihr heraus.
    Er dagegen schien nicht überrascht, sie hier zu finden.
    "Genau der. Steigt doch ein." Hilfsbereit hielt er ihr die Tür auf.
    Ramis hatte die Wahl, umgebracht zu werden oder zu ihm in die Kutsche zu steigen. Unter diesen Umständen nahm sie das Angebot an. Mit weichen Knien kletterte sie in das Gefährt, ohne seine ausgestreckte Hand zu ergreifen.
    "Danke Monsieur ", murmelte sie kaum hörbar und setzte sich ihm gegenüber.
    Sie hielt ihren Schleier fest vors Gesicht. Die Kutsche rollte an.
    "Welch ein Glück für Euch, dass ich gerade um diese Zeit hier vorbeikam, Madame. Wenn ich länger auf dem Fest geblieben wäre... Ihr könnt der vielen Arbeit dankbar sein, die man mir aufbürdet. Ein Botschafter zu sein, hat auch seine Schattenseiten, nämlich meterhohe Berge von Korrespondenz. Das Parlament scheint nichts Besseres zu tun zu haben, als mir ellenlange Briefe zu schicken und sie mit 'geheim und eilig' zu betiteln. Aber was bewegt eine adlige Dame dazu, nachts durch die Straßen von Paris zu wandeln? Ihr müsstet wissen, dass das gefährlich ist, oder lernt eine Dame so etwas nicht? Abenteuer könnt Ihr auch woanders suchen, wo Ihr nicht gleich umgebracht werdet." Seine Mundwinkel zuckten.
    "Was amüsiert Euch? Ich finde das nicht lustig, Als ich nach meiner Kutsche gerufen habe, kam ja niemand!"
    "Ihr müsst Euch getäuscht haben. Vielleicht hat man Euch nicht gehört. Schließlich muss ich kurz nach Euch aufgebrochen sein. Bei mir war jedenfalls jemand da, sonst würdet Ihr mich nicht hier sehen. Aus welchem Grund habt Ihr den Palast überhaupt verlassen?"
    "Mir war unwohl."
    "Ihr scheint eine zarte Gesundheit zu haben, ständig seid Ihr krank. Seltsam, dabei habt Ihr den ganzen Abend recht munter gewirkt. Munter genug jedenfalls, um mit Eurem Freund zu tändeln."
    Natürlich hatte er durchschaut, dass sie ihr Unwohlsein nur vorgab.
    "Wenn ich Euch darauf hinweisen darf, meine Gesundheit und mein Verhalten sind meine eigene Sache!"
    "Ja? Komisch nur, dass der ganze Hof daran teilnimmt. Aber lassen wir das. Ich stellte fest, Ihr seid weder besonders gesprächig noch sehr gewöhnlich. Diese Kombination macht nicht gerade beliebt. Habt Ihr etwas gegen mich oder seid Ihr einfach nur verstockt?" , fügte er unvermittelt an.
    "Es muss nicht jede Frau sofort mit Euch

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